Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für Wirtschaftspolitik 100 Jahre Wirtschaftsdienst
Twitter   Twitter

WIRTSCHAFTSDIENST – ZEITSCHRIFT FÜR WIRTSCHAFTSPOLITIK
Newsletter – Heft 10, Oktober 2017

Unsere Grafik des Monats: Geldmenge M3 und Kreditwachstum in der Eurozone

Grafik des Monats

Zum Konjunkturschlaglicht Geldpolitik: Kommt die Zinswende schon zu spät? von Henning Vöpel.

In diesem Newsletter

Thema des Monats: Digitalisierung im Gesundheitswesen
Weitere Themen aus der aktuellen Ausgabe
Ausblick auf die nächste Ausgabe
Jetzt frei verfügbar
Veranstaltungen
Themen aus Intereconomics

 

Thema des Monats

Digitalisierung im Gesundheitswesen

Die Gesundheitswirtschaft gehört zu den am wenigsten digitalisierten Branchen in Deutschland, aber auch hier nimmt die Digitalisierung an Fahrt auf. Die Autorinnen und Autoren des aktuellen Zeitgesprächs im Wirtschaftsdienst sehen Chancen vor allem in einer besseren Vernetzung im Gesundheitssystem, aber auch darin, in unterversorgten Bereichen Routinebehandlungen elektronisch zu unterstützen. Die größten Probleme liegen beim Schutz der Patientendaten.

Thomas Lux und Bernhard Breil führen in ihrem Beitrag aus, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen bereits weit fortgeschritten sei, allerdings mehr im Rahmen der medizinischen Leistungserstellung z.B. durch Operationsroboter. "Andere Bereiche, wie die akteursübergreifende digitale Unterstützung bzw. Dokumentation des Behandlungsprozesses, die Vernetzung der Akteure oder der Einsatz einheitlicher Standards befinden sich gerade einmal auf dem Weg." Dabei wirken Regulierungen und Beschränkungen auf dem Gesundheitsmarkt innovationshemmend. Auch "ist ein Umdenken der Akteure erforderlich, nicht nur das punktuelle Ergebnis ihrer medizinischen Leistung zu sehen, sondern die Effizienz und Qualität des gesamten Behandlungsprozesses aus Sicht des Patienten", erläutern die Autoren.

Michael Dörries, Daniel Gensorowsky und Wolfgang Greiner stellen heraus, dass Qualitätssteigerungen bei der Versorgung den Patienten zugute kommen. Durch die Einbindung digitaler Technologien in den Versorgungsprozess könnten eine schnellere Diagnosestellung erfolgen sowie sinnvolle Therapieansätze unter Berücksichtigung komplexer Patientencharakteristika ausgewählt und Fehler z.B. durch Interaktionswarnungen im Medikationsprozess vermieden werden. "Eine zentrale Chance der Digitalisierung liegt zudem im Patient Empowerment", stellen die Autoren fest. Die Nutzung digitaler Technologien und die direkte Vernetzung der Leistungserbringer mit ihren Patienten bilden die Grundlage dafür, dass die Patienten stärker in den Versorgungsprozess eingebunden werden können.

Doris Pfeiffer weist auf die zunehmend größere Rolle der Telemedizin im digitalisierten Gesundheitswesen hin. Denn in etlichen telemedizinische Angeboten lägen Effizienzpotenziale: Zeiten können eingespart, räumliche Distanzen leicht überwunden und relevante Informationen und Expertise schneller zur Verfügung gestellt werden. Wichtig sei aber, auch in Zukunft eine unmittelbare medizinische Versorgung für die Patienten zu gewährleisten. "Die Telemedizin darf nicht dazu führen, dass der Sicherstellungsauftrag der ambulant tätigen Ärzte unterlaufen wird", betont Pfeiffer.

Felix G. Rebitschek, Gerd Gigerenzer und Gert G. Wagner identifizieren drei kritische Voraussetzungen für die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Erstens sei eine Risiko- und Gesundheitskompetenz von Versicherten sicherzustellen. Zweitens müsse die Ausweitung der Defensivmedizin gestoppt werden. Digitale Erfassungs- und Kontrollmechanismen dürften nicht dazu führen, "dass Ärzte ihre Haftungsrisiken zulasten des Patientenwohls minimieren". Drittens sollte die Solidarität im Gesundheitswesen gesichert werden. Studien müssen aufzeigen, für wen die Nutzung welcher Werkzeuge gesundheitsförderlich ist. "Erst dann ist eine gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung darüber verantwortbar, inwieweit individuelle Verantwortung für die eigene Gesundheit über Körper und Geist ins Portemonnaie hineinreichen könnte und sollte", schließen die Autoren.

Weitere Themen aus der aktuellen Ausgabe

Bundestagswahl: Die Zweifel fressen sich durch

Die deutsche Politik hat mit der Bundestagswahl Entwicklungen nachvollzogen, die in anderen europäischen Ländern schon länger im Gang sind: Schrumpfung der ehemaligen „Volksparteien“ der rechten und linken Mitte, ein mögliches Abrutschen insbesondere der alten Arbeiterpartei in die Bedeutungslosigkeit, Fragmentierung des Parteiensystems, Aufstieg einer neo-nationalistischen Rechtspartei mit Hilfe reaktivierter Nichtwähler (35% der AfD-Stimmen). Diesmal kann es lange dauern, bis die neue Regierung steht, und danach wird es bald um das Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel gehen. Regiert werden wird bis dahin eher wenig, betont Wolfgang Streeck vom Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung.

Frankreich: Eine Neuausrichtung für die EU?

Ökonomen haben lange argumentiert, dass die europäische Integration die größten Vorteile in jenen Bereichen bringen kann, in denen es Skalenerträge und Spill-overs gibt. Dies ist bei der Verteidigung und der Sicherung der Außengrenzen der Fall. Die Neuausrichtung der EU auf diese beiden Dimensionen scheint deshalb zukunftsversprechend. Zudem sind die Meinungsunterschiede zwischen Frankreich und Deutschland in diesen Bereichen viel geringer als in wirtschaftlichen Fragen, kommentiert Daniel Gros vom Centre for European Policy Studies (CEPS).

Die Auswirkungen der Elektromobilität auf den Strommarkt und die CO2-Bilanz

In der aktuellen energiepolitischen Debatte werden dem Ausbau der Elektromobilität hohe Prioritäten eingeräumt, da mit der Umstellung von konventionellen Fahrzeugen auf elektrische Antriebe große CO2-Einsparpotenziale verbunden werden. Michael Bräuninger, Philip Schnaars und Mark-Oliver Teuber von Economic Trends Research stellen in den Ökonomischen Trends fest, dass die mit dem Ausbau der Elektromobilität verbundenen Ziele bisher nicht erreicht werden können. Selbst wenn man annimmt, dass der gesamte Fahrstrom durch erneuerbare Energien, Gaskraftwerke und Braunkohle erzeugt wird (also ohne Steinkohle), würden die Elektro-Pkw etwa denselben CO2-Ausstoß generieren, wie die konventionellen Pkw.

 

Ausblick auf die nächste Ausgabe

Zeitgespräch
Nach der Wahl: Was sind die wichtigsten wirtschaftspolitischen Herausforderungen?

Analysen und Berichte
Lisa Bruttel, Florian Stolley:
Wirtschaftsnobelpreis für Richard H. Thaler

Ökonomische Trends
Christina Boll: Geschlechtergleichstellung im OECD-Vergleich

 

Jetzt frei verfügbar: Wirtschaftsdienst 9/2015

Die Wirtschaftsdienst-Artikel unterliegen einer Embargofrist von zwei Jahren. An dieser Stelle werfen wir einen Blick auf das ab sofort frei zugängliche Heft. Viele weitere frei verfügbare Artikel finden Sie auf der Website des Wirtschaftsdienst oder auf EconStor – dem fachlichen Repositorium der ZBW.

Aus der September-Ausgabe 2015
Europäische Union – Vertiefung möglich und nötig?

Mitten in der Griechenland-Krise hatten die Präsidenten der fünf wichtigsten europäischen Institutionen Vorschläge für eine weitere Integration der Europäischen Währungsunion unterbreitet. Sie bezogen sich dabei auf die Wirtschafts-, Finanzmarkt- und Bankenunion und gingen sogar so weit, eine Fiskalunion zu skizzieren. Die Autoren diskutierten das "Juncker-Papier" vor dem Hintergrund der Gefahren einer stärkeren Zentralisierung, der Aufgabe nationaler Souveränität, der demokratischen Legitimation und natürlich der schwierigen Durchsetzbarkeit.

 

Veranstaltungen

Nacht des Wissens: Direktinvestitionen in Afrika: Hebel für Entwicklung?

Bild zur Nacht des Wissens 2017

Sonnabend, 4. November 2017, 19:30 Uhr | ZBW Hamburg

Eine Kooperation mit dem GIGA – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien. Ausländische Unternehmen investieren im weltweiten Vergleich eher zögerlich in afrikanischen Ländern. Dabei gelten solche Investitionen als wichtiger Baustein für die Entwicklung. Wir diskutieren über Motive, Hürden und Potenziale für ausländische Direktinvestitionen in Afrika – auch vor dem Hintergrund des G20 Compact with Africa.

Podium: Gregor van der Beek (Hochschule Rhein-Waal) und Birte Pfeiffer (GIGA); Moderation: Brigitte Preissl (ZBW)

Gemeinsame Konferenz von ifo & Wirtschaftsdienst
Weltmärkte im Wandel – Nutzt Europa seine Chancen?

Bild zur Konferenz Weltmaerkte im Wandel

Dienstag, 5. Dezember 2017, 10 Uhr | Hamburgische Landesvertretung, Berlin

Die Weltmärkte unterliegen einem fortlaufenden Wandel. Die globalen Gewichte im Handel verschieben sich durch aufstrebende und schwächelnde Volkswirtschaften. Neue politische Unsicherheiten gehen von dem unberechenbaren Gebaren des US-Präsidenten Trump und vom Brexit in Europa aus. Auf der Konferenz werden die Verschiebungen der globalen Gewichte und die Bildung neuer Allianzen sowie die Chancen für Europa diskutiert.

Für die Konferenz konnten mit Clemens Fuest (ifo Institut), Holger Breinlich (Nottingham University), Ralph Ossa (Universität Zürich), Alexander Keck (WTO), Guntram B. Wolff (Bruegel), Gabriel Felbermayr (ifo Institut), Dennis Novy (University of Warwick), Albrecht Ritschl (London School of Economics), Dalia Marin (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Marc-Andreas Mündler (University of California, San Diego) zahlreiche renommierte Referentinnen und Referenten gewonnen werden.

Neuigkeiten zur Konferenz erfahren Sie ab sofort bei @Zeitschrift_WD und unter #wdk17 auf Twitter. Folgen Sie uns!

 

Themen aus Intereconomics

Neben dem Wirtschaftsdienst gibt die ZBW auch Intereconomics – Review of European Economic Policy heraus. Die Zeitschrift befasst sich mit wirtschafts- und sozialpolitischen Themen in Europa. Folgen Sie ihr auf Twitter: @Intereconomics_ oder abonnieren Sie den Intereconomics-Newsletter.

Integration of Immigrants in European Labour Markets

The European refugee crisis of 2015 has led to a renewed surge of research into how to integrate refugees – as well as family and labour migrants – into European societies and in particular into EU labour markets. Why do immigrants integrate better in some countries than others? Which skills have proven to be most essential for their successful integration, and what tools are available to countries to foster this integration? This Intereconomics Forum seeks answers to these questions, using country case studies, a review of social integration measures and an analysis of Bosnian refugee integration efforts from the 1990s.

 

Herausgeber der Zeitschrift

ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Die Leibniz-Einrichtung ZBW ist eine Stiftung öffentlichen Rechts.

Verlag

Der Wirtschaftsdienst erscheint im Springer-Verlag Berlin Heidelberg.
Nutzen Sie SpringerAlerts für kostenlose Inhaltsverzeichnisse des Wirtschaftsdienst per E-Mail:
https://www.springer.com/economics/policy/journal/10273

Newsletter weiterempfehlen

Gefällt Ihnen der Wirtschaftsdienst-Newsletter? Dann freuen wir uns sehr, wenn Sie uns weiterempfehlen! Bitte geben Sie dazu einfach den folgenden Anmelde-Link weiter:
https://www.wirtschaftsdienst.eu/newsletter.php

Bei Fragen, Anregungen oder Kritik wenden Sie sich gerne an redaktion@zbw.eu

Name und Anschrift der Redaktion

Redaktion Wirtschaftsdienst/Intereconomics
ZBW/Standort Hamburg
Neuer Jungfernstieg 21
20354 Hamburg

Telefon: +49 40 42834-306/307
redaktion@zbw.eu

Redaktionsverantwortliche

Kristin Biesenbender
Telefon: +49 40 42834-302
k.biesenbender@zbw.eu

Cora Wacker-Theodorakopoulos
Telefon: +49 40 42834-304
c.wacker@zbw.eu

Sie möchten den Newsletter abbestellen?

Rufen Sie die folgende Webseite auf, geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "abbestellen":
https://www.wirtschaftsdienst.eu/newsletter.php