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Aus Anlass der Wiederveröffentlichung des Sonderhefts „Georg Friedrich Knapp – ein literarisches Bildnis“ im Wirtschaftsdienst zum 80. Geburtstag von Knapp vor genau 100 Jahren wird der Versuch unternommen, Person und Werk des Wissenschaftlers aus heutiger Sicht zu würdigen und die aktuelle Kontroverse um ihn zu beleuchten, denn die Modern Monetary Theory sieht in Knapp ihren Ursprung.

Im März 1922, also im Jahr vor dem Höhepunkt der Hyperinflation in Deutschland, erschien ein Sonderheft des Wirtschaftsdienst zum 80. Geburtstag von Georg Friedrich Knapp. Die darin versammelten Texte belegen das hohe Ansehen, das sich Knapp im Laufe seines Lebens erarbeitet hatte. So verdienstvoll seine Leistungen zuvor schon gewesen waren, erst im fortgeschrittenen Alter, nämlich 1905, erschien seine „Staatliche Theorie des Geldes“, die zum Mittelpunkt einer intensiven Kontroverse wurde und zumindest die deutschsprachige Diskussion über das Geld für viele Jahre bestimmte. Auch nach seinem Tod flammte diese Auseinandersetzung immer wieder auf.

Auch wenn die Person Knapp hohes Ansehen genoss, so wurden diejenigen, die sich auf seine Geldtheorie beriefen, schon früh kritisch beäugt. John Maynard Keynes schrieb 1914: “(F)ollowers of Knapp show a distinct tendency to regard him at least as much in the light of a prophet as in that of an economist“ (Keynes, 1914, 418). Joseph Schumpeter schrieb in einem Nachruf auf Knapp, dass sein Einfluss “on monetary science in Germany has been, in the main, an unfortunate one. (…) it also serves to show, once more, the strength of this remarkable man, who convinces so many of what he could not prove and often fascinated even where he did not convince” (Schumpeter, 1926, 514).

Biographische Einordnung

Georg Friedrich Knapp wurde 1842 in Gießen geboren. Seine Familie wurde von seinem Onkel Justus Liebig dominiert. Knapp studierte Staatswissenschaften in München, Berlin und Göttingen und verfasste 1865 eine Dissertation über Johann Heinrich von Thünen. 1867 wurde er Leiter des statistischen Amts in Leipzig und blieb dort bis 1874, ehe er im gerade dem Deutschen Reich angegliederten Elsass eine Professur an der Universität in Straßburg übernahm und dort bis 1919 blieb. Er starb 1926 in Darmstadt. Knapp war ein Mitbegründer des Vereins für Socialpolitik und wird wegen seiner statistischen und historischen Arbeiten zur Jüngeren Historischen Schule gerechnet. Seine Tochter Elly erlangte an der Seite von Theodor Heuss in der frühen Bundesrepublik große Popularität (Greitens, 2019b, 2 f.).

Knapps wissenschaftliches Werk lässt sich in drei Phasen aufteilen: Zunächst beschäftigte er sich mit Statistik, dann folgt eine Phase mit Untersuchungen zur Agrargeschichte und zuletzt eben die Geldtheorie. Er stilisierte sich erfolgreich, wie auch das Sonderheft des Wirtschaftsdienst zeigt, zu einem unpolitischen Gelehrten, der ohne Eifer seine Studien betrieb.

Die „Staatliche Theorie des Geldes“ von 1905

Historische Hintergründe

Knapp schrieb seine „Staatliche Theorie“ in einer Phase, in der die Bedeutung von Münzen drastisch abnahm. Die Reichsbanknoten wurden ab 1910 gesetzliches Zahlungsmittel und mussten damit, wie zuvor nur Münzen, unbegrenzt und schuldbefreiend angenommen werden. Gleichzeitig stieg die praktische Bedeutung von Kreditgeld an, sodass eine Warentheorie des Geldes immer weniger die tatsächliche Situation widerspiegelte. Zeitgleich fanden in vielen Ländern, vielleicht am vehementesten in den USA um den Präsidentschaftskandidaten William Jennings Bryan und in Frankreich mit Louis Wolowski, Diskussionen um die Einführung eines Bimetallstandards statt. In Deutschland wurden Änderungen an der „hinkenden Goldwährung“ sowie die Bedeutung der Währungsreform von 1892 in Österreich diskutiert (Greitens, 2019a, 274 f., 309 f.).

Geldwesen

Knapps zentrale These und der erste Satz in seiner „Staatlichen Theorie des Geldes“ lautet: „Das Geld ist ein Geschöpf der Rechtsordnung; es ist im Laufe der Geschichte in den verschiedensten Formen aufgetreten: eine Theorie des Geldes kann daher nur rechtsgeschichtlich sein“ (Knapp, 1905, 1). Das gesamte Buch führt diesen Gedanken aus und wird dabei immer detaillierter. Dabei ist es das Anliegen von Knapp, einen als rückständig angesehenen Metallismus zu überwinden: „Der natürliche Mensch ist Metallist, der theoretische Mensch hingegen ist genötigt, Nominalist zu werden“ (Knapp, 1905, 9). Zu diesem Zweck entwickelt Knapp eine Taxonomie von tatsächlichen und theoretisch denkbaren Geldformen. Zur Herleitung führt er eine eigene Terminologie, eine Kunstsprache ein, um diese abstrakte und umfassende Darstellung und Systematisierung vornehmen zu können (Trautwein, 2003, 170).

Knapp beginnt damit, den Begriff „Zahlungsmittel“ als ein Mittel, das die Gesellschaft für die Zirkulation anerkannt hat, zu definieren. Dabei greift er auf Ferdinand Tönnies‘ zu dieser Zeit sehr einflussreiches Verständnis der Begriffe „Gemeinschaft und Gesellschaft“ (Tönnies, 1887) zurück, bei der „mechanische“ Verbindungen von Menschen (über den Staat oder den Markt) in einer Gesellschaft den „organischen“ Verbindungen in einer Gemeinschaft gegenübergestellt wird. Knapp erweitert im Verlaufe des Buchs seinen Ansatz in diesem Sinne, wenn er davon spricht, dass auch eine „unstaatliche Zahlgemeinschaft“ (Knapp, 1905, 133) ihr Zahlungsmittel bestimmen kann.

Zwar führt Knapp die Möglichkeit von Waren als Zahlungsmittel auf, er nennt sie „pensatorische [also abwiegbare] Zahlungsmittel“, aber den Begriff „Geld“ reserviert er für „proklamatorische Zahlungsmittel“, dessen Wert unabhängig vom Stoffwert ist. Knapp spricht synonym von „chartalen Zahlungsmitteln“, womit er Wertmarken meint. „Vielleicht gestattet das lateinische Wort ‚Charta‘ den Sinn von Marke; wenn es nicht der Fall sein sollte, so fordern wir es, und zwar hauptsächlich, weil wir daraus ein allgemein verständliches, wenn auch neues Adjektivum bilden können: chartal. Unsere Zahlungsmittel haben die Marken- oder Chartalverfassung; nur mit Zahlmarken, mit chartalen Stücken, kann man bei den Kulturvölkern unserer Zeit Zahlungen leisten“ (Knapp, 1905, 27). Hieraus ergibt sich die im englischen Sprachraum übliche Bezeichnung des „Chartalism“ für Knapps Theorie.

Bei chartalen Zahlungsmitteln ist der Stoff der Marke nur ein Begleitfaktor. Wesentlich ist die Beschreibung der Stücke in der Rechtsordnung. Geld ist also eine Konvention, die im modernen Staat durch die Rechtsordnung abgesichert wird. In diesem Sinne sind auch ältere Metallwährungen nominalistisch, da die Metallstücke mit juristisch relevanten Zeichen versehen werden müssen. „Unsere Rechtsordnung bestimmt, daß nur so und so geformte Stücke als Zahlungsmittel zugelassen werden. Die Kennzeichen der Stücke sind rechtlich vorgeschrieben“ (Knapp, 1905, 22).

Das zentrale Konzept dazu ist der „Rekurrente Anschluss“: Geld dient als chartales Zahlungsmittel der Schuldentilgung und unterliegt als solches der Rechtsordnung, in der die Schuldentilgung geregelt wird. Bei einer Währungsreform müssen Umrechnungsfaktoren zu dem vorherigen Zahlungsmittel fixiert werden, damit die Schulden in dem dann neuen Zahlungsmittel beglichen werden können. Hier zeigt sich der nominale Charakter des Geldes am deutlichsten: „Der Staat behandelt also die älteren Schulden so, als wenn die Werteinheit ‚Pfund Erz‘ nur ein Name sei, durch dessen Gebrauch die relative Größe der Schulden angedeutet wird, – der aber nicht bedeutet, daß wirklich Erz zu liefern sei; vielmehr behält sich der Staat vor, zu befehlen, daß der Name ‚Pfund Erz‘ jetzt bedeute, daß die und die Gewichtsmenge Silber zu zahlen sei. Im Augenblicke des Übergangs von Erz zu Silber werden die bestehenden Schulden vom Staat als Nominal-Schulden aufgefaßt“ (Knapp, 1905, 11). Die Nominaleigenschaft von Schulden sowie die Entkopplung von stofflichen Eigenschaften lässt das Zahlungsmittel bei Knapp zu Geld werden.

Knapp erwähnt die Rolle der Steuern zur Erzeugung der Akzeptanz des Zahlungsmittels, indem der Staat bestimmt, womit ihm die Steuerschuld zu zahlen ist. Und diese Bedeutung steigt, je größer die Steuerquote in einem Land ist (Knapp, 1905, 43). Allerdings ist dies bei Knapp nur ein Faktor unter mehreren, zu denen auch ganz grundsätzlich ein rechtlicher Annahmezwang gehört.

Geldwert

Die „Staatliche Theorie des Geldes“ enthält keine Erklärung zur Bestimmung des Geldwerts. Da dieses Thema jedoch den Mittelpunkt der Kritik darstellte, sah sich Knapp zunehmend dazu gezwungen, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. Die in dieser Zeit unter anderem von Irving Fisher vorangetriebene und sich mehr und mehr durchsetzende Analyse des Geldwertes anhand von Preisindizes lehnte der Statistiker Knapp ab. Diese Indizes können die individuellen Warenkomplexe der Haushalte nicht berücksichtigen und daher können sie nicht zur Bestimmung des Geldwertes verwendet werden. „Das möge der Laie als Geldwert bezeichnen“ (Knapp, 1910, 562).

Die zweite Auflage der „Staatlichen Theorie“ von 1918 enthält „Nachträge und Ergänzungen“. Darin vergleicht Knapp die herrschende Geldverfassung mit der englischen Währung nach der Aufhebung der Goldeinlösepflicht von 1797, die damals David Ricardo zu seinen ersten ökonomischen Texten animiert hatte. „Unsere Geldverfassung ist jetzt sehr ähnlich derjenigen, die in England zur Zeit der Napoleonischen Kriege bestand“ (Knapp 1918, 433). Damit stellt Knapp eine Beziehung zur Bullion Controversy her und sich selbst in eine Anti-Bullionistische Tradition.

In dieser Auflage lehnt er weiterhin die Bestimmung des Geldwerts über Preisindizes mit deutlichen Worten ab. „Diese Art, den Wert des Geldes zu bestimmen, beruht auf einer Umkehr der gegenseitigen Beziehung zwischen Ware und Zahlungsmittel. Was vorher Ware gewesen ist, wird als Zahlungsmittel gedacht und was vorher Zahlungsmittel war, wird als Ware gedacht“ (Knapp, 1918, 436). Das stellt für ihn einen Zirkelschluss dar. „Also hat unser Statistiker die Beziehung, die zwischen Ware und Geld besteht, vertauscht: an die Stelle, wo das Geld gestanden hat, setzt er die Ware; und an die Stelle, wo die Ware gestanden hat, setzt er das Geld. (...) Er verschweigt dabei, daß es darauf ankommt, ob der Warenkomplex als maßgebend zugestanden wird und tut so, als sei dies außer Zweifel (...). Indexzahlen können also über die juristische Eigenschaft des Geldes nichts aussagen (...) Sie zeigen, daß Güterpreise sich ändern können, was niemand bezweifelt hat“ (Knapp, 1918, 439 f.). Den Preisindizes stellt er eine rein juristische Argumentation gegenüber, nämlich, dass Preisänderungen nichts an nominalen Zahlungsverpflichtungen ändern.

Preisänderungen erklärt Knapp durch reale Veränderungen in der Angebots- und Nachfragestruktur. Dafür hat er mit dem Krieg ein prägnantes, zeitgenössisches Beispiel: Die Kriegsausgaben und die Umstellung der Produktion hatten weitreichende Konsequenzen für das gesamte Wirtschaftsleben. „Das ganze bürgerliche Leben wird unterwühlt: und da sollen ‚die Preise‘ ungestört bleiben? Vor allem aber: daran soll die Schöpfung des Papiergeldes schuld sein? Der Krieg nötigt uns, das gewohnte bürgerliche Leben umzuwälzen, und das Papiergeld ist nur das Mittel, die notgedrungene Umwälzung durchzuführen. Es ist doch eine merkwürdige Beschränktheit, nur das Papiergeld anzuklagen“ (Knapp, 1918, 444 f.).

Die im Krieg begonnene Inflation, bis 1918 noch weitgehend zurückgestaut, brach sich in den folgenden Jahren Bahn. Dennoch rückte Knapp nicht von seiner Haltung ab und die weiteren Auflagen der „Staatlichen Theorie“ von 1921 und 1923 erschienen ohne wesentliche Änderungen, trotz der dramatischen Geschehnisse in diesen Jahren.

Dieses Zurückziehen auf die rechtlich unveränderte Rückzahlbarkeit von Nominalschulden trotz steigender Preise stellt letztlich eine Verweigerung der Anerkennung des Problems des Geldwerts dar. So zweifelhaft die auch damals schon zumeist abgelehnte Quantitätstheorie des Geldes sein mag, gerade auf den Nominalismus in der Form von Knapps „Staatlicher Theorie“ lässt sich diese Theorie gut anwenden: Darin ist das Geld ohne intrinsischen Wert, die Menge könnte im Extremfall beliebig exogen bestimmt werden und andere Faktoren wie die Auslastung des Produktionspotenzials oder private Kreditgeldschöpfung werden von Knapp nicht betrachtet.

Kritik an Knapps Geldtheorie

Knapp war sich des provokanten Charakters seiner Theorie von Beginn an bewusst. Er scheint die einsetzende Kritik durch Zuspitzungen bewusst provoziert haben zu wollen. Schon 1905 schrieb er im Vorwort: „Eine Theorie muß auf die Spitze getrieben werden, sonst ist sie ganz wertlos“ (Knapp, 1905, VII). Selbst enge Vertraute wie Karl Helfferich warfen Knapp vor, die Macht und Integrität des Staats überschätzt zu haben. Die Gefahr des Missbrauchs einer potenziell unbeschränkten Geldschöpfungsmöglichkeit zu fiskalischen Zwecken sei zu groß. Die politischen Interessenkämpfe würden nicht durch „Vernunft und Gerechtigkeit, sondern nur durch brutale Macht“ (Helfferich, 1923, 667) entschieden. Ganz in der Tradition von David Hume findet Helfferich einen Nominalismus im Sinne von Knapp theoretisch überzeugend, plädiert aber in der Praxis für eine Beschränkung der Geldmenge, in diesem Fall durch eine Edelmetalldeckung (Greitens, 2019a, 214 f.).

Die Gefahr eines Missbrauchs der Macht des Staats erkannte Knapp sehr wohl, aber er nahm das Problem nicht sonderlich ernst. Für ihn ist der Staat zur Pflege der Rechtsordnung berufen und daher untergräbt er sie nicht (Knapp, 1906, 387 f.). Knapp distanziert sich weitgehend von den politischen Konsequenzen, die sich aus seiner Theorie ergeben. Er lehnt „lumpiges Papiergeld“ (Knapp, 1925, 286) ab und fordert, dass der Staat sowohl einen ausgeglichenen Staatshaushalt haben, als auch den Wechselkurs stabil halten sollte (Knapp, 1909, 611 f.).

Ein häufiger Vorwurf, z. B. von Alfred Lansburgh, war, dass Knapp zwar „die staatsrechtliche [Seite des Geldproblems] folgerichtig entwickelt, die wichtigere Seite aber, die wirtschaftlich-soziale, völlig außer Betracht“ gelassen habe (Lansburgh, 1917, 543). Ludwig von Mises fand dafür den Begriff einer „akatallaktischen“ Geldtheorie (Mises, 1917, 199). Dieser Ansatz sei für die gerade in Deutschland stark juristisch ausgebildeten Ökonomen attraktiv gewesen (James, 1981, 852 f.).

Der Hamburger Bankier Friedrich Bendixen, über die Auseinandersetzungen um die „Staatliche Theorie“ zum Freund von Knapp geworden, versuchte in „Das Wesen des Geldes“ (1908) genau hier anzusetzen und dessen juristische Analyse um eine ökonomische Betrachtungsweise zu ergänzen (Bendixen, 1922, 21 ff.). Mit diesem Bemühen stand er nicht allein, denn nach dem Zusammenbruch des Goldstandards im Krieg setzte eine Phase der Neuorientierung in der Geldtheorie ein, in der unter anderem mit Joseph Schumpeter oder Lansburgh auch Kritiker neue und häufig eklektische „Anweisungstheorien des Geldes“ entwickelten, die auch Elemente von Knapps „Staatlicher Theorie“ enthielten (Schumpeter, 1918; Lansburgh, 1923).

Die deutschsprachige Rezeption

Die „Staatliche Theorie“ war für fast zwanzig Jahre das Thema, über das sich die Ökonomen der Zeit stritten. Knapp, aber auch L. Albert Hahn mit seiner Schrift „Volkswirtschaftliche Theorie des Bankkredits“ (1920), wurden für die Hyperinflation von 1923 mitverantwortlich gemacht (Janssen, 2012, 301, 319 f.). So sah Lansburgh in einer Rezension der Inflationstheorie des Knapp-Schülers Rudolf Dalberg bei den Knapp-Anhängern den „alle hundert Jahre von neuem“ auftretenden „Trugschluß John Laws“ (Lansburgh, 1920, 269). Damit stellt er die Hyperinflation von 1923 in eine Reihe mit der Mississippi-Blase und den Assignaten des französischen Revolutions-Konvents.

Knapp, mittlerweile über 80 Jahre alt, hat auf diese Vorwürfe im Kontext der Hyperinflation anscheinend nicht mehr wirklich reagieren können. Hahn hingegen wandelte sich unter den Eindrücken zu einem libertären Ökonomen, der noch in den 1950er Jahren die Debatte um die Rolle der 1957 gegründeten Bundesbank mitbeeinflusste. Mit dem Tod von Knapp (1926) und nach der Stabilisierung der Währung kam die Diskussion um die „Staatliche Theorie“ zunächst zur Ruhe. Die Haltung der Knapp-Schüler, dass Gold den Handlungsspielraum der staatlichen Wirtschaftspolitik unerträglich einschränke, wurde dann wieder für die Nationalsozialisten attraktiv, die mit der „Staatlichen Theorie“ die monetäre Finanzierung der massiven Aufrüstung ökonomisch rechtfertigen wollten (Janssen, 2012, 302, 327).

Die Übersetzung ins Englische

Die englischsprachige Übersetzung der „Staatlichen Theorie des Geldes“, basierend auf der vierten Auflage von 1923, erschien durch die Royal Economic Society im Jahr 1924. Knapp bedauert im Vorwort die Kürzungen, die insbesondere die aktuellen Bezüge und die den Geldwert behandelnden Stellen betreffen, und dankt unter anderem John Maynard Keynes für seine Unterstützung bei der Übersetzung. Keynes seinerseits zitiert Knapp auf den ersten Seiten seiner „Treatise on Money“ (1930).

In der Übersetzung wird der erste Satz, „Das Geld ist ein Geschöpf der Rechtsordnung“, der den Grundgedanken der Geldtheorie von Knapp enthält, mit “Money is a creature of law“ übersetzt und nicht mit “Money is an entity of the legal order”. Die Modern Monetary Theory, die Knapp über die englischsprachige Übersetzung rezipiert hat, orientiert sich sehr stark an einem eng staatsorientierten Verständnis, das mit dieser Übersetzung bereits vorgezeichnet ist. Mit “law” statt “legal order” für “Rechtsordnung” wird eine Gesetzgebung im engeren Sinn bzw. die Notwendigkeit der Steuererhebung in dieser Währung als Grund der Akzeptanz verstanden, während Knapp durchaus verschiedene Arten von Zahlgemeinschaften im Blick hatte, die sich durch Konvention auf eine Währung einigen. Knapp selbst bezeichnete seine Theorie daher als reine „Darstellung des Verwaltungsrechtes“ (Knapp, 1918, 434).1 Die Schaffung einer Währung wird in einem modernen Staat normalerweise mit einem Akt der Gesetzgebung verbunden sein. Diese Rechtsordnung und ihr Geschöpf, die Währung, zu sichern und zu pflegen, kann das Mandat einer unabhängigen Zentralbank sein (Brandl, 2015, 405 f.).

Knapp konnte sich aber die Konvention auf eine Währung und deren Sicherung auch ohne den modernen Staat vorstellen. In einem Brief an Bernhard Laum, der die Entstehung des Geldes aus seiner sakralen Funktion abgeleitet hat, schreibt er: „Die Sache liegt doch so: Knapp sagt, dass Geld ist ein Geschöpf der Rechtsordnung; Laum setzt hinzu: und zwar der sakralen Rechtsordnung. Ganz zutreffend wäre also der Titel: das Geld als Geschöpf der sakralen Rechtsordnung.“2

Durch die Verwendung von „creature” anstelle von „entity” für „Geschöpf“ könnte der Eindruck entstehen, in Knapps „Staatlicher Theorie“ würde der Staat notwendigerweise und buchstäblich Geld aus dem Nichts erschaffen, d. h. ohne jeglichen Bezug zu bestehenden, im Umlauf befindlichen oder verwendeten Entitäten, und jederzeit die Menge des umlaufenden Geldes bestimmen. Auch dies schließt Knapp nicht aus, aber es ist nicht zwingend. Die Rechtsordnung kann auch eine private Währung legitimieren, bei der die Menge durch andere Regelungen oder Mechanismen bestimmt wird. Sein historisches Beispiel ist die Hamburger Girobank von 1619 (Knapp, 1905, 133 ff.). Heute könnte es theoretisch auch der BitCoin sein.

Modern Monetary Theory

Die MMT nimmt Georg Friedrich Knapp als wichtigsten Ausgangspunkt für ihren Ansatz. Während dieser politisch zurückhaltend war, sind die politischen Ambitionen der MMT deutlich zu erkennen. Daher ist auch die Rezeption von Knapp häufig zugespitzt. Nach Ehnts bedeutet Knapps chartalistische Sicht „Zentralbanken schaffen Zentralbankgeld aus dem Nichts“ (Ehnts, 2017, 87). „In ‚Staatliche Theorie des Geldes‘ von 1905 argumentierte Knapp, dass der Wert des Geldes staatlichen Ursprungs sei. (...) Knapp (...) betonte, dass der souveräne Staat per Charta (daher: Chartalismus) bestimmt, in welcher Einheit die Steuern eingezogen werden. Geld besitzt also einen Wert, weil der Staat uns zu Steuer- und Abgabenzahlungen in seiner Währung zwingt“ (Ehnts, 2017, 90).

Neben Knapp sind noch andere Autoren prägend für die MMT. So spielt ergänzend zur staatlichen Währung das endogene Kreditgeld in der Tradition von Mitchell Innes und Postkeynesianern wie Hymen Minsky eine Rolle. Die nachfragorientierten, keynesianischen Positionen stehen in der Tradition von Keynes, aber insbesondere auch der „Functional Finance“ von Abba Lerner (Wray, 2014). Zu deren Umsetzung soll sich der Staat monetär finanzieren. „Der moderne Staat, bestehend aus Regierung und Zentralbank, kann unbegrenzt Ausgaben tätigen, sollte diese Fähigkeit aber hauptsächlich zur Erreichung von Vollbeschäftigung einsetzen“ (Ehnts, 2017, 89).

Wie damals Knapp sehen sich heute die Exponent:innen der MMT dazu gezwungen, zu Hyperinflationen von 1923 Stellung zu nehmen. Und wie Knapp bestreitet auch Randall Wray die kausale Rolle der Geldmenge für die Inflation und erklärt die Preisänderungen durch reale Effekte. Wie bei privatem Kreditgeld hält er auch die monetarisierten Staatsausgaben dieser Zeit für rein endogene Anpassungen an die Zirkulationsanforderungen (Wray, 2019).

Fazit

Die zeitgenössische Kritik an Knapps „Staatlicher Theorie des Geldes“ liest sich wie die heutige Kritik an der MMT: Die Gefahren von Inflation werden nicht ernst genug genommen, das Vertrauen in den Staat ist übergroß und der Ansatz ist zu eng auf die monetäre Seite der Wirtschaft ausgerichtet. Insofern lohnt ein Blick auf die damaligen Diskussionen, wie sie hier angedeutet werden konnten. Auch wenn sich die Rezeption von Knapp insbesondere durch Wray – der nicht nur für die Entstehung der MMT von zentraler Bedeutung ist, sondern auch die theoriegeschichtlichen Wurzeln herausgearbeitet hat – durch eine hohe Präzision auszeichnet, leidet sie unter der gekürzten und verkürzten Übersetzung. Während Knapp mit seiner filigranen Begriffswelt unterschiedliche Optionen diskutiert, reduziert sich die MMT-Diskussion zu Knapp leider allzu häufig auf „Geld aus dem Nichts“ und „der Staat kann nicht pleitegehen“. Vor dem Hintergrund der eher an Austeritätspolitik erinnernden politischen Forderungen von Knapp ist seine „Ahnherrenschaft“ für die MMT eher auf einzelne Aspekte zu beschränken.

Schon Knapp litt unter der oft engen und vereindeutigenden Rezeption. 1925, kurz vor seinem Tod, schrieb er in einem Brief: „Mit der Staatlichen Theorie des Geldes geht es mir seltsam; vier deutsche, eine japanische und eine englische Auflage sind auf dem Markt, aber wer hat das Werk verstanden? Fast niemand!“ (zitiert nach Brandl, 2015, 207)

Zum Sonderheft von 1922

Im Sonderheft des Wirtschaftsdienst von 1922 verfassten Schüler (Eberhard Gothein, Karl Helfferich, Carl Fuchs, Alfred Schmidt-Höpke und Franz Gutmann) sowie Kollegen (Lujo Brentano und Ladislaus von Bortkiewicz) ihre Erinnerungen an Knapp und priesen ihn als Gelehrten und Lehrer.Alfred Schmidt-Höpke (Redakteur beim Wirtschaftsdienst und im Sonderheft mit dem Pseudonym Alfred Schmidt-Essen) würdigt in seinem Beitrag die geldtheoretischen Leistungen von Knapp. Er beschreibt ihn als jemanden, der ohne Vorläufer seine „große neue Grundanschauung“ entwickelt habe. Neben aristotelischen Grundideen und den von Knapp selbst erwähnten Anti-Bullionisten-Traditionen ist es aber vor allem der Bezug zur romantischen Nationalökonomik, insbesondere Adam Müller, in deren Tradition Knapp steht. Insgesamt versucht Schmidt-Höpke eine versöhnliche, die Unterschiede zwischen den Metallisten und den Nominalisten überwindende Haltung bei Knapp zu finden und herauszuarbeiten.

Aus den Autoren des Sonderhefts sticht besonders Karl Helfferich heraus. Er promovierte 1894 bei Knapp, der ihn für den begabtesten seiner Schüler hielt (Heuss-Knapp, 1952, 51). Daraus entstand eine enge persönliche Bindung zwischen den beiden:

Ich [Helfferich] habe diesen Anregungen unendlich viel zu verdanken: sie sind entscheidend gewesen für mein ganzes wissenschaftliches Arbeiten, auch wenn die Wege, die ich ging, bei der Verschiedenheit von Temperament und Neigungen sich von denjenigen Knapps so sehr trennten, daß er sich mir gegenüber in einem seiner Briefe als ‚Huhn, das eine Ente ausgebrütet hat‘ bezeichnete (Helfferich, 1922, 10).

Der Hintergrund ist, dass Helfferich Ludwig Bamberger im Kampf gegen die Forderungen nach einer bimetallistischen Doppelwährung unterstützte. Nach dem Tod Bambergers 1899 wurde Helfferich zum wichtigsten Verfechter der Goldwährung in Deutschland (Williamson, 1971, 23, 33). Mit seinem Buch „Das Geld“ (sechs Auflagen zwischen 1903 und 1923) stammte das deutschsprachige Standardwerk über monetäre Fragen zu Anfang des 20. Jahrhunderts von ihm (Greitens, 2019b, 12).

1908 wurde Helfferich Vorstandsmitglied der Deutschen Bank und organisierte ab 1915 als Staatssekretär des Reichsschatzamtes, als „Finanz-Ludendorff“ (Karl Kautsky), die Kriegsfinanzierung, die immer stärker aus einer monetären Staatsfinanzierung bestand. Sein gesamtes Handeln nach dem Krieg ist daher auch vor dem Hintergrund zu verstehen, dass er sich für die Art der Kriegsfinanzierung rechtfertigen und damit seine Mitverantwortung für die Inflation bestreiten wollte. Nach dem Krieg war er die zentrale Figur der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und maßgeblich an deren antirepublikanischer Hetze beteiligt. 1924 kam er bei einem Eisenbahnunfall ums Leben (Williamson, 1971). Helfferich bemüht sich um eine positive Integration der „Staatlichen Theorie“ in seine Vorstellungen einer Goldwährung. Aber er steht im Zwiespalt zwischen der Theorie seines befreundeten Lehrers und seinen metallistischen Überzeugungen. Daher interpretiert er Knapps Nominalismus als Idealzustand am Ende der Entwicklung und sich selbst als praktischen Metallisten, der mit großer Vehemenz an einer Goldwährung festhält. Helfferich möchte die Unterschiede zwischen ihm und Knapp nur auf die praktische, politische Ebene beschränkt und nicht als theoretischen Unterschied verstanden wissen (Helfferich, 1923, 457). Mises sieht diesen Versuch als gescheitert an: „Der Jünger Bambergers ist dem Banne von Knapps staatlicher Theorie verfallen und hat in unhaltbarem Eklektizismus Bamberger und Knapp zu vereinigen gesucht“ (Mises, 1924, 160).

  • 1 Das Verständnis des Begriffs „Verwaltungsrecht“ war in dieser Zeit stark durch Lorenz von Stein geprägt, der Münzen, die durch „Bankfundation“ zur Währung gewordenen Kreditpapiere (insbesondere Banknoten) der privilegierten staatlichen Zentralbank und die durch „Steuerfundation“ als Staatpapiergeld direkt von staatlichen Behörden ausgegebenen Kassenscheine als mögliche Währungsgrundlagen definierte (z. B. Stein, 1858, 60).
  • 2 Hervorhebung im Original, Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass 488 Mohr Siebeck, K. 413. Diese Entdeckung geht auf Felix Brandl zurück, bei dem ich mich für diesen Hinweis und weitere Anmerkungen bedanken möchte.

Literatur

Bendixen, F. (1922), Das Wesen des Geldes, 3. Aufl., Duker & Humblot.

Brandl, F. (2015), Von der Entstehung des Geldes zur Sicherung der Währung, Springer Gabler.

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Greitens, J. (2019a), Geld-Theorie-Geschichte, metropolis.

Greitens, J. (2019b), Karl Helfferich und Rudolf Hilferding über Georg Friedrich Knapps „Staatliche Theorie des Geldes“: Geldtheorien in der Hyperinflation von 1923, IBF Paper Series, IBF – Institut für Bank- und Finanzgeschichte, Nr. 04-19.

Hahn, L. A. (1920), Volkswirtschaftliche Theorie des Bankkredits, J.C.B. Mohr.

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Knapp, G. F. (1905), Staatliche Theorie des Geldes, Duncker & Humblot.

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Knapp, G. F. (1909), Geldtheorie, staatliche, in Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 4, Fabrik – Gewerbeverein, Fischer, 610-618.

Knapp, G. F. (1910), Antwort auf das Referat von Friedrich von Wieser: Über die Messung der Veränderungen des Geldwertes, in Verhandlungen des Vereins für Socialpolitik in Wien, 1909, III. Über die Produktivität der Volkswirtschaft, Duncker & Humblot, 559-563.

Knapp, G. F. (1918), Staatliche Theorie des Geldes, 2. Aufl., Duncker & Humblot.

Knapp, G. F. (1925), Einführung in einige Hauptgebiete der Nationalökonomie, Duncker & Humblot.

Lansburgh, A. (1917), Das gute und das schlechte Geld, Die Bank, 1917/1, 541-556, 635-654, 715-726, 809-822.

Lansburgh, A. (1920), Rezension von: Dalberg, Rudolf: Die Entwertung des Geldes, Weltwirtschaftliches Archiv, 15. Bd., 268-269.

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Mises, L. v. (1917), Zur Klassifikation der Geldtheorie, Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 44, 1917/1918, 198-213.

Mises, L. v. (1924), Rezension: „Das Geld“ von Karl Helfferich, Zeitschrift für Volkswirtschaft und Sozialpolitik, 4. Bd., 160.

Schumpeter, J. (1918), Das Sozialprodukt und die Rechenpfennige, in J. Greitens (Hrsg.) (2019), Geld-Theorie-Geschichte, Ausgewählte Texte von 1361 bis 1918, metropolis, 524-600.

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Tönnies, F. (1887), Gemeinschaft und Gesellschaft, Abhandlung des Communismus und des Socialismus als empirischer Culturformen, Fue`s Verlag.

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Title:Georg Friedrich Knapp and Modern Monetary Theory

Abstract:Knapp’s “State Theory of Money” (1905) claims that “Money is an entity of the legal order.” Money is a chartal means of payment, the value of which is independent of the metal value. Money is regulated by the modern state, but this could also be done by non-governmental communities. Contemporary criticism of Knapp reads like criticism of MMT: The danger of inflation is not taken seriously, there is an overreliance on the state, and the approach is too narrowly focused on the monetary side of the economy. MMT´s reception of Knapp suffers from the abbreviated translation into English. Politically, Knapp calls for austerity policies. Therefore, MMT is only loosely rooted in Knapp.

© Der/die Autor:in 2022

Open Access: Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht (creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de).

Open Access wird durch die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft gefördert.


DOI: 10.1007/s10273-022-3138-z