Die Wirtschaftskrise wirkte sich im vergangenen Jahr deutlich unterschiedlich auf die einzelnen Bundesländer aus. Während die Bruttowertschöpfung in Deutschland preisbereinigt im Durchschnitt um 5,6% zurückging, fiel der Konjunktureinbruch im Saarland mit 8,5% erheblich stärker aus als in Berlin, wo die Bruttowertschöpfung „nur“ um 1,4% sank.1 Neben dem Saarland verzeichneten auch Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz einen überdurchschnittlichen Rückgang der Bruttowertschöpfung. Damit konzentrierte sich die Wirtschaftskrise vor allem auf den Süden und den Westen Deutschlands. Im Gegenzug kam der Nordosten Deutschlands vergleichsweise mild durch das vergangene Jahr. Wie in Berlin fiel der Rückgang der Bruttowertschöpfung in Schleswig-Holstein, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils unter 3% deutlich geringer aus als im Bundesdurchschnitt.
Besonders stark war die Wirtschaftskrise im produzierenden Gewerbe zu spüren: Dort schrumpfte die Bruttowertschöpfung im Jahr 2009 um über 17% und damit mehr als drei Mal so stark wie in dem am zweitstärksten betroffenen Sektor Handel, Gastgewerbe und Verkehr. Dies ist insbesondere auf die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen, das schwer durch den Einbruch des Welthandels getroffen wurde. Im verarbeitenden Gewerbe, dem Hauptbestandteil des produzierenden Gewerbes, ist die Bruttowertschöpfung um 18,2% zurückgegangen. Dabei waren auf das verarbeitende Gewerbe 2008 61,9%2 aller Ausfuhren zurückzuführen, wobei es nur 23,1% der Bruttowertschöpfung erstellte. Somit hat die Exportorientierung des Sektors zu dem schweren Einbruch in der Krise geführt.
Wachstum und Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung 2009
in %
Quellen: Statistische Ämter der Länder (2010).
Der Einbruch des Welthandels hat sich vorwiegend auf Investitionsgüter und langlebige Gebrauchsgüter konzentriert und damit die deutsche Exportgüterindustrie, die auf jene Güter spezialisiert ist, besonders hart getroffen. Maschinen sowie Kraftwagen und -teile, die 2009 zusammen 30% aller deutschen Ausfuhren stellten (2008 waren es noch 33,5%), gehörten neben Rohstoffen zu den Produkten, die den höchsten Exporteinbruch zu verzeichnen hatten. So betrug der Exportrückgang bei Kraftwagen und -teilen 28,9% und bei Maschinen 24,1%, während die Ausfuhren im Durchschnitt um 17,9% zurückgingen. Deutlich schwächer von der Krise betroffen waren Konsumgüter wie Nahrungs- und Futtermittel, Getränke, Bekleidung oder Tabakerzeugnisse, deren Rückgang jeweils unter 9% lag. Deren Anteil an den deutschen Ausfuhren betrug im vergangenen Jahr zusammen jedoch nur 6,5%.3 Entsprechend litten jene Bundesländer am stärksten durch den Einbruch des Welthandels, deren Wirtschaftsstruktur auf das verarbeitende Gewerbe konzentriert ist. Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung lag 2009 in den eingangs genannten Ländern mit einem überdurchschnittlichen Rückgang der Bruttowertschöpfung höher als der Bundesdurchschnitt von 19,4%. Ausgenommen davon ist Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil des verarbeitenden Gewerbes von 19,1%.
Im Gegenzug verlief die Krise in den Dienstleistungssektoren vergleichsweise mild. Zwar war der Rückgang der Bruttowertschöpfung 2009 im Handel, Gastgewerbe und Verkehr mit 5% gegenüber dem Vorjahr noch deutlich zu spüren. Dagegen schrumpfte die Bruttowertschöpfung im Sektor Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister um relativ geringe 1,6%. Der Sektor öffentliche und private Dienstleister konnte sogar eine um knapp 1% höhere Bruttowertschöpfung gegenüber 2008 erreichen.
Wie kürzlich von der Europäischen Kommission4 festgestellt, hatte der Einbruch des Welthandels zwar einen deutlichen Exportrückgang in den exportorientierten Ländern des Euroraums, also in Deutschland, in den Niederlanden, in Österreich und Finnland, zur Folge. Umgekehrt blieb aber die Binnennachfrage gerade in diesen Ländern relativ stabil. Die Sektoren in Deutschland, die sich mehr auf die Binnennachfrage als auf den Export orientieren, sahen sich daher einem geringeren Nachfrageeinbruch gegenüber. Dies gilt insbesondere für die Dienstleistungssektoren.
Entsprechend waren die Bundesländer weniger stark von der Krise betroffen, die durch einen hohen Anteil der Dienstleistungssektoren gekennzeichnet sind. Dies sind vor allem die Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Aber auch Schleswig-Holstein, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wo die Bruttowertschöpfung 2009 um weniger als 3% zurückging, sind durch einen überdurchschnittlichen Anteil der Dienstleistungssektoren gekennzeichnet.
Auch im Baugewerbe hat sich die Krise weniger deutlich niedergeschlagen, hier betrug der Rückgang der Bruttowertschöpfung 2009 lediglich 1,1% gegenüber 2008. Dies ist insbesondere auf die Infrastrukturinvestitionen infolge der Konjunkturprogramme zurückzuführen, die vor allem dem Baugewerbe zugutekamen und hier einen stärkeren Einbruch verhindert haben.
- 1 Statistische Ämter der Länder: Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung in den Ländern und Ost-West-Großraumregionen Deutschlands 1991 bis 2009, Reihe 1, Band 1, Stuttgart 2010.
- 2 Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2009, Wiesbaden 2009.
- 3 Statistisches Bundesamt: GENESIS-Datenbank-Auszug vom 8.4.2010.
- 4 Europäische Kommission: The impact of the global crisis on competitiveness and current account divergences in the euro area, Quarterly Report on the Euro Area, Jg. 9 (2010), Nr. 1, special issue.
HWWI-Index der Weltmarktpreise für Rohstoffe
2000 = 100, auf US-Dollar-Basis.
HWWI-Index mit Untergruppena | 2009 | Sep. 09 | Okt. 09 | Nov. 09 | Dez. 09 | Jan. 10 | Feb. 10 | Mrz. 10 |
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Gesamtindex | 209,7 | 226,9 | 242,3 | 253,1 | 250,0 | 259,4 | 250,1 | 262,6 |
(-33,6) | (-29,5) | (1,2) | (32,6) | (56,6) | (58,8) | (58,7) | (58,0) | |
Gesamtindex, ohne Energie | 184,0 | 195,4 | 201,7 | 207,6 | 215,3 | 218,6 | 210,6 | 216,5 |
(-22,1) | (-15,3) | (5,9) | (19,7) | (30,8) | (35,3) | (33,6) | (36,7) | |
Nahrungs- und Genussmittel | 202,2 | 196,5 | 206,3 | 212,1 | 219,3 | 217,9 | 207,9 | 200,9 |
(-13,2) | (-14,5) | (10,2) | (19,0) | (25,2) | (13,3) | (11,2) | (9,2) | |
Industrierohstoffe | 176,0 | 194,9 | 199,7 | 205,6 | 213,6 | 218,9 | 211,8 | 223,4 |
(-25,9) | (-15,7) | (4,0) | (19,9) | (33,4) | (47,8) | (46,2) | (51,8) | |
Agrarische Rohstoffe | 125,4 | 138,4 | 145,8 | 152,8 | 156,9 | 158,7 | 157,7 | 164,3 |
(-16,8) | (-8,7) | (11,0) | (30,2) | (42,2) | (44,5) | (50,7) | (57,3) | |
NE-Metalle | 171,9 | 199,8 | 205,1 | 212,3 | 225,6 | 237,0 | 219,7 | 239,8 |
(-29,0) | (-14,8) | (16,0) | (43,4) | (83,9) | (89,7) | (80,6) | (86,7) | |
Eisenerz, Stahlschrott | 337,6 | 349,8 | 345,8 | 344,5 | 350,0 | 350,1 | 351,5 | 355,5 |
(-30,0) | (-23,8) | (-16,3) | (-12,6) | (-14,2) | (8,1) | (7,7) | (9,5) | |
Energierohstoffe | 222,2 | 242,1 | 262,0 | 275,1 | 266,7 | 279,1 | 269,2 | 284,9 |
(-37,3) | (-33,8) | (-0,4) | (38,0) | (69,6) | (69,9) | (70,8) | (67,7) | |
a 2000 = 100, auf US-Dollar-Basis, Periodendurchschnitte; in Klammern: prozentuale Änderung gegenüber Vorjahr. |
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Weitere Informationen: http://hwwi-rohindex.org/ |