Nachrichten zur wirtschaftlichen Entwicklung und zum Arbeitsmarkt in Deutschland werden derzeit von zwei zentralen Trends geprägt. Einerseits befindet sich die deutsche Wirtschaft in der längsten Rezessionsphase seit 2002/2003. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung ist vor allem auf die Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe und in der Bauwirtschaft zurückzuführen (Statistisches Bundesamt, 2025). Besonders deutlich zeigt sich dies in der Krise der Automobilbranche und ihrer Zulieferbetriebe, für die bereits ein systematischer Stellenabbau zu verzeichnen ist. Die angekündigten US-Zölle sorgen zusätzlich für Verunsicherung und trüben die Aussichten auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung (Berlemann & Hinze, 2025). Dennoch geben Unternehmen, trotz einer leichten Entspannung, den Fachkräftemangel weiterhin als Problem an (ifo Institut, 2025). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie sich diese gegenläufigen Entwicklungen – eine schwächelnde Wirtschaft bei gleichzeitigem Mangel an Arbeitskräften – auf den Arbeitsmarkt niederschlagen.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erweist sich weiterhin als robust und lag im Dezember 2024 mit 34,97 Mio. nahezu auf ihrem historischen Höchststand – lediglich im Oktober 2024 war sie geringfügig höher. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich damit ein leichter Anstieg um 0,23 %. Regional zeigt sich ein differenziertes Bild: Während die Beschäftigung im Westen um 0,35 % zunahm, war im Osten ein leichter Rückgang von 0,24 % zu verzeichnen. Auffällig ist dabei die Verschiebung innerhalb der Beschäftigungsformen. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten ging um 0,5 % zurück, während die Teilzeitbeschäftigung um 2,0 % zunahm. Ein weiterer markanter Aspekt betrifft die Entwicklung der Beschäftigung nach Staatsangehörigkeit: Während die Zahl deutscher Beschäftigter um 0,6 % sank, stieg die Zahl der ausländischen Beschäftigten deutlich um 4,9 % zwischen Dezember 2023 und Dezember 2024 (Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 2025a). Soll allerdings die Struktur der Beschäftigten weiter nach Herkunftsländern differenziert werden, muss aufgrund der Publikationsverzögerung auf Daten des Sommers 2024 zurückgegriffen werden. Auch hier zeigt sich ein differenziertes Bild. So nahm die Beschäftigung von Personen aus EU-Staaten zwischen Juni 2023 und Juni 2024 leicht um 0,2 % (absolut: -4.308) ab. Im Gegensatz dazu wuchs die Zahl der Beschäftigten aus Drittstaaten um beachtliche 9,4 % (+257.539). Besonders stark war der Zuwachs bei Personen aus der Ukraine (+37,5 %; +56.199), aber auch aus Indien (+18,0 %; +22.225), Afghanistan (+14,9 %; +13.662), Albanien (+11,5 %; +7.402) und Syrien (+9,9 %; +20.237) wurden hohe Anstiege verzeichnet (Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 2025b).
Ein Blick auf die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den einzelnen Wirtschaftszweigen zeigt deutliche Unterschiede in der Entwicklung. Die konjunkturelle Schwäche wirkte sich insbesondere negativ auf das Baugewerbe und das Verarbeitende Gewerbe aus. Hier sank die Beschäftigung um 1,3 % (-26.000) bzw. 1,5 % (-104.000). Besonders betroffen waren die Metall- und Elektroindustrie sowie die Stahlindustrie (-1,6 %; -69.000) und der Bereich der Herstellung von Vorleistungsgütern, insbesondere chemischer Erzeugnisse und Kunststoffwaren (-2,2 %; -26.000) (Abbildung 1). Demgegenüber entwickelten sich die Dienstleistungsbereiche positiv: Hier stieg die Beschäftigung um 0,75 % (+189.000), wobei das stärkste Wachstum in der öffentlichen Verwaltung, den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen zu verzeichnen war – jeweils mit Zuwächsen von über 2 %.
Abbildung 1
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach ausgewählten Wirtschaftszweigen
Veränderung zwischen Dezember 2023 und Dezember 2024 in %, saisonbereinigt

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 2025a.
Trotz der insgesamt robusten Beschäftigungszahlen schlägt sich die konjunkturelle Dynamik bemerkbar in der Arbeitslosenquote nieder. Belief sie sich im Mai 2022 noch auf 5 %, so stieg sie im Februar 2025 auf 6,2 % – ein Wert, der zuletzt im Oktober 2020 gemessen wurde (Abbildung 2). Der Anstieg vollzog sich in West- und Ostdeutschland nahezu parallel, wobei das Niveau im Osten weiterhin rund zwei Prozentpunkte über dem des Westens liegt (Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 2025c).
Abbildung 2
Saisonbereinigte Arbeitslosenquote

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 2025c.
Eine ähnliche Dynamik ist bei der Entwicklung der Arbeitslosenzahlen zu beobachten. Die Veränderung der Arbeitslosenzahlen zwischen Dezember 2023 und Dezember 2024 zeigt einen Anstieg um 6,4 % (+170.000). Bemerkenswert ist dabei, dass dieser Anstieg alle Anforderungsniveaus betrifft – allerdings weniger stark Helfer- und Fachkrafttätigkeiten als Berufe mit höheren Qualifikationsanforderungen (Spezialisten und Experten). Auf Berufsebene stieg die Zahl der Arbeitslosen in nahezu allen Hauptgruppen. Ausnahmen bilden lediglich die Hoch- und Tiefbauberufe. Besonders hohe Zuwächse wurden bei Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologieberufen, Mechatronik- und Elektroberufen sowie Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen verzeichnet. Hier zeigt sich, dass die Krise der Automobil- und Zulieferindustrie sich insbesondere bei qualifizierten Tätigkeiten auswirkt. Demgegenüber fiel der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Berufsfeldern mit hohen Beschäftigungsanteilen an Helfertätigkeiten (z. B. Ausbauberufe, Gartenbau und Floristik, Reinigungsberufe) mit unter 3 % vergleichsweise gering aus. Entsprechend der Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Anforderungsniveaus und Berufen ging die Zahl der angebotenen Stellen zurück (Statistik der Bundesagentur für Arbeit, 2025c).
Insgesamt bleibt das Beschäftigungsniveau hoch und die Erwerbstätigkeit wächst weiter. Dennoch mehren sich auch auf dem Arbeitsmarkt erste Anzeichen einer Eintrübung: Steigende Arbeitslosenzahlen und rückläufige Stellenmeldungen deuten auf eine Abschwächung hin. Kurzfristig ist daher mit einem weiteren leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen. Langfristig dürfte jedoch der demografisch bedingte Rückgang des Arbeitskräftepotenzials für die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung stärker ins Gewicht fallen als ein schwaches Wirtschaftswachstum. Auch wenn aktuelle Prognosen von deutlich höheren Zuwanderungszahlen ausgehen, bleibt fraglich, ob diese ausreichen werden, um den Rückgang der Erwerbspersonenzahl vollständig zu kompensieren (Fuchs et al., 2021).
Literatur
Berlemann, M. & Hinze, J. (2025, März). Konjunkturprognose Deutschland Frühjahr 2025. HWWI Prognosen, 1/2025. Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut.
Fuchs, J., Söhnlein, D. & Weber, B. (2021). Demografische Entwicklung lässt das Arbeitskräfteangebot stark schrumpfen. IAB-Kurzbericht, 25/2021. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
ifo Institut. (2025, 17. Februar). Konjunkturflaute entschärft Fachkräftemangel. ifo Konjunkturumfrage.
Statistik der Bundesagentur für Arbeit. (2025a). Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen (WZ 2008) – hochgerechnete Werte (Monatszahlen). Bundesagentur für Arbeit.
Statistik der Bundesagentur für Arbeit. (2025b). Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten (Quartalszahlen). Bundesagentur für Arbeit.
Statistik der Bundesagentur für Arbeit. (2025c). Arbeitsmarkt in Zahlen – Arbeitsmarktstatistik. Bundesagentur für Arbeit.
Statistisches Bundesamt. (2025). VGR des Bundes – Bruttowertschöpfung (nominal/preisbereinigt): Deutschland, Quartale, Original- und bereinigte Daten, Wirtschaftsbereiche (Code: 81000-0014).