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In diesem NewsletterThema des Monats: Tarifpartnerschaft – ein altes, aber gefährdetes Bündnis? |
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Thema des MonatsTarifpartnerschaft – ein altes, aber gefährdetes Bündnis?Vor 100 Jahren, im November 1918, wurde das Stinnes-Legien-Abkommen zwischen verschiedenen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften abgeschlossen. Dabei ging es um Tarifautonomie und Kollektivvereinbarungen sowie die Einführung des Achtstundentags und von Betriebsräten. Das Abkommen scheiterte zwar kurz darauf wieder, diente aber als Vorlage für die gesetzliche Regelung der Tarifvertragsbeziehungen in der Bundesrepublik. Im aktuellen Zeitgespräch des Wirtschaftsdienst diskutieren Wolfgang Schroeder, Antonin Finkelnburg, Hagen Lesch, Thorsten Schulten und Lothar Funk die Zukunftsfähigkeit der Tarifpartnerschaft in Deutschland vor diesem Hintergrund. Schroeder weist darauf hin, dass die Arbeitgeber und deren Verbände gefordert sind, wieder mehr Unternehmen in die Tarifpartnerschaft einzubinden bzw. ihre Wertschöpfungsketten kooperativer zu gestalten. Denn sonst werde der Staat an die Stelle der Sozialpartner treten, um den Arbeitsmarkt zu regulieren. "Das 100-jährige Jubiläum des 'Stinnes-Legien-Abkommens' sollte daher als Anlass genommen werden, um sich auf die Errungenschaften in den Arbeitsbeziehungen zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften zu besinnen und gemeinsam für eine Erneuerung der Übereinkunft einer autonomen Gestaltung der Arbeitsbeziehungen in der Tarifpartnerschaft zu streiten", stellt Schroeder heraus. Finkelnburg plädiert dafür, dass die Tarifparteien im Idealfall gemeinsam Herausforderungen antizipieren und Antworten darauf finden müssen. "Sie müssen auf bestehende Entwicklungen und erwartbare Veränderungen reagieren und die Tarifverträge wirtschaftlich angemessen, modern, zeitgemäß, lebendig und attraktiv gestalten." Der faire Ausgleich der Interessen sei das Ziel. Dabei habe sich nicht jede Vereinbarung, die im Zuge dieser neuen Partnerschaft getroffen wurde, als richtig erwiesen. "Doch der Mut zur Veränderung war damals – und wäre auch heute – wegweisend", schließt Finkelnburg. Auch Lesch betont, dass die Herausforderung darin bestehe, die nicht tarifgebundenen Betriebe und unorganisierte Arbeitnehmer von den Vorteilen des Interessenausgleichs zu überzeugen. Je weniger dies gelinge, desto eher werde der Staat Maßnahmen zur Stärkung der Tarifbindung ergreifen. Die Tarifparteien stehen damit vor der Entscheidung, die eigene Mitgliederbasis und damit ihre Autonomie zu stärken oder weitere Regelungen dem Staat zu überlassen. "Würde es dem Geist des Stinnes-Legien-Abkommens nicht eher entsprechen, selbst zu handeln?", fragt Lesch. "Dies wäre eine zeitgemäße Botschaft dieses Abkommens." Schulten stellt fest, dass die Tarifbindung in Deutschland immer weiter zurückgeht, obwohl die Tarifverträge heute flexibler sind und Öffnungsklauseln für betriebliche Gestaltungsspielräume eröffnen. Der Rückgang der Tarifbindung sei in erster Linie Ausdruck einer Machtverschiebung zugunsten der Unternehmen. "Bei Tarifverträgen geht es jedoch nicht nur um die Festlegung mehr oder weniger intelligenter Regelungen, sondern um die Formulierung sozialer Kompromisse zwischen tendenziell unterschiedlichen Interessen", erläutert Schulten. Hierbei befänden sich die einzelnen Beschäftigten gegenüber dem Arbeitgeber in der Regel in einer unterlegenden Verhandlungsposition. Um dem zu begegnen, müssten die Gewerkschaften selber wieder stärker werden und ihre eigene autonome Machtbasis durch einen höheren Organisationsgrad und eine bessere betriebliche Präsenz ausbauen. Funk weist darauf hin, dass eine Sozialpartnerschaft wohl nur dann dauerhaft funktioniert, wenn sie aufgrund von ausreichend verfügbaren Verteilungsspielräumen nicht ein ständiges konfliktreiches "Nullsummenspiel" zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite darstellt. Verteilungskämpfe zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite könnten Wachstum und Beschäftigung mindern sowie Arbeitslosigkeit oder Inflation erhöhen. Dabei sei es die zentrale Bedingung für dauerhaft funktionierende Sozialpartnerschaft, dass die intern oder extern entstehenden Lasten nicht auf die jeweils andere Seite oder Dritte abgewälzt werden, erläutert Funk. Im Anschluss ein Blick zurück: 1918 analysierte Alfred Schmidt-Essen, damaliger Redakteur des Wirtschaftsdienst, in seinem Beitrag Ein Schritt zum inneren Frieden die Errungenschaften des Stinnes-Legien-Abkommens.
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Weitere Themen aus der aktuellen AusgabeStreit um Italiens HaushaltBrüssels wesentlicher Hebel auf Rom ist keine fiskalische Sanktion. Er besteht in einem Zinsauftrieb, der durch eine weitere Eskalation der Auseinandersetzung entstehen könnte. Kann Europa daran ein Interesse haben? Jens Südekum vom DICE stellt im aktuellen Leitartikel fest, dass Europa besser daran täte, konstruktiv auf die italienische Position einzugehen und dem Land bei seinem größten Problem zu helfen: zehn Jahre ohne Wirtschaftswachstum. Fachkräfteeinwanderung: Nachschub für Niedriglohnsektor?Eine verstärkte Fachkräfteeinwanderung ist durchaus sinnvoll. Schon heute gilt dies etwa für die Pflege. Auch die Finanzierung sozialer Sicherungssysteme kann von einer Fachkräfteeinwanderung profitieren. Das von den Unternehmerverbänden dominierte Eckpunktepapier der Koalition begünstigt jedoch eher eine Einwanderung von Arbeitskräften mit unbedeutenden Qualifikationen, kommentieren Katharina Molitor und Eric Seils vom WSI der Hans-Böckler-Stiftung. Wie Künstliche Intelligenz die Ordnung der Wirtschaft revolutioniertDie Revolution der ökonomischen Ordnung in der Datenökonomie durch Künstliche Intelligenz erfordert einen Umbau der Gesellschaft insgesamt. Das betrifft die digitale Ethik und das Wettbewerbsrecht ebenso wie Bildung, Arbeitsmarkt und Sozialstaat. Für die deutsche Wirtschaft, die wie kaum eine andere in definierte und abgegrenzte Prozesse zerlegt ist, wird Künstliche Intelligenz zu der vielleicht entscheidenden Frage von Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit, betont Henning Vöpel vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut in den Ökonomischen Trends. |
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Ausblick auf die nächste AusgabeZeitgespräch Analysen und Berichte Ökonomische Trends |
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Jetzt frei verfügbar: Wirtschaftsdienst 10/2016Die Wirtschaftsdienst-Artikel unterliegen einer Embargofrist von zwei Jahren. An dieser Stelle werfen wir einen Blick auf das ab sofort frei zugängliche Heft. Viele weitere frei verfügbare Artikel finden Sie auf der Website des Wirtschaftsdienst oder auf EconStor – dem fachlichen Repositorium der ZBW. Aus der Oktober-Ausgabe 2016 Der Altenquotient steigt deutlich an, das Rentenniveau sinkt. Eine Rentenreform ist nötig. Aber: An welchen Stellschrauben soll gedreht werden? Betriebliche Altersvorsorge, private oder gesetzliche Rente? Beitragsbasis erweitern, Renteneintrittsalter anheben oder staatliche Zuschüsse erhöhen? Über den richtigen Fokus einer Reform diskutierten die Rentenexperten Franz Ruland, Friedrich Breyer, Winfried Schmähl, Tim Köhler-Rama und Volker Meinhardt im Zeitgespräch der Oktober-Ausgabe 2016. |
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VeranstaltungenBuchvorstellung mit Achim Wambach: Digitaler Wohlstand für AlleDienstag, 11. Dezember 2018 | 17 Uhr | ZBW Hamburg
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Themen aus IntereconomicsNeben dem Wirtschaftsdienst gibt die ZBW auch Intereconomics – Review of European Economic Policy heraus. Die Zeitschrift befasst sich mit wirtschafts- und sozialpolitischen Themen in Europa. Folgen Sie ihr auf Twitter: @Intereconomics_ und abonnieren Sie den Intereconomics-Newsletter. If Nothing is Achieved: Who Pays for the Brexit?The United Kingdom is scheduled to depart the European Union in March 2019. While numerous questions remain, one thing appears certain: a "hard Brexit" which may result from failed negotiations would cut off most ties with the EU in a chaotic and sudden manner. This article examines various exit scenarios and their outcomes. Findings suggest that in order to temper the negative effects of newly introduced tariffs on trade, a customs union should be maintained throughout the transition period. Long-term solutions are required in order to offset the initial shockwaves to the economy. |
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Herausgeber der ZeitschriftZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft VerlagDer Wirtschaftsdienst erscheint im Springer-Verlag Berlin Heidelberg. Newsletter weiterempfehlenGefällt Ihnen der Wirtschaftsdienst-Newsletter? Dann freuen wir uns sehr, wenn Sie uns weiterempfehlen! Bitte geben Sie dazu einfach den folgenden Anmelde-Link weiter: Bei Fragen, Anregungen oder Kritik wenden Sie sich gerne an redaktion@zbw.eu Name und Anschrift der RedaktionRedaktion Wirtschaftsdienst/Intereconomics Telefon: +49 40 42834-306/307 RedaktionsverantwortlicheKristin Biesenbender Cora Wacker-Theodorakopoulos Sie möchten den Newsletter abbestellen?Rufen Sie die folgende Website auf, geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abbestellen": |