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Die deutsche Wirtschaft hat die Schwächephase im vergangenen Winter überwunden, seit Frühjahr 2013 ist das Bruttoinlandsprodukt wieder merklich gewachsen. Die konjunkturelle Besserung wurde sowohl vom privaten und öffentlichen Konsum als auch von der Investitionstätigkeit und den Exporten getragen. Die Zunahme der Beschäftigung und die spürbaren Tariflohnsteigerungen haben die Realeinkommen und den privaten Konsum deutlich steigen lassen. Bei den Investitionen spielte vor allem der Nachholeffekt im Baugewerbe eine Rolle; viele aufgrund des kalten Winters aufgeschobene Bauprojekte wurden nun realisiert. Aber auch die Unternehmensinvestitionen in Ausrüstungen haben nach langem Rückgang wieder leicht zugenommen. Der Preisauftrieb hatte sich in den vergangenen Monaten vor allem durch den außergewöhnlichen Anstieg der Nahrungsmittelpreise verstärkt. Die Arbeitsmarktsituation ist nach wie vor recht robust; die Anzahl der Beschäftigten ist, wenn auch weniger dynamisch, weiter gestiegen. Dass die Arbeitslosigkeit dennoch seit einem Jahr leicht zugenommen hat, lag an der verstärkten Zuwanderung aus den krisengeschüttelten Peripherieländern der Eurozone sowie an der geringeren Teilnehmerzahl an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen.

Abbildung 1
Preisbereinigtes BIP in Deutschland
Saison- und arbeitstäglich bereinigt mit Census-Verfahren X-12-Arima
31558.png

1 Veränderung gegenüber dem Vorquartal in %, auf Jahresrate hochgerechnet, rechte Skala.

2 Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %.

Quellen: Statistisches Bundesamt; ab 2013 Prognose des HWWI.

Einiges spricht dafür, dass sich die Weltkonjunktur gefestigt hat und wieder an Dynamik gewinnen wird. Die US-Wirtschaft hat beim Wirtschaftswachstum zuletzt positiv überrascht, und da die haushaltsbedingten Dämpfungen dieses Jahres nachlassen, dürfte sich das Konjunkturtempo 2014 eher beschleunigen. Auch in der Eurozone zeichnet sich insgesamt ein Ende der Rezession ab, auch wenn die Lage von Land zu Land unterschiedlich ist. Die bremsenden Effekte der Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung der zurückliegenden Jahre verringern sich. Insgesamt sind die Stimmungsindikatoren für den Euroraum wieder positiver.

Von der Stabilisierung der Wirtschaft im Euroraum und der Belebung der Weltkonjunktur profitiert, zunächst über die positiven Impulse des Außenhandels, auch die deutsche Wirtschaft. Die Investitionsneigung der Unternehmen wird sich angesichts der verbesserten Absatzperspektiven im restlichen Jahresverlauf noch festigen, zumal wohl auch einiger Nachholbedarf besteht. Wichtige Stütze des Wachstums bleibt weiterhin der private Konsum. Die Beschäftigungszunahme und steigende Realeinkommen stärken die Kaufkraft der privaten Haushalte. Der Anstieg der Verbraucherpreise verlangsamt sich voraussichtlich in den kommenden Monaten zunächst wieder, so dass für 2013 mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 1,6% zu rechnen ist. Der Arbeitsmarkt sollte sich weiterhin relativ günstig entwickeln. Wegen des bisherigen leichten Anstiegs der Zahl der Arbeitslosen wird diese aber im Jahresdurchschnitt mit 2,93 Mio. Personen etwas höher als im Vorjahr sein. Beim Wachstum ist für die deutsche Wirtschaft trotz des niedrigen Ausgangsniveaus zu Jahresbeginn im Jahresdurchschnitt mit einer Rate von 0,5% im Vorjahresvergleich zu rechnen.

Tabelle 1
Eckdaten für Deutschland
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
  2011 2012 2013 2014
Bruttoinlandsprodukt1 3,3 0,7 0,5 1,7
Private Konsumausgaben 2,3 0,8 0,9 1,1
Staatliche Konsumausgaben 1,0 1,0 1,0 1,2
Anlageinvestitionen 6,9 -2,1 -0,9 3,4
Ausrüstungen 5,8 -4,0 -2,0 5,2
Bauten 7,8 -1,4 -0,4 1,4
Sonstige Anlagen 5,1 3,4 1,0 7,0
Inlandsnachfrage 2,8 -0,3 0,7 1,5
Ausfuhr 8,0 3,2 1,0 6,3
Einfuhr 7,4 1,4 1,5 6,3
Arbeitsmarkt        
   Erwerbstätige 1,4 1,1 0,5 0,4
   Arbeitslose (in Mio.) 2,98 2,90 2,93 2,80
   Arbeitslosenquote2 (in %) 6,8 6,5 6,6 6,3
Verbraucherpreise 2,1 2,0 1,5 1,9
Finanzierungssaldo des Staates (in % des BIP) -0,8 0,1 0,1 0,4
Leistungsbilanzsaldo3 (in % des BIP) 6,2 7,0 7,1 7,1

1 Preisbereinigt.

2 Arbeitslose in % der inländischen Erwerbspersonen (Wohnortkonzept).

3 In der Abgrenzung der Zahlungsbilanzstatistik.

Quellen: Statistisches Bundesamt; Deutsche Bundesbank; Bundesagentur für Arbeit; ab 2013: Prognose des HWWI.

Die für das zweite Halbjahr erwartete konjunkturelle Aufwärtsbewegung sollte sich im nächsten Jahr – unter der Annahme, dass die Schuldenkrise im Euroraum nicht wieder aufflammt und der Welthandel 2014 merklich ansteigt – fortsetzen. Dazu sollten Binnen- und Auslandsnachfrage gleichermaßen beitragen. Unter diesen Bedingungen ist 2014 mit einem Wachstum zwischen 1½% und 2% zu rechnen. Der Preisauftrieb wird sich dann aufgrund der konjunkturell größeren Preiserhöhungsspielräume, bei nicht unerheblich gestiegenen Lohnkosten, wieder der 2%-Stabilitätsmarke nähern.

Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere 2014, gibt es eine Reihe von Unsicherheiten. Ein Risiko besteht in einem erneuten Aufflammen der Schuldenkrise in einigen Euroländern. Außerdem ist die weitere Entwicklung im Nahen Osten, namentlich in Syrien, nicht absehbar; eine weitere Eskalation hätte sicherlich auch negative Effekte auf die deutsche Wirtschaft. Letztendlich stehen noch im September 2013 Bundestagswahlen an. Viele wichtige wirtschaftspolitische Fragen müssen entschieden werden. Dafür ist es wichtig, dass die Unternehmen schnell Klarheit über den zukünftigen Kurs der Regierung gewinnen.

HWWI-Index der Weltmarktpreise für Rohstoffe

31570.png

2010 = 100, auf US-Dollar-Basis.

HWWI-Index mit Untergruppena 2012 Feb. 13 Mrz. 13 Apr. 13 Mai 13 Jun. 13 Jul. 13 Aug. 13
Gesamtindex 125,0 127,9 122,0 117,5 117,9 117,9 122,7 125,7
  (-2,8) (-4,6) (-12,1) (-12,3) (-4,9) (6,9) (5,1) (0,8)
Gesamtindex, ohne Energie 103,1 105,0 101,8 98,7 97,2 95,8 94,3 95,3
  (-12,8) (-2,2) (-5,5) (-7,1) (-5,5) (-3,4) (-8,0) (-5,0)
Nahrungs- und Genussmittel 122,6 117,2 116,4 112,3 113,6 114,2 108,0 102,8
  (-4,9) (-0,3) (-2,0) (-5,4) (-2,4) (-0,9) (-18,0) (-23,1)
Industrierohstoffe 96,1 100,7 96,6 93,8 91,4 89,2 89,5 92,7
  (-15,9) (-2,9) (-6,9) (-7,9) (-6,8) (-4,5) (-3,0) (4,7)
Agrarische Rohstoffe 92,0 94,5 92,8 92,2 92,5 92,7 91,7 93,2
  (-16,8) (-2,1) (-5,0) (-6,2) (-3,0) (2,6) (3,1) (7,4)
NE-Metalle 95,6 98,2 92,1 87,8 86,8 85,3 83,3 86,4
  (-14,5) (-5,5) (-10,0) (-10,4) (-8,4) (-4,6) (-7,0) (-2,0)
Eisenerz, Stahlschrott 103,2 115,3 112,7 110,9 101,1 94,2 101,9 107,7
  (-17,8) (1,9) (-2,0) (-4,5) (-7,8) (-12,2) (-1,4) (17,5)
Energierohstoffe 130,8 133,9 127,3 122,5 123,4 123,8 130,1 133,7
  (-0,4) (-5,1) (-13,4) (-13,3) (-4,8) (9,2) (8,0) (1,9)

a 2010 = 100, auf US-Dollar-Basis, Periodendurchschnitte; in Klammern: prozentuale Änderung gegenüber Vorjahr.

Weitere Informationen: http://hwwi-rohindex.org/


DOI: 10.1007/s10273-013-1579-0