Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für Wirtschaftspolitik

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Heft 5, Mai 2011

In der Maiausgabe des Wirtschaftsdienst erscheinen unter anderem Beiträge zum Thema Währungspolitik. Britta Kuhn (Hochschule RheinMain) analysiert die ökonomischen Vor- und Nachteile eines deutschen Euro-Austritts. Gemessen an einem Vergleich der Inflationsraten und des Wachstumspotentials schneidet der Euro besser ab als die D-Mark. Zusätzlich zu den hohen Kosten einer Währungsumstellung würden auch die deutschen Leistungen im Rahmen der Transferunion es nicht rechtfertigen, aus der Europäischen Währungsunion auszutreten, plädiert Kuhn.

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Ökonomische Folgen eines Atomausstiegs in Deutschland

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THEMA DES MONATS
Ökonomische Folgen eines Atomausstiegs in Deutschland

Die Bundesregierung vollzieht derzeit eine Kehrtwende in der deutschen Energiepolitik. Bis Mitte Juni dieses Jahres soll über die Zukunft der Atomenergie und der erneuerbaren Energien politisch entschieden werden. Als ausgemacht gilt, dass der Atomausstieg schneller kommt, als es die Novelle des Atomgesetzes vom 8. Dezember 2010 festlegt. Die genaue politische Ausgestaltung des beschleunigten Kernenergieausstiegs steht allerdings noch nicht fest und bedarf weiterer Abwägungen. Prof. Dr. Karin Holm-Müller und Michael Weber (Sachverständigenrat für Umweltfragen), Prof. em. Dr. Peter Hennicke und Tobias Schleicher (Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie), Prof. Dr. Andreas Löschel (Universität Heidelberg) sowie Prof. Dr. Claudia Kemfert (DIW Berlin) diskutieren in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsdienst Überlegungen zu den ökonomischen Folgen eines Atomausstiegs in Deutschland unter Berücksichtigung ökologischer und sozialpolitischer Aspekte.

Holm-Müller und Weber stellen in ihrem Beitrag fest, dass ein Atomausstieg in Deutschland nicht nur klimaverträglich, sondern auch bezahlbar ist. Bei der Kostenberechnung eines Atomausstiegs müsse allerdings generell und unabhängig vom Zeitpunkt berücksichtigt werden, "dass nicht so sehr der Atomausstieg, wohl aber der Übergang auf erneuerbare Energien vor allem die Haushalte und die umlagepflichtige Industrie belasten wird". Die daraus resultierenden Preissteigerungen stellen damit auch die Sozialpolitik vor neue Herausforderungen. "Generell dürfe dies jedoch nicht zu einem Verzicht auf die Energiewende führen", so die Autoren. Einigkeit herrsche dagegen in fast allen energiewirtschaftlichen Analysen über die technische Machbarkeit eines schnelleren Atomausstiegs, ohne die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gefährden.

Hennicke und Schleicher analysieren die Atomenergie und den Ausstieg Deutschlands in den Szenarien marktorientierter Kostenabwägung und unter Berücksichtigung des so genannten "Restrisikos", dem unermesslichen Schadenspotential einer Kernschmelze. Sie konstatieren in ihrem Beitrag, dass "Atomenergie für Deutschland in ökonomischer Hinsicht nicht nur das größte denkbare Standortrisiko, sondern auch eine latente Innovations- und Investitionsbarriere für technologische Alternativen, d.h. für Energieeffizienz und erneuerbare Energien bedeutet". Ein Umbau des Energiesystems in Richtung einer risikominimierenden Energieeffizienz- und Solarenergiewirtschaft sei technisch in Deutschland möglich und gesamtwirtschaftlich attraktiv, betonen beide Autoren.

Löschel erläutert, dass "eine zielführende Energiepolitik für Deutschland auch nach Fukushima die verschiedenen Dimensionen nachhaltiger Entwicklung berücksichtigen, sich am Leitbild der sozial-ökologischen Marktwirtschaft orientieren und die Einbindung nationale Energiepolitik in europäische und globale Zusammenhänge beachten müsse". Zielkonflikte lassen sich dabei nicht vermeiden, sollten jedoch im Abwägungsprozess offen dokumentiert und kommuniziert werden. Reine Kosten-Nutzen-Analysen würden bei der Beurteilung der Kernkraft an ihre Grenzen stoßen, da sie das Katastrophenrisiko eines möglichen Störfalls nur unzureichend berücksichtigen. Vielmehr liefern ökonomische Betrachtungen einen wichtigen Beitrag, wie die jeweils kostengünstigste Strategie für einen schnelleren oder langsameren Atomausstieg in Deutschland aussehen kann. "Letztendlich", so betont Löschel, "ist es aber eine gesellschaftliche Entscheidung, welche Risiken tolerierbar sind."

Kemfert zieht in ihrem Beitrag Bilanz aus der Atomkrise und zeigt neue Wege im Umbau der Energiewirtschaft auf. Die Energiewende hin zu einer deutlich verbesserten Energieeffizienz und einem erhöhten Einsatz von erneuerbaren Energien schafft für Kemfert mehr Chancen als Risiken. Neben einem gezielten Umbau der Energieerzeugung hin zu einer dezentralen Energieherstellung mit Kraft-Wärme-Kopplung und erneuerbaren Energien, der energetischen Sanierung von öffentlichen Gebäuden, dem Ausbau der Infrastruktur sowie der Stärkung des ÖPNV, sieht Kemfert die Energiepolitik auch in der Verpflichtung, die Informationslücke der Bürger zu schließen. Insgesamt stellt Kemfert fest, dass durch gezielte Investitionen in innovative Energie- und Mobilitätsmärkte Energiekosten gespart, sowie Wettbewerbsvorteile und Arbeitsplätze geschaffen werden.

WEITERE THEMEN AUS DER AKTUELLEN AUSGABE

Zweifel an US-Bonität - Warnschuss zur rechten Zeit!

Die drohende Herabstufung durch eine Ratingagentur hat die Zweifel an der Kreditwürdigkeit der USA verstärkt. In der Tat erreichen das Budgetdefizit und die Verschuldung in Relation zum Bruttoinlandsprodukt im laufenden Haushaltsjahr neue Höchststände in der Nachkriegshistorie. Hinzu kommt, dass die konjunkturelle Erholung nach der Immobilien¬ und Bankenkrise wohl vorerst schwach bleiben und in der Folge die Arbeitslosigkeit für einen längeren Zeitraum hoch sein wird.
Ein Leitartikel von Nils Jannen (Institut für Weltwirtschaft Kiel)

Bürgerarbeit: Ein Erfolgsmodell?

Die politische Diskussion zum aktivierenden Sozialstaat wirft die Frage auf, was einem Bürger als Gegenleistung zugemutet werden kann, wenn dieser Transferleistungen des Staates bezieht. Sollte er im Sinne eines Forderns und Förderns für öffentliche Arbeiten herangezogen und dafür zusätzlich entlohnt werden? Wie kann Teilhabe am Arbeitsleben organisiert werden? Hilft sie Menschen, aus der sozialen Exklusion herauszukommen, sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen und das Selbstwertgefühl zu stabilisieren? Das Konzept "Bürgerarbeit" soll Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen, aber was steckt hinter der Etikettierung?
Ein Kommentar von Anja Huth (Bundesagentur für Arbeit)

Grenzenlose Freiheit auf Europas Arbeitsmärkten - Ausgrenzung in Deutschland?

Zum 1. Mai 2011 hat auch Deutschland seine Grenzen für Arbeitnehmer aus den mittel- und osteuropäischen EU-Beitrittsländern geöffnet. Um die erwartete "Flut" zuwandernder Arbeitskräfte einzudämmen, wird die Einführung eines Mindestlohns in den betroffenen Branchen gefordert.
Ein Bericht von Dr. Hans H. Glismann und Dr. Klaus Schrader (Institut für Weltwirtschaft Kiel)

Das Mai-Heft des Wirtschaftsdienst im Netz

AUSBLICK AUF DIE NÄCHSTE AUSGABE

Zeitgespräch:
Wohin entwickelt sich die EU?

Johannes Becker und Clemens Fuest
Steuerliche Freistellung oder Anrechnungssystem für ausländische Einkommen?

Ökonomische Trends:
Existenzgründung

VERANSTALTUNGEN DES WIRTSCHAFTSDIENST

Buchvorstellung "Wachstum!" mit Karl-Heinz Paqué

DIENSTAG, 28. Juni 2011, 18.00 UHR | ZBW HAMBURG

Wirtschaft ist ohne Wachstum undenkbar: Unternehmen wollen ihre Gewinne steigern, Anteilseigner ihre Aktienkurse, ganze Volkswirtschaften ihr Bruttoinlandsprodukt. Wer nicht wächst, stirbt, so scheint es. Doch diese Sicht wird zunehmend in Frage gestellt. Immer mehr Wachstumskritiker fordern die Abkehr vom "Wachstumswahn". Ihre Argumente: Wachstum zerstört unsere Lebensgrundlagen, es führt zu unbeherrschbaren Finanzkrisen, es spaltet die Gesellschaft in Arm und Reich.

Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué ist Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft und Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Wirtschaft an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Von 2002 bis 2006 war er Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt.

Weitere Details und Anmeldung

Herausgeber der Zeitschrift

ZBW - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Die Leibniz-Einrichtung ZBW ist eine Stiftung öffentlichen Rechts.

Verlag

Der Wirtschaftsdienst erscheint im Springer-Verlag Berlin Heidelberg.
Nutzen Sie SpringerAlerts für kostenlose Inhaltsverzeichnisse des Wirtschaftsdienst per E-Mail:
http://www.springer.com/economics/policy/journal/10273

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