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Während das Welthandelsvolumen nach der Finanzkrise in den Jahren 2010 und 2011 wieder hohe Wachstumsraten erreichte, legte der Handel 2012 nur um 2,0% zu, deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von etwa 6,0%. Zu den Ländern mit überdurchschnittlich hohen Exportzuwächsen zählten vor allem China (+6,2%) und die USA (+4,1%). Die gesamten asiatischen Ausfuhren nahmen unter anderem aufgrund eines Rückgangs der indischen und japanischen Ausfuhren nur um 2,8% zu; die afrikanischen Ausfuhren stiegen – nach einem Rückgang von 8,5% im Vorjahr – 2012 um 6,1% an. Die europäischen Ausfuhren legten lediglich um 0,6% zu. Auch bei den Einfuhren bildete Europa mit einem Rückgang um 1,9% das Schlusslicht, während Afrika, der Nahe Osten und die Gemeinschaft der Nachfolgestaaten der Sowjetunion GUS – begünstigt durch hohe Einnahmen aus Ölexporten – ihre Einfuhren ausweiten konnten. Nominal (in US-Dollar) betrug das Welthandelswachstum im vergangenen Jahr 0,2%, da insbesondere die Preise für Rohstoffe wie Kaffee, Baumwolle, Eisenerz oder Kohle teilweise deutlich gesunken sind.

Tabelle 1
Jährliche Veränderungsraten der Im- und Exporte
in %
  2010 2011 2012
  Exporte Importe Exporte Importe Exporte Importe
Welt 14,1 13,6 5,2 5,1 2,1 1,9
Nordamerika 15,0 15,7 6,6 4,4 4,5 3,1
Europa 11,0 9,4 5,5 2,8 0,6 -1,9
Zentral- und Südamerika 5,2 22,7 6,1 12,0 1,4 1,8
GUS 6,1 18,8 1,8 17,1 1,6 6,8
Afrika 5,4 8,1 -8,5 4,5 6,1 11,3
Naher Osten 7,5 8,2 5,5 5,1 1,2 7,9
Asien 22,7 18,2 6,4 6,7 2,8 3,7
China 28,1 22,0 8,8 8,8 6,2 3,6

Quellen: World Trade Organization (2013).

Das geringe Wachstum des Welthandels ist insbesondere auf die Rezession in der EU zurückzuführen, deren Wirtschaftsleistung 2012 um 0,3% gesunken ist. Infolgedessen ist auch der Handel zwischen den EU-Staaten (Intra-EU-Handel) zurückgegangen. Wird lediglich der EU-Außenhandel (Extra-EU-Handel) in die Berechnung des Welthandelsvolumens einbezogen, so beträgt die reale Wachstumsrate für 2012 3,2% statt 2,0%.1

Während der Intra-EU-Handel seit 2000 nominal um etwa 50% gewachsen ist, hat sich der Extra-EU-Handel aufgrund des höheren Wirtschaftswachstums außerhalb der EU, unter anderem in Asien, fast verdoppelt. Insgesamt ist der Anteil der Intra-EU-Ausfuhren an allen Ausfuhren der EU-Staaten daher von 68,0% im Jahr 2000 auf 62,6% im Jahr 2012 gesunken. Den deutlichsten Rückgang verzeichnete Griechenland, dessen Exportanteil in die EU von 62,7% im Jahr 2010 auf 42,7% im Jahr 2012 zurückging. Auch der Anteil der Intra-EU-Einfuhren an den gesamten EU-Einfuhren ist seit 2000 gesunken, insbesondere in Griechenland, Spanien, den Niederlanden und Italien. In Deutschland ist dieser Anteil mit rund 63% an den gesamten Einfuhren etwa konstant geblieben.2 Der EU-Außenhandel mit den USA legte zwischen 2010 und 2012 nominal um rund 20% zu. Die Ausfuhren Richtung China stiegen im gleichen Zeitraum um 27%, die Einfuhren dagegen nur um 2,6%.3 Dies hat bereits dazu geführt, dass die USA die EU als größten Handelspartner Chinas abgelöst haben. Solange die Rezession in Europa anhält, wird China auch zukünftig versuchen, geringere Exporte in die EU durch verstärkten Handel mit den USA zu kompensieren.4

Für das laufende Jahr erwartet das HWWI ebenfalls ein unterdurchschnittliches Welthandelswachstum von real rund 3,5%. Im letzten Quartal 2013 sollte die Wachstumsrate im Vorjahresvergleich wieder auf über 4,0% steigen. Weiterhin wird hierbei angenommen, dass die Eurokrise zwar anhält, es jedoch zu keiner weiteren Verschärfung kommt.

Erste Anzeichen für eine allmähliche Erholung des Handels ergeben sich aus den Quartalszahlen für den Export von Industrieprodukten. Im 4. Quartal 2012 konnte der Export­rückgang in allen Produktgruppen gestoppt werden, der Bereich Büro- und Telekommunikationsausrüstung wies sogar ein Wachstum von 6% aus. Ein ähnlicher Verlauf war im 3. Quartal 2009 einer deutlichen Belebung des Welthandels vorausgegangen. Abwärtsrisiken bestehen jedoch weiterhin aufgrund der angespannten Lage in der Eurozone, der anhaltenden Haushaltsauseinandersetzungen in den USA und einer leichten Eintrübung der chinesischen Wirtschaft, die sich auch im 1. Quartal 2013 fortsetzte.

Auf mittel- bis langfristige Sicht könnten die geplanten bilateralen Freihandelsabkommen Impulse für eine Zunahme des Welthandels mit sich bringen. Diese gewinnen zunehmend an Bedeutung, da bei der aktuellen Verhandlungsrunde der WTO zur multilateralen Reduzierung von Handelshemmnissen noch kein Abschluss in Sicht ist. Jüngstes Beispiel war die Ankündigung, die EU und die USA würden eine transatlantische Freihandelszone anstreben. Auch mit Kanada (Verhandlungsaufnahme Mai 2009) und Japan (Verhandlungsaufnahme März 2013) führt die EU hierüber Gespräche. Die Europäische Kommission erwartet von den Handelsabkommen ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von jeweils bis zu 0,8%. Die Erfolgsaussichten sind jedoch nur schwer zu beurteilen. So liegen beispielsweise die Zölle im EU-USA-Handel durchschnittlich bei unter 3%, so dass hier insbesondere die nicht-tarifären Handelshemmnisse, wie Zollverfahren und nationale bzw. EU-weite Produktvorschriften, über Erfolg oder Misserfolg entscheiden werden.5

  • 1 Vgl. World Trade Organization (WTO): Trade to remain subdued in 2013 after sluggish growth in 2012 as European economies continue to struggle, Press Release 2013, www.wto.org.
  • 2 Vgl. Eurostat: Statistiken – Internationaler Handel, 2013, http://epp.eurostat.ec.europa.eu.
  • 3 Ebenda.
  • 4 Vgl. World Trade Organization (WTO), a.a.O.
  • 5 Vgl. Europäische Kommission: Außenbeziehungen – Welthandel und Handelsabkommen, 2013, http://ec.europa.eu.

HWWI-Index der Weltmarktpreise für Rohstoffe

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2010 = 100, auf US-Dollar-Basis.

HWWI-Index mit Untergruppena 2012 Okt. 12 Nov. 12 Dez. 12 Jan. 13 Feb. 13 Mrz. 13 Apr. 13
Gesamtindex 125,0 122,8 120,2 121,2 125,4 127,9 122,0 117,5
  (-2,8) (0,0) (-5,1) (-2,9) (-2,0) (-4,6) (-12,1) (-12,3)
Gesamtindex, ohne Energie 103,1 101,9 99,6 102,2 103,9 105,0 101,8 98,7
  (-12,8) (-5,7) (-4,0) (0,6) (-0,9) (-2,2) (-5,5) (-7,1)
Nahrungs- und Genussmittel 122,6 126,9 122,2 120,2 117,9 117,2 116,4 112,3
  (-4,9) (6,3) (4,8) (6,5) (1,6) (-0,3) (-2,0) (-5,4)
Industrierohstoffe 96,1 93,0 91,6 95,8 98,9 100,7 96,6 93,8
  (-15,9) (-10,6) (-7,7) (-1,8) (-2,0) (-2,9) (-6,9) (-7,9)
Agrarische Rohstoffe 92,0 89,6 88,6 90,9 93,1 94,5 92,8 92,2
  (-16,8) (-14,8) (-9,3) (-3,4) (-0,8) (-2,1) (-5,0) (-6,2)
NE-Metalle 95,6 94,9 92,3 97,8 97,4 98,2 92,1 87,8
  (-14,5) (-2,2) (-3,1) (3,9) (-2,4) (-5,5) (-10,0) (-10,4)
Eisenerz, Stahlschrott 103,2 92,9 93,7 97,5 110,3 115,3 112,7 110,9
  (-17,8) (-22,6) (-15,8) (-12,2) (-2,4) (1,9) (-2,0) (-4,5)
Energierohstoffe 130,8 128,3 125,6 126,2 131,0 133,9 127,3 122,5
  (-0,4) (1,3) (-5,3) (-3,6) (-2,3) (-5,1) (-13,4) (-13,3)

a 2010 = 100, auf US-Dollar-Basis, Periodendurchschnitte; in Klammern: prozentuale Änderung gegenüber Vorjahr.

Weitere Informationen: http://hwwi-rohindex.org/

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DOI: 10.1007/s10273-013-1533-1