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Zehn Jahre nach ihrer Einführung verbreitet sich die Riester-Rente weiterhin sehr dynamisch. Jedoch ist der Verbreitungsgrad in bestimmten Bevölkerungsgruppen noch relativ gering. Ein Grund dafür scheint zu sein, dass das Wissen über die Förderberechtigung und über die Förderhöhe noch immer recht wenig ausgeprägt ist.

Die Riester-Rente wurde 2001 mit dem Altersvermögensgesetz als freiwillige kapitalgedeckte Altersvorsorge eingeführt und soll die bei der gesetzlichen Rente durch die Reformen der vergangenen Jahre entstehende Rentenlücke schließen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die Riester-Rente mit einer relativ großzügigen staatlichen Förderung versehen. Insgesamt weist die Verbreitung der Riester-Rente seit 2002 eine beeindruckende Dynamik auf. Mittlerweile sind laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) über 14 Mio. Riester-Verträge abgeschlossen worden. In einzelnen Gruppen ist allerdings die Verbreitung trotz großer Dynamik in den letzten Jahren noch nicht so weit fortgeschritten. Vor allem in den unteren Einkommensgruppen ist sie noch immer relativ gering.1 Dies ist deshalb bedenklich, weil diese Einkommensgruppen tendenziell ein größeres Risiko haben, später unter Altersarmut zu leiden bzw. die Grundsicherung im Alter zu beziehen.

Die Tatsache, dass in bestimmten Gruppen die Riester-Rente noch nicht so weit etabliert ist, kann angebotsseitige und nachfrageseitige Gründe haben. Dieser Aufsatz konzentriert sich auf ein bestimmtes nachfrageseitiges Hemmnis für die Verbreitung und Akzeptanz der Riester-Rente, nämlich die mangelnde Information über die Förderung.2 Dass die Riester-Rente aus anderen Gründen für einen Haushalt unattraktiv sein kann, selbst wenn er alle Informationen zur Förderung kennt, bleibt dabei unbenommen. Diese Hemmnisse werden aber genauso wie mögliche angebotsseitige Hemmnisse in dieser Analyse nicht untersucht.3

Da der Abschluss einer Riester-Rente freiwillig ist, die Riester-Rente gleichzeitig aber die in der gesetzlichen Rente entstehende Rentenlücke schließen soll, ist das Ziel offenkundig, dass die Förderung die Nachfrage nach Riester-Renten erhöhen soll. Schließen die Haushalte keine Riester-Rente ab, kann dies neben anderen Gründen daran liegen, dass die Förderung noch nicht ausreicht, um eine Verhaltensänderung zu bewirken. Der Abschluss einer Riester-Rente kann aber schon auf einer niedrigeren Stufe der Entscheidung für oder gegen eine Riester-Rente scheitern, wenn die Haushalte gar nicht wissen, dass sie förderberechtigt sind. Deshalb wird in dieser Studie untersucht, ob die Haushalte über ihre Förderberechtigung Bescheid wissen.

Im zweiten Schritt wird die Frage ausgewertet, ob die Haushalte, die bereits einen Riester-Vertrag haben, wissen, wie hoch der Förderanteil an den Sparbeiträgen ist. Die Antworten auf diese Fragen werfen ein Licht darauf, ob die komplizierten Förderungsregeln verstanden werden. Ein mangelndes Verständnis des Produkts bzw. der Förderung beeinträchtigt die Akzeptanz der Riester-Rente und kann dazu führen, dass Verträge vorzeitig gekündigt oder nicht mehr bespart werden.

Die Ergebnisse der Auswertungen haben weitreichende Politikimplikationen. Wenn beispielsweise die Haushalte nicht wissen, dass sie förderberechtigt sind, erzeugt eine Ausweitung der Förderung bei diesen Personen keinen Effekt. Viel wichtiger wäre es, Informationen zu liefern. Wenn die Haushalte die Förderhöhe nicht kennen bzw. unterschätzen, kann das an den zu komplizierten Förderregeln liegen. Die Politik müsste anstatt über eine Anhebung der Förderung über eine Vereinfachung nachdenken. Erst wenn die Menschen über Förderberechtigung und Förderhöhe Bescheid wissen und sich trotzdem gegen einen Riester-Vertrag entscheiden, können andere Maßnahmen in Erwägung gezogen werden.

Verbreitung der Riester-Rente: Anhaltende Dynamik

Die folgende Analyse basiert auf dem SAVE-Datensatz. Die seit 2001 erhobene und ab 2005 auf jährlicher Basis durchgeführte SAVE-Befragung ist eine repräsentative Panelumfrage mit dem Ziel, das Spar- und Vorsorgeverhalten deutscher Privathaushalte genauer zu analysieren.4 Als Untersuchungseinheit werden Haushalte betrachtet, d.h. die befragte Person und ihr Partner. Diese Analyse bezieht sich auf die SAVE-Befragungen der Jahre 20035 bis 2010. Für diesen Zeitraum wurde gefragt, ob und wie viele Riester-Verträge ein Haushalt hat und wie viel Vermögen insgesamt auf den Verträgen angespart wurde.6 Dabei bezieht sich die Frage immer auf den Stand am Ende des Vorjahres.7

Der Erfolg der Riester-Rente wird u.a. an ihrer Verbreitung gemessen.8 Deshalb sind Informationen über den Verbreitungsgrad der Riester-Rente von großer Bedeutung. Die offizielle Statistik des BMAS misst die Verbreitung der Riester-Rente anhand der Anzahl der Verträge. Diese weist seit 2002 eine große Dynamik auf. Bis Ende März 2011 wurden 14,6 Mio. Riester-Verträge gezählt.9 Um die schiere Anzahl der Verträge einordnen zu können, ist die Anzahl der Förderberechtigten relevant, also diejenige Personenzahl, für die die Riester-Rente gedacht ist, um damit eine mögliche Rentenlücke zu schließen. Dieser Personenkreis wird auf rund 38 Mio. Personen geschätzt.10 Die Verbreitungsquote liegt damit bei rund 38%.

Abbildung 1
Verbreitung der Riester-Rente insgesamt

Anteil der Haushalte in %

Gasche Abb-1-1.ai

Konfidenzintervalle (95%) in schwarz.

Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage von SAVE 2003 bis 2010.

Auch die SAVE-Daten zeigen eindrucksvoll, dass die Verbreitung der Riester-Rente eine enorme Dynamik aufweist. So hatten bei der SAVE-Befragung 2003 rund 8% der Haushalte eine Riester-Rente. Im Jahr 2009 (abgefragt in SAVE 2010) ist die Quote auf nunmehr fast 40% gestiegen (vgl. Abbildung 1). Verglichen mit SAVE 2009 sind dies fast 5 Prozentpunkte mehr.

Nähere Informationen dazu, wer die Riester-Renten abschließt und wer nicht, liefert die offizielle Statistik des BMAS nicht. Hier zeigt sich der Vorteil der SAVE-Daten. Denn mit ihnen ist es möglich, die Verbreitung nach verschiedenen sozioökonomischen Merkmalen der Haushalte zu differenzieren sowie – aufgrund der Panelstruktur von SAVE – die Entwicklung im Zeitverlauf zu beobachten. Dabei zeigt sich, dass nach einem aufgrund der Finanzkrise verhaltenen Jahr 2008 (abgefragt in SAVE 2009) die Dynamik in der Verbreitung insgesamt und differenziert nach Kinderzahl, Bildungsabschluss und Einkommensgruppen weiter zugenommen hat (vgl. Abbildungen 2 bis 4). Hervorstechend sind der noch einmal stark gestiegene Riester-Anteil bei den Haushalten mit zwei und mehr Kindern (vgl. Abbildung 2) sowie die starke Zunahme im dritten und fünften Einkommensquintil (vgl. Abbildung 4). Auch im ersten Quintil nimmt – zwar von niedrigerem Niveau ausgehend – die Verbreitung weiter zu. Insgesamt ist festzuhalten, dass eine Sättigung weder insgesamt noch in einzelnen Haushaltsgruppen erkennbar ist. Die Riester-Dynamik ist ungebrochen.11

Abbildung 2
Verbreitung der Riester-Rente nach Kinderzahl

Anteil der Haushalte in %

Gasche Abb-2.ai

Konfidenzintervalle (95%) in schwarz.

Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage von SAVE 2003 bis 2010.

Abbildung 3
Verbreitung der Riester-Rente nach Bildungsabschluss

Anteil der Haushalte in %

Gasche Abb-3.ai

Konfidenzintervalle (95%) in schwarz.

Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage von SAVE 2003 bis 2010.

Abbildung 4
Verbreitung der Riester-Rente nach verfügbarem Haushaltseinkommen (Einkommensquintile)

Anteil der Haushalte in %

Gasche Abb-4.ai

Förderberechtigung

Der SAVE-Fragebogen 2010 enthielt zwei zusätzliche Fragen zur Riester-Förderung. In der ersten wurde gefragt, ob sich die Haushalte für förderberechtigt halten. In der zweiten Frage sollte die Förderhöhe eingeschätzt werden (siehe Kasten).

Die in der SAVE-Frage zur Förderberechtigung dargelegte Selbsteinschätzung wird der beobachteten Förderberechtigung gegenübergestellt. Diese ergibt sich implizit aus den Angaben der Befragten zu anderen Fragen in SAVE. War beispielsweise der Haushaltsvorstand im Jahr 2010 oder in den Vorjahren sozialversicherungspflichtig beschäftigt, ist seine Förderberechtigung evident.

Fragen zur Riester-Förderung in SAVE 2010

Der SAVE-Fragebogen 2010 enthielt zusätzliche Fragen zur Riester-Rente. Zwei davon betrafen die Riester-Förderung. Zunächst wurde folgende Frage zur Förderberechtigung gestellt:

„Im Rahmen der so genannten Riester-Förderung gewährt der Staat für bestimmte Verträge der privaten Altersvorsorge Zulagen und gegebenenfalls Sonderausgabenabzugsmöglichkeiten. Gehören Sie oder Ihr(e) Partner(in) zu der Personengruppe, die diese Förderung grundsätzlich in Anspruch nehmen kann?“

Als Antwortmöglichkeiten für den Befragten und den Partner waren:

  • Ja.
  • Nein, aktuell nicht förderberechtigt, aber früher.
  • Nein, noch nie förderberechtigt gewesen.

Die Frage nach der Höhe der Förderung wurde nur denjenigen gestellt, die einen Riester-Vertrag hatten. Sie hatte folgenden Wortlaut:

„Wie hoch war für das Jahr 2009 die staatliche Förderung, die Sie und/oder Ihr(e) Partner(in) erhalten haben bzw. erhalten werden im Verhältnis zu Ihren eigenen Beiträgen? Bitte berücksichtigen Sie sowohl Zulagen als auch die Förderung durch Steuerersparnisse aufgrund eines zusätzlichen Sonderausgabenabzugs.“

Als Antwortmöglichkeiten waren vorgegeben:

  • Deutlich geringer als der eigene Beitrag (d.h. weniger als 25% des gesamten Sparbetrags).
  • Geringer als der eigene Beitrag (d.h. zwischen 25% und 49% des gesamten Sparbetrags).
  • Etwa so hoch oder höher als der eigene Beitrag (d.h. mindestens 50% des gesamten Sparbetrags).
  • Kann ich nicht einschätzen.

Die einfache Auswertung der Frage nach der Förderberechtigung ergab, dass sich rund 49% der Befragten für förderberechtigt halten und 51% für nicht förderberechtigt. Tatsächlich waren aber 73% zumindest in einer SAVE-Welle förderberechtigt und nur 27% waren es nie. Die Förderberechtigung wird also falsch eingeschätzt. Dies wird noch stärker deutlich, wenn man diejenigen betrachtet, die objektiv in den letzten sechs Jahren mindestens einmal förderberechtigt waren. Von diesen Haushalten geben fast 38% an, nie förderberechtigt gewesen zu sein (vgl. Tabelle 1).

Tabelle 1
Selbst eingeschätzte Förderberechtigung bei gegebener beobachteter Förderberechtigung
    Förderberechtigt Nie förderberechtigt Gesamt
    1 2 3
Beobachtet Förderberechtigt 62,47% 37,53% 100%
Nie förderberechtigt 14,52% 85,48% 100%
  Gesamt 49,42% 50,58% 2047

Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage von SAVE 2005 bis 2010.

Betrachtet man die Selbsteinschätzungen genauer, zeigt sich, dass 92% derjenigen, die sich für jemals förderberechtigt halten, es auch tatsächlich sind (vgl. Tabelle 2). Dagegen liegen nur 46% von denjenigen, die berichten, nie förderberechtigt gewesen zu sein, mit ihrer Einschätzung richtig. Erstaunliche 54% irren sich. Das heißt, sie halten sich für nicht förderberechtigt, sind bzw. waren es aber. Die Förderberechtigung wird also stark unterschätzt.

Tabelle 2
Beobachtete Förderberechtigung bei gegebener selbst eingeschätzter Förderberechtigung
    Förderberechtigt Nie förderberechtigt Gesamt
    4 5 6
Beobachtet Förderberechtigt 92,00% 54,01% 72,78%
Nie förderberechtigt 8,00% 45,99% 27,22%
  Gesamt 100% 100% 2047

Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage von SAVE 2005 bis 2010.

Schon kurz nach dem Start der Riester-Rente zeigte eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung, dass rund 50% der Arbeiter und Angestellten sich für förderberechtigt halten. Über 30% ging davon aus, nicht förderberechtigt zu sein. Der Rest antwortete mit „weiß nicht“.12 Im Vergleich zum damaligen Befund scheint sich das Wissen über die Förderfähigkeit zwar etwas erhöht zu haben,13 es ist aber fast zehn Jahre später noch immer relativ gering.

Teilt man nun die befragten SAVE-Haushalte nach Einkommen in Quintile14 auf und vergleicht die Selbsteinschätzung mit den Beobachtungen, zeigt sich zum einen, dass sowohl bei der Selbsteinschätzung als auch bei der (objektiven) Beobachtung der Anteil der nie förderberechtigten Haushalte mit dem Einkommen abnimmt. Dabei ist der Gradient bei der Selbsteinschätzung jedoch viel höher: Vom ersten bis zum fünften Quintil ergibt sich eine Differenz von mehr als 20 Prozentpunkten, während es bei den beobachteten Werten nur 5 Prozentpunkte sind (vgl. Tabelle 3).

Tabelle 3
Beobachtete versus selbst eingeschätzte Förderberechtigung nach Einkommensquintilen
  Nie förderberechtigt in % der Haushalte Förderberechtigung unterschätzt1 in % der Haushalte
Einkommensquintil Beobachtet Selbst eingeschätzt
  1 2 3
1 27,02 64,65 41,10
2 32,59 54,46 26,18
3 30,64 49,74 23,57
4 23,95 43,24 22,83
5 21,97 40,45 22,46
Gesamt 27,22 50,58 27,32

1 Anteil der Haushalte, der angibt, nie förderberechtigt gewesen zu sein, obwohl objektiv beobachtet Förderberechtigung bestanden hat.

Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage von SAVE 2005 bis 2010.

Die Förderberechtigung wird in allen Einkommensgruppen unterschätzt, wobei im untersten Einkommensquintil die „Fehlerquote“ mit 41% am größten ist (vgl. Tabelle 3). Bei den anderen Einkommensgruppen unterliegen mit rund 23% weit weniger Haushalte einer Fehleinschätzung. Damit ist festzustellenn, dass Haushalte mit geringem Einkommen mit einer größeren Wahrscheinlichkeit ihre Förderberechtigung falsch einzuschätzen scheinen. Hier zeigt sich bereits das enorme Potential, das sich ergibt, wenn durch geeignete Informationsmaßnahmen diese Fehleinschätzung reduziert wird.

Um die verschiedenen Einflussfaktoren der Fehleinschätzung der Förderberechtigung zu identifizieren, wird die Analyse weiter vertieft. Dazu wird die Wahrscheinlichkeit, die Förderberechtigung zu unterschätzen, auf ein Bündel von möglichen korrelierten Faktoren regressiert.15 Konkret ist die abhängige Variable als binäre Größe ausgestaltet, die den Wert eins annimmt, wenn der Haushalt angibt, dass er niemals förderberechtigt war, obwohl er es – laut der Beobachtungen – mindestens einmal in den letzten sechs Jahren gewesen war. Als Regressoren werden benutzt: Personenbezogene Variablen (Geschlecht, Alter, Kinder vorhanden, Partner vorhanden)16, Variablen für die Bildung,17 Variablen für die ökonomische Situation (Einkommen, Finanzvermögen, Wohneigentum, Betriebsrente),18 Variablen für das Wissen im Bereich Altersvorsorge sowie Variablen, die die Häufigkeit des Kontakts zu Finanzberatern und Rentnern erfassen.19 In Tabelle 4 sind die marginalen Effekte der einzelnen Variablen im Vergleich zur jeweiligen Referenzkategorie abgebildet.

Tabelle 4
Wahrscheinlichkeit zur Unterschätzung der Riester-Förderberechtigung
Marginale Effekte im Vergleich zur jeweiligen Referenzkategorie
Variablen Förderberechtigung unterschätzen1
  Marginaler Effekt Standardfehler
Befragte Person ist weiblich 0,011 0,020
Befragte Person hat einen Partner 0,085 0,024
Alter 35 bis 54 0,103 0,039
Alter 55+ 0,074 0,038
Realschule -0,011 0,024
Abitur -0,009 0,033
Berufsausbildung 0,009 0,035
Universität -0,007 0,047
Quintil 1 0,145 0,045
Quintil 2 0,055 0,034
Quintil 4 0,021 0,031
Quintil 5 0,024 0,035
Keine Finanzberatung 0,044 0,021
Finanzvermögen2 -0,009 0,003
Wohneigentum 0,011 0,022
Betriebsrente -0,005 0,027
Geringes Verständnis für die Altersvorsorge 0,060 0,029
Kinder -0,035 0,023
Kein Kontakt zu Rentnern 0,190 0,035
Beiträge nur für künftige Rentner Ref. Ref.
Größtenteils für die künftigen Rentner -0,054 0,047
Größtenteils für die heutigen Rentner -0,112 0,041
Beiträge nur für heutige Rentner -0,095 0,043
Beobachtungen 2047

1 Standardfehler in Klammern; fett p<0,05, kursiv p<0,10.

2 Ohne Finanzvermögen in Form von Riester-Verträgen.

Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage von SAVE 2005 bis 2010.

Das oben abgeleitete Ergebnis wird durch die Regression bestätigt: Die Zugehörigkeit eines Haushalts zum untersten Einkommensquintil geht mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit einher, die Förderfähigkeit zu unterschätzen. Der Effekt ist dabei ziemlich groß: Im untersten Einkommensquintil ist die Wahrscheinlichkeit um 14,5% größer, eine Fehleinschätzung zu geben, als im Referenzquintil 3 (vgl. Tabelle 4). Dabei ist der Koeffizient trotz der Einbeziehung der Indikatoren für das allgemeine Bildungsniveau signifikant. Daraus lässt sich schließen, dass nicht der Bildungsabschluss den Unterschied in der Fehlerwahrscheinlichkeit hervorruft.20

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass ein geringes Wissen zu Themen der Altersvorsorge korreliert ist mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, die Förderfähigkeit falsch einzuschätzen. In der Regression wird das Wissen im Bereich Alterssicherung mit unterschiedlichen „objektiven“ und „subjektiven“ Maßen erfasst. Im SAVE-Fragebogen 2009 war ein großer Sonderteil zur Messung des finanziellen Wissens in verschiedenen Bereichen enthalten. Daraus wird als objektives Maß die Frage zum Verständnis des Umlagesystems der Gesetzlichen Rentenversicherung verwendet. Gefragt war, wofür die Beiträge im Umlagesystem verwendet werden.21 Als Referenzkategorie wurde die offensichtlich falsche Antwort „Ausschließlich für die künftige Rente der heutigen Beitragszahler“ herangezogen. Es zeigt sich, dass Befragte, die die richtige Antwort „Ausschließlich für die Rente der heutigen Rentner“ gegeben haben, mit einer um knapp 10% geringeren Wahrscheinlichkeit die eigene Förderberechtigung unterschätzen als die Personen der Referenzkategorie (vgl. Tabelle 4).22

Um ein eher „subjektives“ Maß für das Wissen über die Altersvorsorge zu erhalten, wurde aus dem SAVE-Fragebogen die Frage „Wie beurteilen Sie Ihr persönliches Wissen hinsichtlich Ihrer Altersvorsorge?“ ausgewertet. Die Befragten konnten dabei ihr Wissen über ihre Altersvorsorge auf einer Skala von 0 (sehr gering) bis 7 (sehr hoch) selbst einschätzen. Als Referenzkategorie in der Regression wurden Antworten mit den Werten 4 bis 7 verwendet. Die Ergebnisse sind hier zwar nur signifikant zum 10%-Niveau, zeigen aber, dass ein geringes Wissen über die eigene Altersvorsorge mit einer um 6% höheren Wahrscheinlichkeit die Förderberechtigung falsch einzuschätzen, einhergeht (vgl. Tabelle 4).23

Eine dritte Variable, die das Wissen zu Altersvorsorgethemen der Befragten erfassen soll, ist die Frage nach der Häufigkeit des Kontakts zu Rentnern.24 Die Idee dahinter ist die Vermutung, dass Menschen, die häufig mit Rentnern zu tun haben, sich eher mit Fragen der Altersvorsorge beschäftigt haben und besser einschätzen können, welche finanziellen Aufwendungen im Alter notwendig sind oder auch welche Konsequenzen es hat, wenn man nicht ausreichend für das Alter vorsorgt. In der Regression erweist sich diese Variable tatsächlich als sehr bedeutend: Keinen oder wenig Kontakt zu Rentnern zu haben, ist korreliert mit einem 19%igen Anstieg der Wahrscheinlichkeit, die Förderfähigkeit falsch einzuschätzen (vgl. Tabelle 4).

Kein Kontakt zu Finanzberatern erhöht die Wahrscheinlichkeit der Fehleinschätzung um 4% und jüngere Personen scheinen besser informiert zu sein als ältere: Befragte in der Altersgruppe über 55 Jahre haben eine um 7% größere Wahrscheinlichkeit, einen Fehler bei der Einschätzung der Förderfähigkeit zu begehen als Personen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren (Referenzkategorie). Für die Altersgruppe der 35- bis 54-Jährigen ist die Wahrscheinlichkeit sogar um 10% höher. Hat man außer einem Riester-Vertrag weiteres Finanzvermögen,25 wird die Wahrscheinlichkeit, die Förderberechtigung zu unterschätzen, um 1% reduziert.

Förderhöhe

Die Riester-Förderung wird als Zulage und/oder als Steuerabzugsmöglichkeit gewährt. Die Grundzulage beträgt 154 Euro pro Person, wenn 4% des Bruttoeinkommens – relevant ist das Einkommen des vergangenen Kalenderjahres – in einen Riester-Vertrag angespart wird. Zusätzlich wird für jedes Kind, das ab dem 1. Januar 2008 geboren wurde, eine Zulage von 300 Euro gewährt.26 Neben der Kinderzahl hängt die Höhe der Förderung vom Einkommen ab, da die Sparbeiträge von der Steuerbemessungsgrundlage der Einkommensteuer abgezogen werden können. Derzeit beträgt der maximal abzugsfähige Sparbeitrag 2100 Euro jährlich. Der Steuervorteil ist umso höher, je höher der Grenzsteuersatz des Steuerpflichtigen und damit je höher das Einkommen ist. Für Personen mit geringerem Einkommen ist die Zulage vorteilhafter als der Steuerabzug, für Riester-Sparer mit höheren Einkommen übersteigt dagegen der Steuervorteil die persönliche Zulage. Riester-Sparer mit geringem oder keinem Einkommen müssen für die volle Förderung einen Sockelbetrag von 60 Euro pro Jahr als Mindesteigenbeitrag entrichten. In diesen Fällen und auch in einigen anderen – vor allem wenn Kinder vorhanden sind – übersteigt die Förderung die geleisteten eigenen Beiträge. Die Förderung macht dann 50% oder mehr an der gesamten Sparleistung (eigener Beitrag plus Förderung) aus. Im Maximum kann die Förderquote sogar über 90% der Sparleistung betragen.27 In keinem Fall wird die Förderquote von 25% unterschritten.28

Insgesamt ist die Regelung zur Riester-Förderung nicht unkompliziert, was sich auch in den Antworten nach der Förderhöhe zeigt. So können 57% die Förderhöhe nicht einschätzen. 18% antworten, dass die Förderhöhe gering ist und weniger als 25% des Sparbetrages ausmacht. Diese Personengruppe schätzt die Förderhöhe auf jeden Fall falsch ein. Rund 13% der Haushalte schätzen den Förderanteil hoch ein (auf 50% und mehr) und 11% meinen, dass die Förderquote zwischen 25% und 50% liegt.

Die Antworten können somit in drei Klassen eingeteilt werden: Zur ersten Gruppe gehören diejenigen, die die Frage gar nicht beantwortet haben, entweder weil sie die Antwort nicht wussten oder weil sie keine Zeit darauf verwenden wollten, über die richtige Antwort nachzudenken. In der zweiten Gruppe sind diejenigen, die die Frage mit „gering“ und damit falsch beantwortet haben. In der dritten Gruppe sind diejenigen enthalten, die die Höhe der Förderung als hoch oder mittel einschätzen, die also mit ihrer Antwort tendenziell richtig liegen.

Zwar sind in Anbetracht der Tatsache, dass die Frage nach der Förderhöhe nicht ganz einfach war, die Antworten vorsichtig zu interpretieren. Fest steht aber, dass fast 75% die Förderhöhe nicht einschätzen können oder sie falsch einschätzen. 43% derjenigen, die überhaupt eine Antwort zur Förderhöhe gaben, haben sie falsch eingeschätzt.

Effekte verschiedener Merkmale auf das Antwortverhalten zur Förderhöhe

Um die Effekte von verschiedenen individuellen Merkmalen auf das Antwortverhalten abzuschätzen, wird ein Multinomial-logit-Modell verwendet. Damit wird implizit unterstellt, dass bei der Entscheidung für eine der Antwortkategorien alle Kategorien gleichzeitig in Betracht gezogen werden.29 Die Tabelle 5 gibt die geschätzten Effekte der einzelnen Variablen an, „gering” anstelle von „weiß nicht“ bzw. mittel/hoch” statt „weiß nicht“ zu antworten:

  • Es zeigt sich, dass die Variable zum Vorhandensein von Kindern signifikant zum 5%-Niveau ist: Kinder zu haben, erhöht die Wahrscheinlichkeit, die richtige Antwort „mittel/hoch“ anstelle von „weiß nicht“ zu wählen. Scheinbar wird die recht großzügige und leicht verständliche Kinderzulage von den Befragten wahrgenommen.
  • Auch das Alter des Riester-Vertrages, also die Zeitspanne, die nach Abschluss des Riester-Vertrages vergangen ist (Variable in Tabelle 5: „Seit Riester-Abschluss vergangenen Jahre“), scheint die Wahrscheinlichkeit, die richtige Antwort „mittel/hoch“ zu wählen – zwar nur zum Signifikanzniveau von 10% – zu erhöhen. Hier mag die Tatsache eine Rolle spielen, dass diese Personen die Förderung schon mehrmals erhalten haben und deshalb ihre Höhe besser einschätzen können.
  • Dagegen erhöht der Bildungsabschluss Abitur nur die Wahrscheinlichkeit, überhaupt eine Antwort anstatt von „weiß nicht“ zu geben: Sowohl die Wahrscheinlichkeit für die falsche Antwort „gering“ als auch die Wahrscheinlichkeit für die richtige Antwort „mittel/hoch“ ist erhöht (vgl. Tabelle 5). Ein ähnliches Ergebnis ergibt sich für die Variablen „Finanzvermögen“30 und „kein Kontakt zu Finanzberatern“.
  • Das Einkommen scheint hier keine Rolle zu spielen, genauso wie das Wissen. Da zur Einschätzung der Förderhöhe mathematisches Wissen gefragt ist, wurde als „objektives“ Maß für das Wissen, die Anzahl der richtig beantworteten Zinsfragen31 im Fragebogen SAVE 2009 herangezogen. Als subjektives Maß wurde die Selbsteinschätzung der eigenen mathematischen Fähigkeiten verwendet.
Tabelle 5
Einschätzung der Förderhöhe
„Relatives Risiko“ in der Kategorie „gering“ oder „mäßig/hoch“ zu sein im Vergleich zur Kategorie „weiß nicht“
  gering versus weiß nicht mittel/hoch versus weiß nicht
  RRR1 Standardfehler RRR1 Standardfehler
Befragte Person ist weiblich 0,97 0,29 0,86 0,24
Befragte Person hat einen Partner 0,93 0,45 1,26 0,57
Alter 35 bis 54 0,94 0,35 0,64 0,22
Alter 55+ 1,02 0,49 0,51 0,24
Realschule 1,44 0,58 1,87 0,69
Abitur 2,73 1,25 2,90 1,31
Berufsausbildung 1,55 1,08 1,53 1,18
Universität 1,40 1,11 1,58 1,33
Quintil 1 0,53 0,40 0,54 0,40
Quintil 2 0,60 0,37 1,36 0,74
Quintil 4 0,68 0,30 0,62 0,27
Quintil 5 0,75 0,36 1,10 0,45
Seit Riester- Abschluss vergangene Jahre 1,11 0,10 1,16 0,09
Kein Kontakt zu Finanzberatern 1,59 0,44 1,58 0,41
Finanzvermögen2 1,32 0,19 1,30 0,17
Wohneigentum 1,21 0,41 1,25 0,37
Betriebsrente 1,67 0,51 1,23 0,37
Geringe mathematische Fähigkeiten 1,39 0,73 0,89 0,48
Kinder 0,73 0,23 2,16 0,75
Zahl richtiger Antworten zu Zinsfragen 1,09 0,19 1,38 0,27

1 RRR = Relative Risk Ratio = exp(b).

2 Einschließlich Finanzvermögen auf Riester-Konten.

Quelle: Eigene Berechnungen.

Das Ergebnis eines weitgehend fehlenden signifikanten Korrelationsmusters zwischen sozioökonomischen Charakteristika und der geschätzten Höhe an staatlicher Unterstützung weist auf einen über die sozialen Gruppen weit verbreiteten Mangel an Wissen über die oder Verständnis der Förderung hin. Weder die Bezieher hoher Einkommen noch Personen mit höherer Bildung können die Förderhöhe besser einschätzen.

Eine Vereinfachung der Förderung würde zwar nicht direkt die Verbreitung der Riester-Rente erhöhen. Allerdings könnte sie dazu beitragen, die Akzeptanz der Riester-Rente zu steigern, was sich letztlich auch auf die Verbreitung auswirkt, weil z.B. Verträge weniger häufig gekündigt oder stillgelegt werden.

Fazit: Information und Vereinfachung

Die Dynamik der Riester-Rente ist ungebrochen. Im Jahr 2010 hatten schon 40% der förderberechtigten Haushalte einen Riester-Vertrag. Die größte Verbreitung lässt sich bei Haushalten mit Kindern und bei den höheren Einkommensgruppen feststellen. Im unteren Einkommensquintil ist die Verbreitung nach wie vor relativ gering, die Dynamik jedoch enorm.

Trotz der Erfolge der Riester-Rente gibt es Hindernisse, die auf der Angebotsseite und auf der Nachfrageseite zu finden sind. Hier wird die Riester-Förderung näher beleuchtet, die die Nachfrage nach der Riester-Rente stimulieren soll. Die Studie zeigt, dass sich ein großer Teil der Haushalte seiner Förderberechtigung gar nicht bewusst ist. Dieses Nichtwissen ist in der unteren Einkommensklasse besonders ausgeprägt, gerade derjenigen Klasse, in der auch die Riester-Rente relativ wenig verbreitet ist. Entsprechend könnte mit einer bloßen Aufklärung über die Förderberechtigung die Nachfrage nach Riester-Renten stimuliert werden.

Selbst wenn sie einen Riester-Vertrag abgeschlossen haben, können die meisten Haushalte nicht einschätzen, wie hoch der Anteil der Förderung an der Sparleistung ist. Knapp 20% schätzen die Förderhöhe zu gering ein. Diese Fehleinschätzung kann problematisch für die Akzeptanz der Riester-Rente sein und dazu führen, dass Riester-Verträge leichtfertig gekündigt oder stillgelegt werden. Die Fehleinschätzung der Förderhöhe könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Förderregelungen zu kompliziert sind. Eine Vereinfachung könnte die Akzeptanz erhöhen und Stornierungen reduzieren.

Damit ist festzuhalten, dass durch Information und Vereinfachung der Riester-Förderung die Verbreitung und Akzeptanz der Riester-Rente weiter erhöht werden könnte. Diese eher einfachen Maßnahmen sollten vor einer Erhöhung der Förderung oder anderen Reformmaßnahmen stehen.

Die Verfasser danken Dr. Tabea Bucher-Koenen und Marlene Haupt für wichtige Hinweise sowie Stefan Bergheimer für hervorragende Forschungsassistenz.

  • 1 Vgl. M. Coppola, A. Reil-Held: Dynamik der Riester-Rente – Ergebnisse aus SAVE 2003 bis 2008, MEA-Diskussionspapier Nr. 195-09, Universität Mannheim 2009.
  • 2 Einen Überblick über die Forschungsergebnisse zum Thema Riester-Rente bietet F. Blank: Die Riester-Rente – Überblick zum Stand der Forschung und sozialpolitische Bewertung nach zehn Jahren, in: Sozialer Fortschritt, 60. Jg. (2011), H. 6, S. 109-115.
  • 3 Zu den Akzeptanzproblemen der Riester-Rente vgl. z.B. S. Dünn, S. Fasshauer: Ein Jahr Riesterrente – eine Übersicht aus der Sicht der gesetzlichen Rentenversicherung, in: Deutsche Rentenversicherung (DRV), H. 1-2, 2003, S. 1-12. Zu den Determinanten für einen Riester-Abschluss und zum Aspekt der angebotsinduzierten Nachfrage nach Riester-Renten vgl. C. Pfarr, U. Schneider: Anreizeffekte und Angebotsinduzierung im Rahmen der Riester-Rente: Eine empirische Analyse geschlechts- und sozialisationsbedingter Unterschiede, in: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 12. Jg. (2011), H. 1, S. 27-46.
  • 4 Vgl. A. Börsch-Supan, M. Coppola, L. Essig, A. Eymann, D. Schunk: The German SAVE Study Design and Results, MEA-Studies Nr. 6, Mannheim 2009, http://www.mea.uni-mannheim.de/mea_neu/pages/files/polstudies/3aferngy0iaowiys_MEA_Study_6.pdf.
  • 5 Die große Mehrheit der Teilnehmer an der zweiten Welle der SAVE-Befragung wurde im Jahr 2003 interviewt. 20% der Stichprobe wurden hingegen 2004 befragt, weshalb sie ihren Vermögensbesitz am Ende des Jahres 2003 angaben. Während diese Haushalte in der späteren multivariaten Analyse zum Abschluss von Riester-Renten enthalten sind, werden sie aufgrund kleiner Fallzahlen aus der deskriptiven Analyse zur Verbreitung von Riester-Verträgen ausgeschlossen.
  • 6 Die Frage nach der Anzahl der Riester-Verträge kam erst 2006 hinzu.
  • 7 Zur Identifizierung der Haushalte mit Riester-Verträgen und zu den Merkmalen der förderberechtigten Haushalte im SAVE-Datensatz, vgl. M. Coppola, M. Gasche: Die Riester-Förderung – das unbekannte Wesen, MEA Diskussionspapier, Nr. 244-11, Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik, 2011; oder M. Gasche, M. Ziegelmeyer: Hat die Finanz- und Wirtschaftskrise Verbreitung und Volumen der Riester-Rente beeinflusst?, in: Wirtschaftsdienst, 90. Jg. (2010), H. 4, S. 255-261.
  • 8 Die Verbreitung der Riester-Rente kann allerdings nicht das alleinige Erfolgskriterium sein, sondern sie ist höchstens einer von mehreren Indikatoren.
  • 9 http://www.bmas.de/DE/Service/Presse/Pressemitteilungen/rister-renten-statistik.html.
  • 10 Vgl. S. Fasshauer, N. Toutaoui: Die Anzahl des förderberechtigten Personenkreises der Riester-Rente – eine Annährung, in: Deutsche Rentenversicherung, Nr. 6/2009, S. 478-486. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt M. Sommer: Fiskalische Auswirkungen einer Erweiterung des Förderrahmens von Riesterrente, MEA-Diskussionspapier Nr. 122-07, Universität Mannheim 2007.
  • 11 Für ausführlichere Erläuterungen zur Verbreitung des Riester-Rente vgl. M. Coppola, A. Reil-Held, a.a.O.
  • 12 Vgl. Bertelsmann-Stiftung (Hrsg.): Die Riester-Rente: Wer hat sie, wer will sie? Vorabauswertung einer repräsentativen Umfrage zum Vorsorgeverhalten der 30- bis 50-Jährigen, erstellt von Johannes Leinert, Bertelsmann Stiftung Vorsorgestudien 14, Gütersloh, Dezember 2002, S. 4 und S. 12, Tabelle 2.
  • 13 Da die Frage einen anderen Wortlaut als in SAVE 2010 hatte und nur die 30- bis 50-Jährigen befragt wurden, ist ein Vergleich nur eingeschränkt möglich. In einer weiteren Studie der Bertelsmann-Stiftung von 2003 wurde die Fragestellung variiert und nicht mehr direkt nach der Förderberechtigung gefragt, sondern „Gehören Sie zu der Personengruppe, die eine Riester-Rente abschließen kann?“ Diese Frage beantworteten 72% der eigentlich förderberechtigten Befragten mit „ja“. Vgl. Bertelsmann-Stiftung (Hrsg.): Altersvorsorge 2003: Wer hat sie, wer will sie? Private und betriebliche Altersvorsorge der 30- bis 50-Jährigen in Deutschland, erstellt von Johannes Leinert, Bertelsmann Stiftung Vorsorgestudien 18, Gütersloh, April 2003, S. 16, Tabelle 16.
  • 14 Betrachtet wird das Haushaltsnettoeinkommen. Um die Haushaltsgröße zu berücksichtigen, werden die Pro-Kopf-Einkommen unter Verwendung der Quadratwurzel-Äquivalenzskala (= Haushaltseinkommen/Quadratwurzel (Haushaltsmitglieder)) gewichtet.
  • 15 Angesichts der Tatsache, dass bei mehreren Regressoren Endogenitätsprobleme bestehen könnten, können die Ergebnisse nur als partielle Korrelationen interpretiert werden. Es können keine Aussagen zu Kausalitäten gemacht werden.
  • 16 Binäre Variablen mit den Referenzkategorien: Mann, Alter zwischen 18 und 34 Jahren, keine Kinder, Single.
  • 17 Höchster Schulabschluss (Referenzkategorie: Hauptschule); binäre Indikatoren für postsekundäre und tertiäre Bildung (Referenzkategorie: keine postsekundäre Bildung).
  • 18 Binäre Indikatoren zu den Quintilen des Haushaltseinkommens (Referenzkategorie: drittes Quintil); binärer Indikator für den Besitz von Wohneigentum; binärer Indikator für den Besitz einer Betriebsrente.
  • 19 Binärer Indikator für keinen/seltenen Kontakt mit einem Finanzberater; binärer Indikator für keinen/sehr seltenen Kontakt mit Rentnern.
  • 20 Unter Ausschluss der Indikatoren für Bildung ist der Koeffizient noch größer, der Einbezug dieser Indikatoren eliminiert den Effekt, dem ersten Quintil anzugehören, jedoch nicht.
  • 21 Der genaue Wortlaut der Frage ist im Anhang von M. Coppola, M. Gasche, a.a.O., wiedergegeben.
  • 22 T. Bucher-Koenen: Financial Literacy and Private Old-age Provision in Germany, MEA Discussion Paper Nr. 192-09, MEA, Mannheim 2009, (http://www.mea.uni-mannheim.de/publications/meadp_192-09.pdf), zeigt unter Verwendung eines breiteren Maßes für die finanzielle Bildung – mit dem Fokus auf Wissen über Verzinsung und die Funktionsfähigkeit des Finanzmarkts –, dass Individuen mit einer hohen finanziellen Bildung mit einer größeren Wahrscheinlichkeit eine private Altersvorsorge (Riester-Rente oder andere Vorsorgeprodukte) haben. Gleichwohl scheint es aber so zu sein, dass das Wissen hinsichtlich der Förderfähigkeit enger mit dem Wissen hinsichtlich der Funktionsweise des Umlagesystems (Frage zur Verwendung der Beiträge) zusammenhängt. Denn die Verwendung ähnlicher Maße für finanzielle Bildung wie z.B. in T. Bucher-Koenen ergibt keine signifikanten Ergebnisse und der geschätzte Effekt ist nahe null.
  • 23 Lässt man dieses subjektive Maß aus der Regression heraus, ändern sich die Koeffizienten der anderen Variablen nicht. Somit hat das subjektive Maß einen Erklärungsgehalt, der nicht mit den anderen Variablen erfasst wird.
  • 24 Der genaue Wortlaut der Frage ist im Anhang von M. Coppola, M. Gasche, a.a.O., wiedergegeben.
  • 25 Das Vermögen auf Riester-Konten wird in der Variable „Finanzvermögen“ nicht berücksichtigt, da Haushalte mit Riester-Vertrag in der Regel über ihre Förderfähigkeit Bescheid wissen und somit automatisch eine Korrelation zwischen Finanzvermögen und richtiger Einschätzung der Förderfähigkeit begünstigt wird. Implizit wird hierbei allerdings unterstellt, dass es durch die Riester-Ersparnis nicht zu einem vollständigen Crowding out anderer Sparformen kommt und so das Finanzvermögen mit Riester-Ersparnis größer ist. Tatsächlich zeigt sich, dass der Effekt des Finanzvermögens größer ist, wenn in der Variable das Riester-Vermögen berücksichtigt wird.
  • 26 Für vor 2008 geborene Kinder beträgt die Zulage 185 Euro.
  • 27 Vgl. z.B. M. Coppola, A. Reil-Held, a.a.O., Abbildung 1.
  • 28 Zu den Verteilungswirkungen der Zulagenförderung vgl. R. Thiede: Riester-Rente: Verteilungswirkungen der Zulagenförderung, in: RV aktuell, Nr. 3, 2011, S. 71-78.
  • 29 Alternativ wurde auch ein Heckman-Modell geschätzt, das einen anderen Entscheidungsprozess unterstellt, nämlich dass die Wahl einer bestimmten Antwort von der zuvor getroffenen Entscheidung, nicht die Kategorie „weiß nicht“ zu wählen, abhängt. Mit anderen Worten unterstellen wir im Heckman-Modell, dass die Personen zunächst darüber nachdenken, ob sie die Förderhöhe berechnen wollen/können und anschließend eine der möglichen Antwortkategorien („gering“ oder „mittel/hoch“) wählen. Die Schätzergebnisse des Heckman-Modells stimmen aber mit den Ergebnissen des Multinominal-logit-Modells überein. Die Koeffizienten ähneln sich sehr stark in Größe und Signifikanzniveau.
  • 30 Hier wird Vermögen auf Riester-Konten zum Finanzvermögen gezählt, da die Frage nach der Förderhöhe nur denjenigen Personen gestellt wurde, die schon einen Riester-Vertrag haben.
  • 31 Der genaue Wortlaut der Fragen ist im Anhang von M. Coppola, M. Gasche, a.a.O., wiedergegeben.


DOI: 10.1007/s10273-011-1302-y