Die sprunghafte Steigerung der Preise, die wir im eigenen Lande, aber auch im Auslande beobachten, ändert von Tag zu Tag ihr Verhältnis zu den Einkommen. Sie zwingt daher die wirtschaftenden Individuen, zu versuchen, die Einkommen den gestiegenen Preisen anzupassen.
Darin liegt ein Faktor ständiger Beunruhigung für unser Wirtschaftsleben. Unzufriedenheit und unaufhörlich in unberechenbarer Weise einander ablösende Streiks sind die Folge davon. Dadurch wird unsere Volkswirtschaft noch vollends zerrüttet. Und nicht nur die handarbeitenden Schichten der Bevölkerung, auch der Mittelstand, namentlich die Beamten, ringen mit dem Problem, wie jenem Mißstande sinkender Einkommen infolge steigender Preise abgeholfen werden könne. Denn ein Existenzminimum muss jedem erhalten bleiben, sonst führt die Not zu Handlungen, welche die Vernunft nicht mehr billigen kann.
Auch der Staat muss dieser Tatsache wohl oder übel Rechnung tragen. Sein Budget gerät jedoch in Unordnung durch die Schwierigkeiten, in den Bezügen der Staatsarbeiter und -Beamten mit den fieberhaft nach oben gehenden Preisen Schritt zu halten.
Vor allem aber wird dem Unternehmer die Grundlage für eine sichere Kalkulation entzogen und die Tendenz zur Preissteigerung, soweit er bei dieser mitwirken kann, verstärkt, wenn er sich jeden Augenblick neuen Lohnforderungen gegenüber sieht, für die jedenfalls, auch wenn sie berechtigt sind, jede Norm fehlt.
So bildet das Missverhältnis zwischen der Bewegung der Preise und Einkommen und die Unzulänglichkeit der bisherigen Art der Anpassung beider aneinander ein fressendes Übel an unserem Wirtschaftskörper, dessen Beseitigung sowohl vom Standpunkt der Gütererzeugung als auch aus sozialpolitischen Gesichtspunkten nach Kräften erstrebt werden muss. Es bestehen auch innige Zusammenhänge zwischen diesem Problem und dem Elend unserer Finanzen und unserer Wahrung.
Was kann in dieser Lage geschehen?
Im Auslande sind seit längerer Zeit Versuche gemacht worden, die Löhne und Gehälter systematisch den Preisen anzugleichen. Und zwar durch automatisch mit dem jeweiligen Steigen des Preisniveaus eintretende Zuschläge zu dem Einkommen. Die Voraussetzung dafür bildete die Beobachtung der Preisbewegung auf Grund von Indexziffern. Über diese Versuche besteht nun in Deutschland, aber auch im Auslande, eine viel zu geringe und darum kaum für die Praxis nutzbar zu machende Kenntnis. Es fehlt durchaus eine umfassende und eingehende Untersuchung dieser Bestrebungen und der Erfahrungen, die bisher mit ihnen gemacht worden sind. In diesen Zusammenhang gehören auch die von der deutschen Regierung unternommenen Versuche zur Senkung der Lebensmittelpreise durch besondere Kredite und die von einigen Währungspolitikern erhobene Forderung, die Durchschnittswarenpreise zum Ziel einer Stabilisierung der Wechselkurse und der Geldschöpfung zu machen. Eine Klärung dieser Fragen ist dringend zu wünschen, um von da aus zu einer besseren Wirtschaftspolitik zu gelangen.
Es ist daher sehr dankenswert, dass die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Hamburgischen Universität den Beschluss gefasst hat, Mittel, die ihr aus einer dem "Wirtschaftsdienst" gewidmeten Stiftung in Hohe von 3000 Mark zur Verfügung gestellt worden sind, - mit der Maßgabe, sie zu einem Preisausschreiben über ein der wissenschaftlichen Bearbeitung dringend harrendes Problem der deutschen Wirtschaftspolitik zu verwenden - in den Dienst dieser Aufgabe zu stellen. Die Fakultät hat als Thema dieses Preisausschreibens festgesetzt:
"Die Methoden der Anpassung der Lohnhöhe an die Preisbewegung".
Wie in der von der Fakultät erfolgten, an anderer Stelle dieser Nummer im Wortlaut abgedruckten Ankündigung näher dargelegt wird, sollen in den Arbeiten auch die für den Zweck der Untersuchung brauchbaren statistischen Methoden der Ermittlung der Preishöhe und der Lebenskosten dargelegt und geprüft werden. Es sollen schließlich die Folgen erörtert werden, die sich bei einer allgemeinen Anwendung veränderlicher Lohnskalen volkswirtschaftlich und privatwirtschaftlich ergeben würden. Insbesondere ist zu prüfen, wie solche gleitenden Lohn- und Gehaltsskalen auf die Kalkulationsmethoden des Unternehmers und auf die Entwicklung der Preishöhe einwirken würden.
Hinsichtlich der Einzelheiten des Preisausschreibens weisen wir auf die Ankündigung selbst hin. Hier sei noch mitgeteilt, dass für die beste Bearbeitung des Gegenstandes ausgesetzt sind ein I. Preis von 1500,- Mark, ein II. Preis von 1000,- Mark ein III. Preis von 500,- Mark.
Die Ergebnisse der Untersuchung sind in einem etwa 400 Druckzeilen umfassenden Aufsätze niederzulegen, der zum Abdruck im "Wirtschaftsdienst" bestimmt ist.
Wir geben zum Schluss der Hoffnung Ausdruck, dass die Beteiligung an dem Preisausschreiben recht rege sein möge und dass alle dafür in Betracht kommenden Kreise der Theorie und Praxis gern den Wettbewerb um die beste Lösung der Aufgabe aufnehmen werden. Dann wird das Preisausschreiben zu seinem Teil dazu beitragen, dem deutschen Wirtschaftsleben die Ruhe und Stetigkeit wiederzugeben, die es zu seinem Unglück verloren hat.