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Kurz nach dem Beginn der Coronakrise 2020 stiegen die Holzpreise in den USA deutlich. Im April 2021 erzielten die US-Bauholzpreise an der Termin- und Warenbörse CME in Chicago einen Höchststand. Grund dafür war unter anderem eine coronabedingte, deutlich gestiegene Nachfrage nach Bauholz in den USA. Diese Entwicklung hatte auch Einfluss auf das Preisniveau in Deutschland: Die Nadelschnittholzpreise, wozu auch Bauholz zählt, stiegen. Nach starken Schwankungen in den vergangenen zwölf Monaten scheint diese Zeit nun beendet und die Bauholzpreise sinken. Dagegen erhöhen sich die Energieholzpreise unter der aktuellen Versorgungslage fossiler Energieträger im Hinblick auf den Ukrainekrieg, was zu einer Neusortierung der Holzverwendung auf den Holzmärkten führen könnte.

Der Hausbau- und Modernisierungsboom in den USA mündete während der vergangenen zwei Jahre in einem Nachfragestau, dem das Angebot nicht entsprechend folgen konnte und was zu steigenden Preise führte. Der niedrige Zins ermöglichte diese Investitionen, obwohl die Preise der Baumaterialien anstiegen. Die hohe inländische Nachfrage konnte der US-Markt nicht decken. Das nordamerikanische Bauholzangebot ging durch die Schließung von Sägewerken in Kanada und den USA besonders nach der Finanzkrise 2008 stark zurück. US-Strafzölle auf kanadische Einfuhren von Holz taten ihr Übriges. Währenddessen führten drei aufeinanderfolgende trockene Sommer in Deutschland zu starkem Borkenkäferbefall und einem damit einhergehenden hohen Einschlag an Kalamitätsholz. Dadurch stand dem deutschen Markt viel preiswertes Nadelrohholz zur Schnittholzproduktion zur Verfügung. Durch die besonderen Rahmenbedingungen konnte Deutschland in die US-amerikanische und kanadische Versorgungslücke stoßen und wurde zu einem wichtigen Bauholzlieferanten der USA.

Gleichzeitig bauen auch Bauträger:innen in Deutschland immer mehr mit Holz. Dazu kam in Deutschland weiterer Bedarf im ersten Pandemiejahr, als die ständige Heimarbeit sowie Versammlungs- und Reisebeschränkungen viele Renovierungsmaßnahmen im eigenen Haus nach sich zogen. Folglich erhöhte sich auch in Deutschland die Nachfrage, was in Summe in stark gestiegenen Nadelschnittholzpreisen resultierte und politische Forderungen von temporären Exportbeschränkungen hervorbrachte.

Eine Frage, die sich vor dem Hintergrund der vergangenen Preis- und Handelsentwicklungen stellt, ist die Auswirkung des Bauholzpreises der CME auf die zukünftigen deutschen Preise. Denn auch wenn die Holzpreise überwiegend regionalen Charakter haben, wirkte sich die veränderte Nachfrage der USA auf die hiesige Preisentwicklung aus. Es scheint, als könnte der Nadelschnittholzpreis in Deutschland sinken, wenn man die CME als Indikator zukünftiger Erwartungen sieht. Neben Unsicherheiten, hervorgerufen durch den Ukrainekrieg sowie weiterhin gestörte Lieferketten, stellen die Erhöhungen der Leitzinsen der US-Notenbank Fed sowie die erwartete Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank eine wichtige Ursache für die rückläufige Entwicklung dar. Die Geldpolitik, in Form von Leitzinsen, wirkt unmittelbar auf die Geschäftsbanken und mittelbar auf Unternehmen, private Haushalte und den Staat. Kreditfinanzierte Investitionen von Bauvorhaben verteuern sich durch die Zinserhöhung und beeinflussen dadurch direkt das Marktgeschehen. Höhere Zinsen stärken den Anreiz zum Sparen, was sich auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage auswirkt. Die dadurch gesunkene Nachfrage mit dem einhergehenden Fall des Bauholzpreises im US-Markt senkt das Handelsvolumen und führt zu höheren Angebotsmengen auf dem deutschen Markt. Das wiederum zeigt sich in sinkenden Preisen.

Eine gegensätzliche Entwicklung lässt sich derzeit auf dem deutschen Energieholzmarkt beobachten. Durch die steigende Angst der Bevölkerung und der Unternehmen vor Versorgungsengpässen im Gas- und Ölmarkt nehmen Hamsterkäufe des Substitutionsgutes Holz zu. Auch große Energieanlagen ziehen bei ihren Planungen Holz als mögliches Substitut in Betracht. Die Nachfrage ist bereits deutlich gewachsen und kann kaum noch von heimischen Anbietern bedient werden. Unter den extremer werdenden Bedingungen des Energiemarktes stellt sich mittlerweile fast schon die Frage, ob die steigende Energieholznachfrage das Angebot an Bauholz negativ beeinflussen könnte. Dafür müssten sich die Preisniveaus von Nadelschnittholz und Energieholz deutlich annähern. Damit dies eintritt, muss aber direkt die Nachfrage nach Nadelsägerundholz in den Fokus der Energieholznachfragenden geraten. Dieses Rundholz ist der Rohstoff für die Nadelschnittholzproduktion in den Sägewerken. Zudem ist normalerweise inferiores Laubholz, aufgrund seines höheren Energiegehaltes, für das Heizen in Privathaushalten weit verbreitet.

Nach der Debatte über Ausfuhrverbote von Bauholz führen wir dieses Jahr möglicherweise eine Diskussion darüber, in welchem Umfang hochwertiges Holz als Energieträger genutzt werden soll.

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© Der/die Autor:in 2021

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Open Access wird durch die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft gefördert.


DOI: 10.1007/s10273-022-3236-y