Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für Wirtschaftspolitik
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WIRTSCHAFTSDIENST – ZEITSCHRIFT FÜR WIRTSCHAFTSPOLITIK
Newsletter – Heft 7, Juli 2018

Regionalpolitik neu denken

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In diesem Newsletter

Thema des Monats: Datenkapitalismus – eine ökonomische Betrachtung
Weitere Themen aus der aktuellen Ausgabe
Ausblick auf die nächste Ausgabe
Jetzt frei verfügbar
Veranstaltungen
Themen aus Intereconomics

 

Thema des Monats

Zeitgespräch Datenkapitalismus

Datenkapitalismus – eine ökonomische Betrachtung

Daten bilden immer häufiger die Grundlage neuer Geschäftsmodelle und ihre effiziente Nutzung steigt ständig. Bereits am Markt etablierte Unternehmen stellt das vor neue Herausforderungen. Eine zunehmende Sensibilisierung der Verbraucher für einen achtsamen Umgang mit persönlichen Daten muss unterstützt werden. Die Autoren des aktuellen Zeitgesprächs diskutieren verschiedene Aspekte datengetriebener Geschäftsmodelle und ihre Auswirkungen.

Tobias Kretschmer weist darauf hin, dass der "Wachstumsbeitrag von Informationstechnologien im Zeitverlauf zunimmt, und dass ein Teil dieser Zunahme der Expertise von Unternehmen, mit Informationstechnologien umzugehen, geschuldet ist." Diese Innovationskraft der Unternehmen müsse aber in Verbindung mit Verbraucherrechten gebracht werden. Ähnlich wie bei den Umweltstandards geht der Autor davon aus, dass sich "Standards bezüglich der Datenverarbeitung im Zeitverlauf herausbilden und sich ähnlich schnell wie die Geschäftsmodelle selbst verändern".

Lukas Wiewiorra betont, dass die Nutzung vieler digitaler Dienste mittlerweile selbstverständlich in der täglichen Praxis verankert ist. "Regulierung muss daher eine Balance finden, die sowohl die Vor- und Nachteile für Konsumenten, Unternehmen und die Gesellschaft in einem spezifischen Kontext bzw. einer Domäne berücksichtigt." Um diesen Anforderungen zu begegnen, enthält die neue europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) z. B. Transparenzvorschriften bei automatisierten Entscheidungsfindungen sowie Regelungen zur Auskunftserteilung über die gespeicherten Daten eines Nutzers und einer Übertragung von Daten an Dritte.

Jan Krämer erläutert, inwiefern die DSGVO ein wichtiger Schritt für die Novellierung des Datenschutzes in Europa war. "Die ökonomischen Implikationen der neuen Datenschutzinstrumente, wie etwa dem Recht auf Datenportabilität, sind jedoch bisher nicht hinreichend erforscht", ergänzt der Autor. Deshalb sei es noch ungewiss, ob diese Regelungen tatsächlich die erhoffte Wirkung entfalten, mehr Nutzerkontrolle und Wettbewerb im Zeitalter des Datenkapitalismus zu etablieren.

Andreas Oehler und Matthias Horn zeigen auf, dass die Datensammlung und Datenverwertung längst "auf weitreichendes Profiling und Tracking aller erfassbaren Lebensumstände inklusive der finanziellen und gesundheitlichen Gesamtsituation der Einzelpersonen und der Haushalte sowie ihrer Verknüpfung mit Daten dritter Anbieter und Verwerter" abzielt. Dabei könne die Datenindustrie bis heute darauf vertrauen, dass die zuständigen politischen Entscheider die bekannte ungleiche ökonomische Verteilung bei der Datenverwertung fortbestehen lasse.

Justus Haucap zufolge dürften die Auswirkungen der DSGVO für den Wettbewerb ambivalent sein. Zum einen reduziere die Harmonisierung des Datenschutzrechts in der EU die Kosten, geschäftlich in mehreren EU-Mitgliedstaaten aktiv zu werden und somit die Markteintrittsbarrieren für Unternehmen. Zum anderen seien jedoch gerade kleine Unternehmen oftmals mit – relativ betrachtet – höheren Umsetzungskosten konfrontiert als Großunternehmen. "Dies verschafft großen Unternehmen tendenziell einen Vorteil und kann insbesondere für Start-ups und kleine und mittlere Unternehmen innovationshemmend wirken."

Stefan Klein und Joschka Hüllmann setzen sich mit dem Beispiel der dominierenden Wissenschaftsverlage auseinander. "Die digitale Wissensproduktion ermöglicht die 'Datafication' der Wissenschaft, die als analytisches Wissenschaftsmanagement vermarktet wird und zugleich ungeahnte Potenziale der Überwachung einzelner Wissenschaftler und des Wissenschaftsbetriebs erzeugt." Dies mache insbesondere mehr Transparenz und wirksamere Governancestrukturen der marktführenden Wissenschaftsverlage erforderlich.

Weitere Themen aus der aktuellen Ausgabe

Die EU: Welthandelsmacht mit Schönheitsfehlern

Europa sieht sich gerne als Vorreiter offener Märkte und als Verteidiger der WTO. Dabei stimmt die Realität nicht immer mit den Sonntagsreden überein. Bei Industrieprodukten gibt es noch hohe Zölle: so bei Autos (10 %) und Kleinlastwagen (15 %), um nur Güter aus dem Bereich der Fahrzeugindustrie zu nennen. Und der europäische Agrarprotektionismus macht Entwicklungsländern zu schaffen, erläutert Gabriel Felbermayr vom ifo Institut im Leitartikel.

Europäische Arbeitslosenversicherung: EU muss Sozialunion werden!

Arbeitslosenversicherungen sind effiziente automatische Stabilisatoren. Sie wirken nicht nur schnell, sondern auch zielgenau. In einer Wirtschaftskrise wird die Kaufkraft ohne Zeitverzögerungen durch Zahlung des Arbeitslosengelds stabilisiert und zwar genau in den Regionen und sogar Stadtteilen, in denen die Arbeitslosigkeit stark ansteigt, kommentiert Gerhard Bosch von der Universität Duisburg-Essen.

Gender Pay Gap im öffentlichen Dienst und in der Privatwirtschaft

Im Vergleich zur Privatwirtschaft ist die Lohnlücke der Geschlechter im öffentlichen Dienst wesentlich geringer. Allerdings gibt es auch hier in den letzten Jahren kaum Fortschritte zur Schließung dieser Lücke. Vor allem aber unterstreichen die Befunde einmal mehr die Notwendigkeit, die Zugangschancen der Geschlechter zu leitenden Positionen im öffentlichen Dienst zu überprüfen, betonen Christina Boll und Andreas Lagemann in den Ökonomischen Trends.

 

Ausblick auf die nächste Ausgabe

Zeitgespräch
Zehn Jahre nach der Lehman-Pleite – Finanzmärkte stabil?

Analysen und Berichte
Jürgen Blazejczak, Dietmar Edler, Martin Gornig, Claudia Kemfert: Energiewende für die Modernisierung des Industriestandorts Deutschland nutzen

Ökonomische Trends
Peter Haller: Trend zu längeren Pendeldistanzen

 

Jetzt frei verfügbar: Wirtschaftsdienst 6/2016

Die Wirtschaftsdienst-Artikel unterliegen einer Embargofrist von zwei Jahren. An dieser Stelle werfen wir einen Blick auf das ab sofort frei zugängliche Heft. Viele weitere frei verfügbare Artikel finden Sie auf der Website des Wirtschaftsdienst oder auf EconStor – dem fachlichen Repositorium der ZBW.

Aus der Juni-Ausgabe 2016
EU vor der Zerreißprobe – wie sieht die gemeinsame Zukunft aus?

Innerhalb der Europäischen Union macht sich zunehmend Nationalismus breit. Dies wird sichtbar an der Uneinigkeit über die Flüchtlingspolitik und die Rettungspakete sowie am Stimmengewinn antieuropäischer Parteien. Die Autoren des Zeitgesprächs der Juni-Ausgabe 2018 sind sich einig darüber, dass sich die Europäische Union in einer tiefen Krise befindet – auch aufgrund von Mängeln im institutionellen Design, der langjährigen Missachtung der sozialen Dimension und durch das Fehlen von identitätsstiftenden Maßnahmen. Helfen könnte nach wie vor ein Neuanfang – vielleicht durch eine Rückbesinnung auf ein Kerneuropa.

 

Veranstaltungen

Buchvorstellung mit Till van Treeck: Wirtschaft neu denken

Donnerstag, 6. September 2018 | ZBW Hamburg | 18:00 Uhr

Im gemeinsam mit Janina Urban herausgegebenen Buch "Wirtschaft neu denken: blinde Flecken der Lehrbuchökonomie" vereint Till van Treeck 20 Rezensionen zu den in Deutschland am weitesten verbreiteten Lehrbüchern der Volkswirtschaftslehre. Es wird deutlich: Wissenschaftliche und gesellschaftliche Kontroversen finden in vielen Standardlehrwerken keine Erwähnung. Stattdessen werden dominante Denkmuster der neoklassischen Theorie bzw. des Neoliberalismus reproduziert. Dabei erfordern gerade die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen neues ökonomisches Denken sowie theoretischen und methodischen Pluralismus.

Konferenz: Regionalpolitik neu denken

Dienstag, 30. Oktober 2018 | Hamburgische Landesvertretung, Berlin

Regionalpolitik neu denken

Mit Regionalpolitik wird oft verbunden, Bestehendes zu bewahren. Es lassen sich jedoch auch andere Wege finden, eine Region, die den wirtschaftlichen Anschluss verliert, zu unterstützen. Dabei sollen auf der gemeinsamen Konferenz von Wirtschaftsdienst und IW Köln innovative Ansätze diskutiert werden, wie Regionalpolitik neu gestaltet werden kann.

 

Themen aus Intereconomics

Neben dem Wirtschaftsdienst gibt die ZBW auch Intereconomics – Review of European Economic Policy heraus. Die Zeitschrift befasst sich mit wirtschafts- und sozialpolitischen Themen in Europa. Folgen Sie ihr auf Twitter: @Intereconomics_ und abonnieren Sie den Intereconomics-Newsletter.

The Federal Job Guarantee

How do we eliminate unemployment altogether? William Darity Jr. and Darrick Hamilton propose implementing a federal job guarantee in the US in order to ensure that every American who wants to work has access to a high quality job with a decent living wage and the sense of dignity that comes with it.

 

Herausgeber der Zeitschrift

ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Die Leibniz-Einrichtung ZBW ist eine Stiftung öffentlichen Rechts.

Verlag

Der Wirtschaftsdienst erscheint im Springer-Verlag Berlin Heidelberg.
Nutzen Sie SpringerAlerts für kostenlose Inhaltsverzeichnisse des Wirtschaftsdienst per E-Mail:
https://www.springer.com/economics/policy/journal/10273

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