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Schon die vorangegangenen Prognosen standen stets unter dem Vorbehalt, dass die Eurokrise nicht weiter eskalieren würde. Diese Erwartungen wurden ebenso regelmäßig enttäuscht. Inzwischen hat sich die Situation vor allem in Griechenland, Spanien und Italien weiter zugespitzt und die rezessiven Tendenzen in der Eurozone haben sich verstärkt. Wegen der damit ungünstigeren Exportaussichten und deren Folgewirkungen haben sich auch die Konjunkturperspektiven für Deutschland eingetrübt. Aber auch auf anderen Exportmärkten, insbesondere China und USA, hat sich das Wachstum verlangsamt. Positive Wirkungen auf den Export hat in der aktuellen, angespannten Situation lediglich die mit der Eurokrise einhergegangene Abwertung des Euro.

Tabelle 1
Eckdaten für Deutschland
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
  2010 2011 2012 2013
Bruttoinlandsprodukt1 4,2 3,0 0,7 0,5
  Private Konsumausgaben 0,9 1,7 1,0 1,0
  Staatl. Konsumausgaben 1,7 1,0 1,1 1,0
  Anlageinvestitionen 5,9 6,2 -1,5 1,1
    Ausrüstungen 10,3 7,0 -3,1 1,1
    Bauten 3,2 5,8 -0,4 0,7
    Sonstige Anlagen 3,3 3,9 0,4 4,0
Inlandsnachfrage 2,6 2,6 0,2 0,9
  Ausfuhr 13,7 7,8 3,2 2,9
  Einfuhr 11,1 7,4 2,5 4,1
Arbeitsmarkt        
   Erwerbstätige 0,6 1,4 1,1 0,2
   Arbeitslose (in Mio.) 3,24 2,98 2,93 2,90
   Arbeitslosenquote2 (in %) 7,4 6,7 6,6 6,5
Verbraucherpreise 1,1 2,3 1,9 1,9
Finanzierungssaldo des Staates (in % des BIP) -4,1 -0,8 -0,3 -0,3
Leistungsbilanzsaldo3 (in % des BIP) 6,0 5,7 6,2 5,8

1 Preisbereinigt.
2 Arbeitslose der inländischen Erwerbspersonen (Wohnortkonzept) in %.
3 In der Abgrenzung der Zahlungsbilanzstatistik.

Quellen: Statistisches Bundesamt; Deutsche Bundesbank; Bundesagentur für Arbeit; ab 2012: Prognose des HWWI.

Neben der Abschwächung der Auslandsnachfrage mehren sich inzwischen allerdings auch die Anzeichen für eine Abkühlung der bislang recht guten Binnenkonjunktur in Deutschland. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist nach zu Jahresbeginn noch deutlichem Anstieg im zweiten Quartal merklich schwächer gewachsen. Besorgniserregend ist vor allem die zunehmende Zurückhaltung der Unternehmen bei ihren Investitionen in Ausrüstungen. Überdies scheint der bislang kräftige Anstieg der Beschäftigung allmählich auszulaufen. Die Zahl der Arbeitslosen hat in den letzten Monaten saisonbereinigt bereits leicht zugenommen, was allerdings auch an der verstärkten Zuwanderung gelegen haben dürfte. Gestützt wurden Einkommen und privater Verbrauch bislang neben der Beschäftigungszunahme auch durch die höheren Tariflohnsteigerungen. Weiterhin sehr expansiv ist die Entwicklung im Wohnungsbau, der auch von der Eurokrise und der Flucht in scheinbar sichere Anlagen wie Wohnimmobilien profitiert. Deutlich rückläufig ist hingegen der öffentliche Bau.

Abbildung 1
Preisbereinigtes BIP in Deutschland
Saison- und arbeitstäglich bereinigt mit Census-Verfahren X-12-Arima
Abb1.ai

1 Veränderung gegenüber dem Vorquartal in %, auf Jahresrate hochgerechnet, rechte Skala.
2 Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %.

Quellen: Statistisches Bundesamt; ab 2012 Prognose des HWWI.

In der zweiten Jahreshälfte dürfte sich die deutsche Konjunktur aufgrund der anhaltenden Rezession in der Eurozone weiter abschwächen. Die deutschen Unternehmen werden wegen der nachlassenden Nachfrage ihre Produktion eher drosseln. Das wird nach den Investitionen auch den Anstieg von Beschäftigung, Einkommen und privatem Verbrauch dämpfen. Der gesunkene Eurokurs dürfte die Zunahme der Exporte nach Übersee stützen und den Rückgang der europäischen Nachfrage weitgehend kompensieren. Für die gesamtwirtschaftliche Produktion ist für die zweite Jahreshälfte mit kaum mehr als Stagnation zu rechnen. Auch die deutsche Wirtschaft wird somit an den Rand einer Rezession geraten. Im Durchschnitt dieses Jahres wäre dann noch mit einer Zunahme des realen BIP von einem ¾% zu rechnen. Die Beschäftigung wird bei dieser Entwicklung im weiteren Verlauf stagnieren. Der Preisauftrieb bleibt trotz der Energieverteuerung insgesamt gering.

Zu einer Wiederbelebung der Konjunktur in der Eurozone wird es erst im nächsten Jahr kommen, dies allerdings nur wenn es keine weitere Eskalation der Eurokrise gibt. Die Risiken von dieser Seite sind aber nicht nur wegen eines möglichen Ausscheidens Griechenlands aus der Währungsunion erheblich. Unsere Prognose geht davon aus, dass die Eurozone erhalten bleibt. Auch wenn die Reform- und Konsolidierungsmaßnahmen fortgesetzt werden, dürften die kontraktiven Effekte der bisherigen Sparmaßnahmen in den Euroländern geringer werden und deren Nachfrage sich folglich allmählich stabilisieren. Die Exporte in die übrige Welt werden weiter expandieren, zumal die Abwertung des Euro noch eine Zeit lang nachwirken wird. Die Beschäftigung dürfte dann wieder zunehmen und zusammen mit den die Teuerung übertreffenden Tarifabschlüssen die Einkommen und den privaten Konsum stützen. Eine Senkung der Rentenversicherungsbeiträge auf 19%, die angesichts der gestiegenen Rücklagen möglich ist, wäre in dieser labilen konjunkturellen Situation eine Hilfe. Die deutsche Wirtschaft könnte alles in allem auf einen moderaten Wachstumspfad zurückkehren. Trotz des wieder günstigeren konjunkturellen Profils im Jahresverlauf würde das Wirtschaftswachstum im Durchschnitt von 2013 dann nur ein ½% erreichen. Wenn die Eurokrise weiter eskaliert – etwa weil Griechenland ausscheidet –, und das „lähmende“ Wirkungen auf die Eurozone, aber auch darüber hinaus, hätte, wäre auch in Deutschland eine Rezession wahrscheinlich.

HWWI-Index der Weltmarktpreise für Rohstoffe

Abb. Index.ai

2010 = 100, auf US-Dollar-Basis.

HWWI-Index mit Untergruppena 2011 Feb. 12 Mrz. 12 Apr. 12 Mai 12 Jun. 12 Juli 12 Aug. 12
Gesamtindex 128,6 134,1 138,8 134,0 124,0 110,4 116,7 124,7
  (28,6) (8,1) (3,4) (-5,9) (-7,3) (-15,8) (-12,4) (-0,9)
Gesamtindex, ohne Energie 118,1 107,4 107,7 106,2 102,8 99,1 102,6 100,4
  (18,1) (-14,1) (-12,5) (-16,9) (-17,2) (-19,4) (-16,5) (-17,2)
Nahrungs- und Genussmittel 129,0 117,5 118,8 118,7 116,3 115,2 131,7 133,7
  (29,0) (-14,9) (-11,8) (-13,1) (-13,4) (-12,5) (1,5) (1,4)
Industrierohstoffe 114,3 103,8 103,7 101,8 98,0 93,4 92,3 88,5
  (14,3) (-13,7) (-12,7) (-18,3) (-18,7) (-22,1) (-23,4) (-24,6)
Agrarische Rohstoffe 110,5 96,5 97,7 98,2 95,4 90,4 88,9 86,8
  (10,5) (-17,1) (-14,4) (-16,9) (-17,1) (-22,1) (-22,0) (-23,5)
NE-Metalle 111,8 103,9 102,4 98,0 94,8 89,4 89,6 88,2
  (11,8) (-15,6) (-15,7) (-20,8) (-19,6) (-22,9) (-24,7) (-21,3)
Eisenerz, Stahlschrott 125,5 113,2 115,1 116,1 109,6 107,3 103,4 91,6
  (25,5) (-4,3) (-3,2) (-14,5) (-18,6) (-20,4) (-22,1) (-32,5)
Energierohstoffe 131,3 141,1 147,0 141,3 129,6 113,3 120,5 131,2
  (31,3) (13,9) (7,2) (-3,3) (-5,0) (-14,9) (-11,4) (3,2)

a 2010 = 100, auf US-Dollar-Basis, Periodendurchschnitte; in Klammern: prozentuale Änderung gegenüber Vorjahr.

Weitere Informationen: http://hwwi-rohindex.org/

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DOI: 10.1007/s10273-012-1432-x

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