Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für Wirtschaftspolitik
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WIRTSCHAFTSDIENST – ZEITSCHRIFT FÜR WIRTSCHAFTSPOLITIK
Newsletter – Heft 1, Januar 2020

Wirtschaftsdienst goes open access

Der Wirtschaftsdienst erscheint ab sofort im goldenen Open Access beim Springer-Verlag. Das heißt, alle Aufsätze sind sofort bei Erscheinen des jeweiligen Heftes online frei zugänglich: auf der Website des Wirtschaftsdienst und auf SpringerLink.

Für Autorinnen und Autoren des Wirtschaftsdienst entstehen keine Kosten. Die Open-Access-Förderung wird von der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, die den Wirtschaftsdienst herausgibt, übernommen.

Das gedruckte Heft gibt es für interessierte Leserinnen und Leser weiterhin im Abonnement zum Selbstkostenpreis von 71 Euro im Jahr (12 Ausgaben und 1 Konferenzheft). Zur Bezugsinfo

In diesem Newsletter

Thema des Monats: Niedrigzinsen – Ursachen und Wirkungen
Weitere Themen aus der aktuellen Ausgabe
Ausblick auf die nächste Ausgabe
Themen aus Intereconomics

 

Thema des Monats

Niedrigzinsen – Ursachen und Wirkungen

Christoph Scholz, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

Niedrigzinsen – Ursachen und Wirkungen

Die Niedrigzinspolitik der EZB wird von vielen Seiten kritisiert: Kleinsparer und Banken würden leiden, Unternehmen könnten verfehlte Geschäftsmodelle langfristig aufrechterhalten (Zombifizierung), durch Ausweichreaktionen entstünden Blasen auf Immobilienmärkten und an der Börse. In der Europäischen Union werden häufig der Stabilitätspakt und die damit gebremste Kapitalnachfrage der Staaten für die Niedrigzinsen verantwortlich gemacht. Vieles spricht aber dafür, dass das Phänomen global ist. Clemens Fuest, Timo Wollmershäuser, Marcel Fratzscher, Alexander Kriwoluzky, Gerhard Illing, Ulrike Neyer und Carl-Christian von Weizsäcker analysieren die Ursachen und Wirkungen der Niedrigzinsen im aktuellen Zeitgespräch des Wirtschaftsdienst.

Clemens Fuest und Timo Wollmershäuser vom ifo Institut zeigen in ihrem Beitrag auf, dass die realen und nominalen Zinsen bereits seit Jahrzehnten einem Abwärtstrend folgen. Dabei handelt es sich um einen globalen Trend. Deshalb sei es nicht überzeugend, "nationale Politiken und nationale ökonomische Entwicklungen als wesentliche Bestimmungsfaktoren der Zinsentwicklung zu identifizieren".

Auch Marcel Fratzscher und Alexander Kriwoluzky vom DIW Berlin erläutern, dass die niedrigen Zinsen sich auf strukturelle Faktoren zurückführen lassen. Die Ursachen liegen in einem geringen Angebot an sicheren Wertpapieren, einer geringen realwirtschaftlichen Wachstumsrate und Produktivität sowie in der demografischen Entwicklung und der Erhöhung der Einkommensungleichheit. "Ein Ende der Niedrigzinsphase kann daher nicht durch einen Anstieg der Leitzinsen erreicht werden, sondern nur durch eine kluge Wirtschafts- und Finanzpolitik, vor allem in Deutschland", betonen die Autoren.

Gerhard Illing von der Ludwig-Maximilians-Universität München weist in seinem Beitrag darauf hin, dass trotz des massiven Einsatzes zahlreicher unkonventioneller Maßnahmen der Geldpolitik nicht nur die Inflationsraten, sondern auch die Inflationserwartungen in vielen Industriestaaten seit Jahren unter der angestrebten Zielgröße verharren. Nur wenn man den aktuellen Rückgang der Inflationserwartungen nicht als Problem ansieht, wäre es gerechtfertigt, die lockere Geldpolitik zu beenden. Deutet man den Rückgang der Inflationserwartungen dagegen als Indiz für die Gefahr, die effektive Zinsuntergrenze könnte im nächsten Konjunkturabschwung bald wieder bindend werden, wäre ein entschiedenes Gegensteuern angebracht.

Ulrike Neyer von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf argumentiert in ihrem Beitrag, dass die Geldpolitik über den Finanzzyklus Einfluss auf die Trendentwicklung des realen Zinses hat. Damit sei Geldpolitik auch in der langen Frist nicht neutral. Dies müsse bei geldpolitischen Entscheidungen berücksichtigt werden, um Niedrigzinsphasen mit erheblichen negativen Auswirkungen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung entgegenzusteuern. Das wäre nur möglich, wenn das Mandat der EZB um die Gewährleistung von Finanzstabilität und die Quantifizierung des Inflationsziels erweitert würde.

Carl-Christian von Weizsäcker vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern betont in seinem Beitrag, dass die Welt sich inzwischen in einem Zustand des Kapitalüberflusses, nicht mehr, wie früher, in einem Zustand der Kapitalknappheit befindet. Es komme aber nicht zu einem massiv negativen Realzins. Der Grund sei, dass die Netto-Staatsschuld auf fast die Hälfte des privaten Gesamtvermögens angewachsen sei. "Die Netto-Staatsschuld füllt die Lücke zwischen dem privaten Vermögenswunsch und dem bei einem Realzins von null vorhandenen privaten Vermögen in der Form von Realkapital und Boden aus", erläutert Carl-Christian von Weizsäcker.

Weitere Themen aus der aktuellen Ausgabe

Die Goldenen Zwanziger

Viele haben sich an der Schwelle zum neuen Jahrzehnt in der Prognose der langfristigen wirtschaftlichen Entwicklung versucht. Gefühlsmäßig überwiegen dabei die Pessimisten, die sich einen Wettbewerb um die düsterste Prognose liefern. Im aktuellen Leitartikel plädiert der Wirtschaftsdienst-Chefredakteur Christian Breuer für eine nichtdeterministische Betrachtung und stellt die Relevanz wirtschaftspolitischer Maßnahmen heraus. Die wirtschaftliche Dynamik in der langen Frist steht nicht im Vorhinein fest, sondern ist von Annahmen, Ereignissen und wirtschaftspolitischen Entscheidungen abhängig. Die Wirtschaftspolitik wäre in der Lage, diese Annahmen und Ereignisse zu verändern, im optimistischen Fall zum Positiven.

Finanztransaktionssteuer: Scholz-Vorschlag ist Totgeburt

Anfang Dezember legte Olaf Scholz einen Gesetzentwurf zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer in zehn EU-Ländern vor. Nun könne man „endlich den Sack zu machen“. Allerdings ist keine Finanztransaktionssteuer drin. Denn es sollen nur Aktien erfasst werden von Gesellschaften mit einem Marktwert über 1 Mrd. Euro. Fazit: Diese Finanztransaktionssteuer beträfe nur 0,3 % aller Finanztransaktionen (der überwältigende Teil entfällt auf Derivate), kommentiert Stephan Schulmeister (Wirtschaftsforscher und Universitätslektor).

Stahlkrise reloaded? Lage und Aussichten für die deutsche Stahlindustrie

Die deutsche Stahlindustrie befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation. Die Rohstahlerzeugung dürfte im Jahr 2019 um rund 5 % gesunken sein, nach einem Minus von 2 % im Vorjahr. Zudem drücken die in vielen Ländern vorhandenen Überkapazitäten und die Importbeschränkungen der USA auf die Stahlpreise. Dadurch verschlechtert sich die Gewinnsituation der Stahlunternehmen, zumal sich Eisenerz zur Jahresmitte 2019 stark verteuert hatte. Es überrascht vor diesem Hintergrund nicht, dass viele deutsche Stahlunternehmen einen Stellenabbau angekündigt haben, betont Roland Döhrn vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in den Ökonomischen Trends.

 

Ausblick auf die nächste Ausgabe

Zeitgespräch
Digitales Nudging

Analysen und Berichte
Kathrin Viergutz et al.: Plattformbasiertes Sharing und Pooling im Verkehrssektor – ein Systematisierungsansatz

Ökonomische Trends
Chinas Direktinvestitionen in Deutschland (Christian Rusche)

 

Themen aus Intereconomics

Neben dem Wirtschaftsdienst gibt die ZBW auch Intereconomics – Review of European Economic Policy heraus. Die Zeitschrift befasst sich mit wirtschafts- und sozialpolitischen Themen in Europa. Folgen Sie ihr auf Twitter: @Intereconomics_ und abonnieren Sie den Intereconomics-Newsletter.

Addressing Inequality: The Wealth Tax

Americans will cast the first ballots in the Democratic Primary in Iowa in January 2020. Health care, gun control and the economy have topped candidates talking points as well as Senator Elizabeth Warren’s plan for a new wealth tax. Touted by UC Berkeley economists Gabriel Zucman and Emmanuel Saez, the wealth tax may be a way to address the widening income gap and growing inequality in the US. In this issue's Letter from America, Barry Eichengreen explains the impetus for a wealth tax, considers its possible implementation and whether or not it would be effective.

 

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Herausgeber der Zeitschrift

ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Die Leibniz-Einrichtung ZBW ist eine Stiftung öffentlichen Rechts.

Der Wirtschaftsdienst erscheint im Gold Open Access. Dies wird durch die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft gefördert. Den Autorinnen und Autoren entstehen keine Kosten.

Das Copyright verbleibt bei den Autorinnen und Autoren. Die Artikel werden unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht:
https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)

Verlag

Der Wirtschaftsdienst erscheint im Gold Open Access beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg.
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