Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für Wirtschaftspolitik
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WIRTSCHAFTSDIENST – ZEITSCHRIFT FÜR WIRTSCHAFTSPOLITIK
Newsletter – Heft 9, September 2019

Die Digitalisierung ist Treiber eines Strukturwandels, der das Wirtschafts- und Arbeitsleben dynamisch verändert. Auf der gemeinsamen Konferenz von Wirtschaftsdienst/ZBW und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) soll analysiert und diskutiert werden, wie sich digitale Potenziale nutzen und gestalten lassen.

In diesem Newsletter

Thema des Monats: Wohnen in der Stadt: Wege zur Lösung eines Knappheitsproblems
Weitere Themen aus der aktuellen Ausgabe
Ausblick auf die nächste Ausgabe
Jetzt frei verfügbar
Themen aus Intereconomics

 

Thema des Monats

Wohnen in der Stadt: Wege zur Lösung eines Knappheitsproblems

Wohnen in der Stadt: Wege zur Lösung eines Knappheitsproblems

Die Lage am Wohnungsmarkt in Großstädten spitzt sich zu, sodass zunehmend Maßnahmen gefordert sind, um das Angebot an bezahlbarem Wohnraum auszuweiten. Ralph Henger, Claus Michelsen, Carsten Kühl, Carolin Wandzik und Lukas Tockner analysieren die Lage und diskutieren Wege zur Lösung des Knappheitsproblems im aktuellen Zeitgespräch des Wirtschaftsdienst.

Henger sieht die aktuelle Wohnungsknappheit als Kehrseite des langanhaltenden Wirtschaftsbooms. Mit dem Aufschwung kam es zu einer stärkeren Zuwanderung aus dem europäischen Ausland. Zudem sei die Nachfrage nach Immobilien seit der Finanz- und Wirtschaftskrise auch aufgrund niedriger Zinsen gestiegen. Nun sei schnelles Handeln auf allen Ebenen erforderlich, um mehr Wohnraum zu schaffen, aber kein Aktionismus. Eine zentrale Maßnahme, um Wohnraum bezahlbar zu machen, sieht Henger im Wohngeld. "Der Vorteil des Wohngeldes liegt darin, dass es als subjektbezogenes Instrument den objektbezogenen Instrumenten hinsichtlich ihrer sozialen Treffsicherheit überlegen ist."

Michelsen konstatiert, dass die Mietpreisbremse besser als ihr Ruf sei. So lasse sich empirisch nachweisen, dass die "Mietpreisbremse entgegen vieler anderslautender Einschätzungen sehr wohl einen dämpfenden Effekt auf die Mieten entfaltet hat". Dem Mietendeckel erteilt er eine Absage: "Anstatt die Interventionsspirale immer weiter zu drehen, [...] wäre es eine klügere Politik, der etablierten und jüngst für weitere fünf Jahre verlängerten Mietpreisbremse zu mehr Geltung zu verhelfen".

Kühl betont, dass dem Problem der hohen Mietbelastungen unterer Einkommensgruppen kurzfristig nur durch signifikante Verbesserungen beim Wohngeld zu begegnen sei. Darüber hinaus sei der soziale Wohnungsbau vor allem in Wachstumsregionen ein wichtiges Element der Wohnungspolitik. Auch eine neue Bodenpolitik müsse her: "Bodenverfügbarkeit entscheidet nicht nur über die Gestaltungsfähigkeit der Kommunen, Boden ist auch der größte Preistreiber auf dem Immobilienmarkt", erläutert Kühl.

Wandzik weist darauf hin, wie wichtig die Nutzbarmachung neuen Baulands ist – sowohl in den Städten durch Nachverdichtung als auch im Umland zur Entlastung der Städte. Dies sorge allerdings vor dem Hintergrund des NIMBY-Effektes ("Not in my backyard") für Kontroversen in der Bevölkerung. "Hier sind sowohl die Politik als auch die Menschen vor Ort selbst gefragt, die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, manchen gordischen Knoten zu zerschlagen und Verständnis für die Notwendigkeit bestimmter Maßnahmen aufzubringen", schließt Wandzik.

Tockner analysiert, wie Österreich es schafft, preisgünstige Neubauwohnungen anzubieten. Erstens werde die Höhe des Wohnungsangebots durch investitionsfördernde Maßnahmen der öffentlichen Hand direkt beeinflusst. Zweitens sei die Preisbildung bei dem durch Wohnbauförderungsmittel generierten Teil des Neubauangebots öffentlich geregelt. Dabei sei es zentral, dass kein öffentlicher Liegenschaftseigentümer mehr Grundstücke veräußere. "Freie Liegenschaften sollten im Erbbaurecht an Wohnungsunternehmen vergeben werden, die preisgebundenen Wohnraum errichten", empfiehlt Tockner.

Weitere Themen aus der aktuellen Ausgabe

Pro & Contra: Solidaritätszuschlag abschaffen

Andreas Peichl vom ifo Institut spricht sich schon allein aus verfassungsrechtlichen Gründen für die Abschaffung des Solidaritätszuschlags aus, schlägt aber vor, die Absetzungsmöglichkeiten im komplizierten deutschen Steuersystem zu begrenzen. Stefan Bach vom DIW Berlin sieht es als sinnvoll an, den Solidaritätszuschlag für hohe Einkommen zu erhalten, aber diese Steuereinnahmen umzuwidmen und für Investitionen in die Infrastruktur oder den Klimaschutz zu verwenden.

Mehrwertsteuersatz: Keine Allzweckwaffe

Die Politik hat allem Anschein nach eine neue Allzweckwaffe entdeckt: den Mehrwertsteuersatz. Der auf Fleisch soll, geht es nach dem Willen einiger Politiker, von derzeit 7 % auf 19 % erhöht, und der auf Bahnreisen umgekehrt von 19 % auf 7 % reduziert werden. Für die Politik wäre der Weg über die Mehrwertsteuer sicher der bequemere, denn die zu überwindenden Widerstände dürften geringer sein als bei Maßnahmen, die direkt bei den Produzenten ansetzen. Das macht ihn jedoch nicht zu einer sachgerechten Lösung, kommentiert Roland Döhrn vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.

Trends bei den Erdölimporten

Die USA und die EU haben 2017 ihre Erdölimporte im Vergleich zu 2007 leicht reduziert, während China seine Importe weit mehr als verdoppelt hat. Im Jahr 2017 hat das Land nur etwas weniger importiert als die USA. In Relation zu den weltweiten Ölimporten konnte China damit seinen Anteil etwa verdreifachen, erläutern Katrin Knauf und André Wolf vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI).

 

Ausblick auf die nächste Ausgabe

Zeitgespräch
Eine moderne, umweltfreundliche und ethische Agrarpolitik – Ziele und Instrumente

Analysen und Berichte
Katarzyna Haverkamp: Soloselbstständige im Handwerk: Einkommensstrukturen und Altersvorsorge

Ökonomische Trends
Hans-Jochen Luhmann: Vermeidung von Abfallbeseitigung in der Nordsee

 

Jetzt frei verfügbar: Wirtschaftsdienst 8/2017

Die Wirtschaftsdienst-Artikel unterliegen einer Embargofrist von zwei Jahren. An dieser Stelle werfen wir einen Blick auf das ab sofort frei zugängliche Heft. Viele weitere frei verfügbare Artikel finden Sie auf der Website des Wirtschaftsdienst oder auf EconStor – dem fachlichen Repositorium der ZBW.

Aus der August-Ausgabe 2017
Die Globalisierungsverlierer kompensieren – aber wie?

Mittlerweile besteht ein Grundkonsens, dass Verlierer der Globalisierung kompensiert werden müssen, wenn sie etwa von Jobverlusten betroffen sind. Dies soll dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der Welthandelsorganisation zufolge nicht über eine progressivere Besteuerung der Einkommen, sondern über Trade Adjustment Assistance erfolgen. Diese Programme sollen betroffene Beschäftigte dabei unterstützen, durch Umschulung schnell neue Jobs in zukunftsträchtigeren Wirtschaftsbereichen zu finden. Regionale Arbeitsmarktunterschiede werden dabei aber oft übersehen. Die aktive Arbeitsmarktpolitik sollte daher um gezielte Regionalpolitik ergänzt werden, forderte Jens Südekum vom Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) in der August-Ausgabe 2017.

 

Themen aus Intereconomics

Neben dem Wirtschaftsdienst gibt die ZBW auch Intereconomics – Review of European Economic Policy heraus. Die Zeitschrift befasst sich mit wirtschafts- und sozialpolitischen Themen in Europa. Folgen Sie ihr auf Twitter: @Intereconomics_ und abonnieren Sie den Intereconomics-Newsletter.

Competition and Competition Policy in a Data-Driven Economy

How has the digital economy changed value chains and competitive processes in many industries and markets? Justus Haucap explains the importance of digital platforms and why data is so essential to so many industries. While data has been referred to as the 'new oil' of this century, Haucap jokes that although both data and oil may be extracted via platforms, they are still different in that data is non-rival in use and is not only non-exhaustible, but growing. These differences have substantial consequences for competiton policy, as Haucap lays out in this article.

 

Herausgeber der Zeitschrift

ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Die Leibniz-Einrichtung ZBW ist eine Stiftung öffentlichen Rechts.

Verlag

Der Wirtschaftsdienst erscheint im Springer-Verlag Berlin Heidelberg.
Nutzen Sie SpringerAlerts für kostenlose Inhaltsverzeichnisse des Wirtschaftsdienst per E-Mail:
https://www.springer.com/economics/policy/journal/10273

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