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In diesem NewsletterThema des Monats: Datenkapitalismus – eine ökonomische Betrachtung |
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Thema des MonatsDatenkapitalismus – eine ökonomische BetrachtungDaten bilden immer häufiger die Grundlage neuer Geschäftsmodelle und ihre effiziente Nutzung steigt ständig. Bereits am Markt etablierte Unternehmen stellt das vor neue Herausforderungen. Eine zunehmende Sensibilisierung der Verbraucher für einen achtsamen Umgang mit persönlichen Daten muss unterstützt werden. Die Autoren des aktuellen Zeitgesprächs diskutieren verschiedene Aspekte datengetriebener Geschäftsmodelle und ihre Auswirkungen. Tobias Kretschmer weist darauf hin, dass der "Wachstumsbeitrag von Informationstechnologien im Zeitverlauf zunimmt, und dass ein Teil dieser Zunahme der Expertise von Unternehmen, mit Informationstechnologien umzugehen, geschuldet ist." Diese Innovationskraft der Unternehmen müsse aber in Verbindung mit Verbraucherrechten gebracht werden. Ähnlich wie bei den Umweltstandards geht der Autor davon aus, dass sich "Standards bezüglich der Datenverarbeitung im Zeitverlauf herausbilden und sich ähnlich schnell wie die Geschäftsmodelle selbst verändern". Lukas Wiewiorra betont, dass die Nutzung vieler digitaler Dienste mittlerweile selbstverständlich in der täglichen Praxis verankert ist. "Regulierung muss daher eine Balance finden, die sowohl die Vor- und Nachteile für Konsumenten, Unternehmen und die Gesellschaft in einem spezifischen Kontext bzw. einer Domäne berücksichtigt." Um diesen Anforderungen zu begegnen, enthält die neue europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) z. B. Transparenzvorschriften bei automatisierten Entscheidungsfindungen sowie Regelungen zur Auskunftserteilung über die gespeicherten Daten eines Nutzers und einer Übertragung von Daten an Dritte. Jan Krämer erläutert, inwiefern die DSGVO ein wichtiger Schritt für die Novellierung des Datenschutzes in Europa war. "Die ökonomischen Implikationen der neuen Datenschutzinstrumente, wie etwa dem Recht auf Datenportabilität, sind jedoch bisher nicht hinreichend erforscht", ergänzt der Autor. Deshalb sei es noch ungewiss, ob diese Regelungen tatsächlich die erhoffte Wirkung entfalten, mehr Nutzerkontrolle und Wettbewerb im Zeitalter des Datenkapitalismus zu etablieren. Andreas Oehler und Matthias Horn zeigen auf, dass die Datensammlung und Datenverwertung längst "auf weitreichendes Profiling und Tracking aller erfassbaren Lebensumstände inklusive der finanziellen und gesundheitlichen Gesamtsituation der Einzelpersonen und der Haushalte sowie ihrer Verknüpfung mit Daten dritter Anbieter und Verwerter" abzielt. Dabei könne die Datenindustrie bis heute darauf vertrauen, dass die zuständigen politischen Entscheider die bekannte ungleiche ökonomische Verteilung bei der Datenverwertung fortbestehen lasse. Justus Haucap zufolge dürften die Auswirkungen der DSGVO für den Wettbewerb ambivalent sein. Zum einen reduziere die Harmonisierung des Datenschutzrechts in der EU die Kosten, geschäftlich in mehreren EU-Mitgliedstaaten aktiv zu werden und somit die Markteintrittsbarrieren für Unternehmen. Zum anderen seien jedoch gerade kleine Unternehmen oftmals mit – relativ betrachtet – höheren Umsetzungskosten konfrontiert als Großunternehmen. "Dies verschafft großen Unternehmen tendenziell einen Vorteil und kann insbesondere für Start-ups und kleine und mittlere Unternehmen innovationshemmend wirken." Stefan Klein und Joschka Hüllmann setzen sich mit dem Beispiel der dominierenden Wissenschaftsverlage auseinander. "Die digitale Wissensproduktion ermöglicht die 'Datafication' der Wissenschaft, die als analytisches Wissenschaftsmanagement vermarktet wird und zugleich ungeahnte Potenziale der Überwachung einzelner Wissenschaftler und des Wissenschaftsbetriebs erzeugt." Dies mache insbesondere mehr Transparenz und wirksamere Governancestrukturen der marktführenden Wissenschaftsverlage erforderlich.
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Weitere Themen aus der aktuellen AusgabeDie EU: Welthandelsmacht mit SchönheitsfehlernEuropa sieht sich gerne als Vorreiter offener Märkte und als Verteidiger der WTO. Dabei stimmt die Realität nicht immer mit den Sonntagsreden überein. Bei Industrieprodukten gibt es noch hohe Zölle: so bei Autos (10 %) und Kleinlastwagen (15 %), um nur Güter aus dem Bereich der Fahrzeugindustrie zu nennen. Und der europäische Agrarprotektionismus macht Entwicklungsländern zu schaffen, erläutert Gabriel Felbermayr vom ifo Institut im Leitartikel. Europäische Arbeitslosenversicherung: EU muss Sozialunion werden!Arbeitslosenversicherungen sind effiziente automatische Stabilisatoren. Sie wirken nicht nur schnell, sondern auch zielgenau. In einer Wirtschaftskrise wird die Kaufkraft ohne Zeitverzögerungen durch Zahlung des Arbeitslosengelds stabilisiert und zwar genau in den Regionen und sogar Stadtteilen, in denen die Arbeitslosigkeit stark ansteigt, kommentiert Gerhard Bosch von der Universität Duisburg-Essen. Gender Pay Gap im öffentlichen Dienst und in der PrivatwirtschaftIm Vergleich zur Privatwirtschaft ist die Lohnlücke der Geschlechter im öffentlichen Dienst wesentlich geringer. Allerdings gibt es auch hier in den letzten Jahren kaum Fortschritte zur Schließung dieser Lücke. Vor allem aber unterstreichen die Befunde einmal mehr die Notwendigkeit, die Zugangschancen der Geschlechter zu leitenden Positionen im öffentlichen Dienst zu überprüfen, betonen Christina Boll und Andreas Lagemann in den Ökonomischen Trends. |
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Ausblick auf die nächste AusgabeZeitgespräch Analysen und Berichte Ökonomische Trends |
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Jetzt frei verfügbar: Wirtschaftsdienst 6/2016Die Wirtschaftsdienst-Artikel unterliegen einer Embargofrist von zwei Jahren. An dieser Stelle werfen wir einen Blick auf das ab sofort frei zugängliche Heft. Viele weitere frei verfügbare Artikel finden Sie auf der Website des Wirtschaftsdienst oder auf EconStor – dem fachlichen Repositorium der ZBW. Aus der Juni-Ausgabe 2016 Innerhalb der Europäischen Union macht sich zunehmend Nationalismus breit. Dies wird sichtbar an der Uneinigkeit über die Flüchtlingspolitik und die Rettungspakete sowie am Stimmengewinn antieuropäischer Parteien. Die Autoren des Zeitgesprächs der Juni-Ausgabe 2018 sind sich einig darüber, dass sich die Europäische Union in einer tiefen Krise befindet – auch aufgrund von Mängeln im institutionellen Design, der langjährigen Missachtung der sozialen Dimension und durch das Fehlen von identitätsstiftenden Maßnahmen. Helfen könnte nach wie vor ein Neuanfang – vielleicht durch eine Rückbesinnung auf ein Kerneuropa. |
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VeranstaltungenBuchvorstellung mit Till van Treeck: Wirtschaft neu denkenDonnerstag, 6. September 2018 | ZBW Hamburg | 18:00 Uhr Im gemeinsam mit Janina Urban herausgegebenen Buch "Wirtschaft neu denken: blinde Flecken der Lehrbuchökonomie" vereint Till van Treeck 20 Rezensionen zu den in Deutschland am weitesten verbreiteten Lehrbüchern der Volkswirtschaftslehre. Es wird deutlich: Wissenschaftliche und gesellschaftliche Kontroversen finden in vielen Standardlehrwerken keine Erwähnung. Stattdessen werden dominante Denkmuster der neoklassischen Theorie bzw. des Neoliberalismus reproduziert. Dabei erfordern gerade die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen neues ökonomisches Denken sowie theoretischen und methodischen Pluralismus. Konferenz: Regionalpolitik neu denkenDienstag, 30. Oktober 2018 | Hamburgische Landesvertretung, Berlin
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Themen aus IntereconomicsNeben dem Wirtschaftsdienst gibt die ZBW auch Intereconomics – Review of European Economic Policy heraus. Die Zeitschrift befasst sich mit wirtschafts- und sozialpolitischen Themen in Europa. Folgen Sie ihr auf Twitter: @Intereconomics_ und abonnieren Sie den Intereconomics-Newsletter. The Federal Job GuaranteeHow do we eliminate unemployment altogether? William Darity Jr. and Darrick Hamilton propose implementing a federal job guarantee in the US in order to ensure that every American who wants to work has access to a high quality job with a decent living wage and the sense of dignity that comes with it. |
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Herausgeber der ZeitschriftZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft VerlagDer Wirtschaftsdienst erscheint im Springer-Verlag Berlin Heidelberg. Newsletter weiterempfehlenGefällt Ihnen der Wirtschaftsdienst-Newsletter? Dann freuen wir uns sehr, wenn Sie uns weiterempfehlen! Bitte geben Sie dazu einfach den folgenden Anmelde-Link weiter: Bei Fragen, Anregungen oder Kritik wenden Sie sich gerne an redaktion@zbw.eu Name und Anschrift der RedaktionRedaktion Wirtschaftsdienst/Intereconomics Telefon: +49 40 42834-306/307 RedaktionsverantwortlicheKristin Biesenbender Cora Wacker-Theodorakopoulos Sie möchten den Newsletter abbestellen?Rufen Sie die folgende Website auf, geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abbestellen": |