Offen ausgetragene Lagerdebatten zwischen Ökonomen sind in Deutschland eher selten. Was hingegen häufiger in der Berichterstattung über Ökonomen mitschwingt, ist eine Zuordnung in weltanschauliche Lager, etwa nach Schemata wie arbeitgeber-/arbeitnehmernah oder auch gelegentlich links/marktliberal. Der vorliegende Beitrag untersucht die Verortung von Ökonomen anhand der Nähe in den Netzwerken von Fachkollegen und Wissenschaftlern anderer Disziplinen. Die netzwerkanalytische Auswertung der Umfragedaten zeigt über die Jahre insbesondere zwei stabile zentrale Cluster um die Präsidenten zweier Leibniz-Institute: eines rund um Clemens Fuest bzw. Hans-Werner Sinn vom ifo-Institut und eines rund um Marcel Fratzscher vom DIW Berlin.
Öffentlich ausgetragene Grundsatzdebatten zwischen Ökonomen sind in Deutschland eher selten. Zutage treten sie gelegentlich, wenn es z. B. um den Euro bzw. die Europäischen Zentralbank ging. So warnten am 21. Mai 2018 auf eine Initiative von Dirk Meyer, Thomas Mayer, Gunther Schnabl und Roland Vaubel 154 Wirtschaftsprofessoren in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) davor, die europäische Währungs- und Bankenunion noch weiter zu einer Haftungsunion auszubauen.1 Und Widerspruch, unter anderem von Marcel Fratzscher und Jan Pieter Krahnen erfolgte prompt.2
Hin und wieder wird auch öffentlich über die Ausrichtung der Volkswirtschaftslehre in verschiedene Lager debattiert. Dies war z. B. im Frühjahr 2009 der Fall, als überaus intensiv über die Neubesetzung der Kölner Lehrstühle für Wirtschaftspolitik gestritten wurde. Die Emeriti Hans Willgerodt und Christian Watrin sorgten sich um die praxisnahe Relevanz der Kölner Professuren in der Tradition der deutschen Ordnungsökonomik.3 Die Sorge mündete in einem Aufruf von 83 VWL-Professoren „Rettet die Wirtschaftspolitik an den Universitäten!“ am 5. Mai 2009 in der FAZ.4 Der Gegenaufruf „Baut die deutsche VWL nach internationalen Standards um!“ von 188 VWL-Professoren und Forschern folgte am 8. Juni 2009 im Handelsblatt.5
Diskussionen mit Bezug zu einer Lagerbildung lösen immer wieder die Besetzungen der Mitglieder des Sachverständigenrates zu Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) aus. Namentlich die Besetzung der Positionen, die traditionell – und keineswegs vom SVR-Gesetz vorgeschrieben – informell von der Arbeitgeberseite und von der Arbeitnehmerseite vorgeschlagen werden.6 Dies wurde jüngst bei der Debatte um den Kandidaten der Gewerkschaften, Achim Truger, für die Nachfolge von Peter Bofinger wieder deutlich. Während Lars P. Feld, Justus Haucap oder Isabel Schnabel die wissenschaftliche Eignung Trugers anzweifelten,7 unterstrichen unter anderem Gustav A. Horn und Rudolf Hickel die Kompetenzen des Kandidaten.8
Trotz der genannten Beispiele sind Lagerdebatten zwischen Ökonomen in Deutschland eher die Ausnahme als die Regel. Allerdings schwingt in der Berichterstattung über Ökonomen immer wieder eine gewisse Zuordnung in klassische Schemata wie arbeitgeber-/arbeitnehmernah oder auch gelegentlich links/marktliberal mit.9 Dies betrifft insbesondere die Ökonomen, die neben ihrer Forschungstätigkeit auch wissenschaftliche Politikberatung betreiben und sich an der öffentlichen Debatte beteiligen. Aber diese Zuordnung wird insbesondere für nicht an der Spitze der öffentlichen Bekanntheit stehende Ökonomen nicht oft genug explizit ausgesprochen, um eine belastbare empirische Untersuchung auf Basis z. B. der Medienberichterstattung durchzuführen.
Alternativ wagen wir mit dem vorliegenden Beitrag einen Versuch, uns der Verortung von Ökonomen anhand der Nähe zu ihren Fachkollegen und zu Wissenschaftlern anderer Disziplinen anzunähern, indem wir empirisch untersuchen, wie Ökonomen von Entscheidungsträgern in der Politik gesehen werden. Hierbei greifen wir auf die Daten der Umfragen unter Ministerialbeamten und Parlamentariern in den Jahren 2014 bis 2018 zurück, die jährlich für die Erstellung des FAZ-Ökonomen-Rankings durchgeführt werden.10 Den Ministerialbeamten und Parlamentariern wird die Frage gestellt, welche Ökonomen sie für deren Rat oder Publikationen am meisten schätzen. Wir gehen davon aus, dass die Befragten, die bis zu fünf Ökonomen nennen konnten, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit solche gemeinsam nennen, bei denen sie eine gewissen Nähe zueinander und wahrscheinlich auch zu sich selbst sehen. Daher werten wir die Umfragedaten netzwerkanalytisch aus und bilden auf dieser Basis Cluster von weltanschaulich als ähnlich eingeschätzten politikberatenden Ökonomen (zur Methodik vgl. Kasten 1).
Kasten 1
Empirische Netzwerkanalyse
Im Rahmen empirischer Netzwerkanalysen ist ein Netzwerk durch Knoten (in diesem Fall Ökonomen) und Kanten (hier: gemeinsame Nennungen/Assoziationen von Ökonomen) charakterisiert. Die Betrachtung im Netzwerk erlaubt zum einen die Identifikation von zentralen Personen aus Sicht der Beamten und Abgeordneten, zum anderen können Cluster von Ökonomen bestimmt werden, die häufiger miteinander genannt werden. Die hier angewandte Methode basiert auf der sozialen Netzwerkanalyse.1 Die Befragten bei der Umfrage können bis zu fünf Ökonomen nennen. Für die Netzwerkanalyse werden die zentralen Knoten auf Basis der Häufigkeit der Nennungen und anhand ihrer Gesamtscores bestimmt. Die Kanten des Netzwerks sind auf Basis der Zahl der gemeinsamen Nennungen definiert: Werden zwei Ökonomen von einer befragten Person gemeinsam genannt, so erhält das Paar einen Punkt. Pro Erhebungswelle werden auf diese Weise die Zahl der gemeinsamen Nennungen pro Ökonomen-Paar bestimmt. Die Kombination aus Kanten und Knoten im Ökonomen-Netzwerk erlaubt es zudem, Netzwerkstatistiken zu verwenden, die Aussagen über die Bedeutung von Ökonomen und ihre Nähe zueinander aus Sicht der Beamten und Abgeordneten zulassen. Im Speziellen werden folgende Statistiken verwendet:
Eigenvektorzentralität: Dieses Maß identifiziert zentrale Personen anhand der gesamten Netzwerkstruktur. Eine Person ist umso zentraler, je wichtiger ihre Nachbarn im Netzwerk sind. Dadurch tragen Verbindungen zu zentralen Personen mehr zu der eigenen Zentralität bei als Verbindungen zu Personen am Rand des Netzwerks. Die Eigenvektorzentralität kann Werte zwischen Null (keine Zentralität) und eins (höchste Zentralität, d. h. nur für eine Person im Gesamtnetzwerk erreichbar) annehmen.
Betweenness: Dieses Maß stellt dar, wie oft eine Person auf dem kürzesten Weg zwischen allen Paaren von anderen Personen im Netzwerk liegt. Ist eine Person niemals am kürzesten Weg zwischen den Paaren im Netzwerk, ergibt sich ein Wert von Null. Je öfter eine Person auf dem kürzesten Weg zwischen allen Paaren im Netzwerk liegt, umso mehr nähert sich die Betweenness dem Wert 1 an. Ob ein Wert von 1 empirisch von Relevanz ist, hängt von der Form und dem Umfang des analysierten Netzwerks ab. Im Fall des hier untersuchten Ökonomen-Netzwerks wird der Wert 1 nie erreicht und ist somit empirisch irrelevant.
Modularität: Die Modularität ist eine Maßzahl der Tendenz zur Bildung von Untergruppen innerhalb eines Netzwerks. Je höher diese ist, desto mehr Untergruppen ergeben sich im Netzwerk. Somit können sogenannte Cluster bzw. Communities innerhalb des Netzwerks identifiziert werden.
- 1 Vgl. R. A. Hanneman, M. Riddle: Introduction to social network methods, University of California, Riverside CA 2005. Die soziale Netzwerkanalyse fand bereits in einer Vielzahl von ökonomischen Fragestellungen Anwendung, vgl. M. Gamper, L. Reschke (Hrsg.): Knoten und Kanten: Soziale Netzwerkanalyse in Wirtschafts- und Migrationsforschung, Berlin 2010; H. Goecke, C. Thiele: Das Twitter-Netzwerk der Ökonomen des Makronom-Rankings, IW-Kurzbericht, Nr. 61. Köln 2018; S. Kühl (Hrsg.): Handbuch Methoden der Organisationsforschung: quantitative und qualitative Methoden, Wiesbaden 2009; oder T. Müller-Prothman: Leveraging Knowledge Communication for Innovation Framework, Methods and Applications of Social Network Analysis in Research and Development, Berlin u. a. O. 2007.
Noch mehr Hinweise einer Zuordnung können auf Basis der Auswertung einer weiteren Frage gewonnen werden. So werden die Teilnehmer auch gefragt, welche Wissenschaftler anderer Disziplinen sie für deren Rat oder Publikationen schätzen. Durch die Verknüpfung dieser Antworten mit den zuvor gebildeten Ökonomen-Cluster, kann die von den Entscheidungsträgern angegebene Nähe zu Wissenschaftlern anderer Disziplinen ebenfalls zur Charakterisierung der Cluster herangezogen werden. Wichtig bleibt bereits an dieser Stelle zu betonen, dass die Befragungsergebnisse lediglich aussagen, wie die genannten Wissenschaftler von Ministerialbeamten und Parlamentariern wahrgenommen werden und nicht wie sie sich selbst einordnen würden.11
Surveydaten
Seit 2013 wird jährlich in der FAZ ein Ökonomenranking veröffentlicht, das neben dem Einfluss von Ökonomen in der Wissenschaft ihre Rezeption in Politik und Öffentlichkeit – mithin ihre Wirkung – wiedergibt. Nach der ersten Veröffentlichung wurde die Methode auf Basis von Rückmeldungen aus der Wissenschaft12 leicht geändert und seit 2014 unverändert fortgeführt.13 Wir benutzen im Folgenden die Daten, die im Rahmen der Umfragen 2014 bis 2018 gewonnen wurden. Für das FAZ-Ökonomenranking wird der Einfluss in der Wissenschaft über die Zahl der Zitate in wissenschaftlichen Journals angenähert und die Wirkung der öffentlichen Debatte über die Zitate in führenden Medien. Die dritte Säule, der Einfluss in der Politik, basiert auf einem Online-Survey unter Politikern und Ministerialbeamten.14
Unter dem Titel „FAZ-Ökonomenranking. Wer sind die einflussreichsten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Politik?“ erhalten die Teilnehmer folgende Frage:
- Frage 1: Welche sind die Ökonominnen und Ökonomen (von Universitäten, Forschungsinstituten, Banken, Unternehmen etc.), deren Rat oder Publikationen Sie am meisten für Ihre Arbeit schätzen? Bitte nennen Sie die Namen der Ökonominnen und Ökonomen und bilden Sie eine Rangfolge.
- Seit 2014 wird zudem folgende weitere Frage gestellt:15
- Frage 2: Welche sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anderer Disziplinen als der Ökonomik, deren Rat oder Publikationen Sie am meisten für Ihre Arbeit schätzen? Bitte nennen Sie die Namen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und bilden Sie eine Rangfolge.
Die Befragten können Namen von bis zu fünf Ökonomen und bis zu fünf Nicht-Ökonomen nennen. Der Erstgenannte erhält in der Auswertung fünf Punkte, der Fünftgenannte einen Punkt. Die Punkte werden pro Erhebung und Ökonom summiert, sodass sich pro Ökonom ein Gesamtscore ergibt. Tabelle 1 zeigt die Top-10-Ökonomen und Top-10-Nicht-Ökonomen der Politikumfragen 2014 bis 2018.
Tabelle 1
Top 10-Ökonomen und Nicht-Ökonomen (Politikumfragen 2014 bis 2018)1
Ökonomen
Rang | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2014 bis 2018 | |||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Name | Pkt. | Name | Pkt. | Name | Pkt. | Name | Pkt. | Name | Pkt. | Name | Pkt. | ||||||
1 | H.-W. Sinn | 98 | H.-W. Sinn | 148 | C. Fuest | 117 | C. Fuest | 111 | C. Fuest | 86 | H.-W. Sinn | 532 | |||||
2 | P. Bofinger | 83 | C. Fuest | 95 | H.-W. Sinn | 110 | H.-W. Sinn | 108 | H.-W. Sinn | 68 | C. Fuest | 472 | |||||
3 | C. Fuest | 63 | P. Bofinger | 63 | M. Fratzscher | 84 | P. Bofinger | 46 | M. Fratzscher | 34 | M. Fratzscher | 256 | |||||
4 | R. Hickel | 53 | M. Hüther | 57 | L. P. Feld | 51 | M. Fratzscher | 42 | P. Bofinger | 29 | P. Bofinger | 254 | |||||
5 | G. A. Horn | 52 | G. A. Horn | 54 | P. Bofinger | 33 | G. A. Horn | 36 | G. A. Horn | 21 | L. P. Feld | 196 | |||||
6 | M. Fratzscher | 49 | L. P. Feld | 51 | A. Wambach | 29 | L. P. Feld | 31 | L. P. Feld | 19 | G. A. Horn | 191 | |||||
7 | L. P. Feld | 44 | M. Fratzscher | 47 | G. A. Horn | 28 | M. Hüther | 26 | J. Haucap | 16 | M. Hüther | 156 | |||||
8 | M. Hüther | 32 | J. Haucap | 33 | M. Hüther | 27 | A. Wambach | 18 | A. Börsch-Supan | 14 | R. Hickel | 98 | |||||
9 | B. Rürup | 31 | C. Kemfert | 33 | R. Hickel | 16 | H. Bonin | 18 | H. Bonin | 14 | J. Haucap | 86 | |||||
10 | C. M. Schmidt | 28 | R. Hickel | 23 | F. Isermeyer | 15 | F. Isermeyer | 18 | M. Hüther | 14 | C. M. Schmidt | 84 |
Nicht-Ökonomen
2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2014 bis 2018 | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Rang | Name | Pkt. | Name | Pkt. | Name | Pkt. | Name | Pkt. | Name | Pkt. | Name | Pkt. |
1 | J. Allmendinger (Soziologie) | 28 | H. Münkler (Politologie) | 34 | U. di Fabio (Rechtswissenschaften) | 21 | H. Münkler (Politologie) | 16 | H. Münkler (Politologie) | 14 | H. Münkler (Politologie) | 106 |
2 | H. Münkler (Politologie) | 25 | V. Perthes (Politologie) | 15 | J. Allmendinger (Soziologie) | 17 | G. F. Brackhaus (Pädagogik) | 10 | J. Allmendinger (Soziologie) | 10 | J. Allmendinger (Soziologie) | 69 |
3 | U. di Fabio (Rechtswissenschaften) | 17 | G. Aly (Politologie) | 13 | H. Münkler (Politologie) | 17 | E. Kocher (Rechtswissenschaften) | 10 | S. Hindelang (Rechtswissenschaften) | 10 | U. di Fabio (Rechtswissenschaften) | 49 |
4 | F. W. Scharpf (Rechtswissenschaften) | 15 | H. A. Winkler (Geschichtswissenschaften) | 11 | P. Kirchhof (Rechtswissenschaften) | 15 | O. Negt (Philosophie) | 9 | D. Kahneman (Psychologie) | 10 | P. Kirchhof (Rechtswissenschaften) | 38 |
5 | F. Nullmeier (Politologie) | 14 | S. Korioth (Rechtswissenschaften) | 10 | R. Köcher (Demoskopie) | 10 | A. Rödder (Geschichtswissenschaften) | 9 | W. J. Patzelt (Politologie) | 10 | H. A. Winkler (Geschichtswissenschaften) | 34 |
6 | J. Habermas (Philosophie) | 13 | S. Matthes (Politologie) | 10 | R. Birk (Rechtswissenschaften) | 9 | H. J. Schnellnhuber (Klimaforschung) | 9 | M. Gehler (Geschichtswissenschaften) | 8 | D. Zimmer (Rechtswissenschaften) | 32 |
7 | D. Zimmer (Rechtswissenschaften) | 13 | G. Schwan (Politologie) | 10 | K. J. Hopt (Rechtswissenschaften) | 9 | W. Streeck (Soziologie) | 9 | C. Köhler (Medienwissenschaften) | 8 | C. Butterwegge (Politologie) | 30 |
8 | J. Wieland (Rechtswissenschaften) | 12 | R. Spaemann (Philosophie) | 9 | C. Mason (Pädagogik) | 7 | J. Allmendinger (Soziologie) | 8 | P. Kirchhof (Rechtswissenschaften) | 7 | J. Isensee (Rechtswissenschaften) | 29 |
9 | C. Butterwegge (Politologie) | 10 | J. Isensee (Rechtswissenschaften) | 8 | C. Gröpl (Rechtswissenschaften) | 6 | T. Mettenleiter (Biologie) | 8 | R. Neugebauer (Maschinenbau) | 7 | W. J. Patzelt (Politologie) | 29 |
10 | J. Isensee (Rechtswissenschaften) | 10 | W. Abelshauser (Geschichtswissenschaften) | 8 | A. Bosch (Soziologie) | 5 | W. J. Patzelt (Politologie) | 8 | P. Nolte (Geschichtswissenschaften) | 6 | S. Matthes (Politologie) | 25 |
1 Abweichungen der Punkte im Vergleich zu den Online-Veröffentlichungen der F.A.Z. können dadurch auftreten, da bei F.A.Z. online in den Teilrankings nur die Ökonomen ausgewiesen werden, die sich auch für das Gesamtranking qualifiziert haben. Dabei gilt die Eingangshürde von mindestens fünf Zitaten in wissenschaftlichen Journals innerhalb der letzten fünf Jahre und mindestens fünf Medienzitate innerhalb von zwölf Monaten oder mindestens fünf Punkte in der Politik-Umfrage. Vgl. beispielsweise https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/f-a-z-oekonomenranking-2017-die-tabellen-15173039.html.
Quelle: Umfrage zum FAZ-Ökonomenranking; eigene Berechnungen.
Über die Jahre hinweg waren die Teilnehmerzahlen der Umfrage rückläufig. Nahmen 2014 noch 153 Personen an der Umfrage teil, so waren es 2018 noch 64. Dabei antworten entsprechend dem Anlass und Titel der Erhebung „FAZ-Ökonomenranking“ mehr Teilnehmer auf die Frage nach den meistgeschätzten Ökonomen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer beantwortet aber auch die Fragen nach den Wissenschaftlern anderer Disziplinen. Die Fallzahlen der Befragungsteilnehmer implizieren insbesondere für die jüngsten Jahre signifikante Unsicherheiten der Ergebnisse. Für 2014 bis 2018 zusammengefasste Ergebnisse basieren jedoch auf aussagekräftigen Fallzahlen auf Basis von insgesamt 487 Beobachtungen.16
Welche Ökonomen werden häufig zusammen mit anderen Ökonomen genannt?
Betrachtet man die Menge der genannten Ökonomen als Informationspool, aus dem sich Beamte und Abgeordnete bedienen können, so bilden Ökonomen ein Wissensnetzwerk. Die zentralen Ergebnisse der Netzwerkanalyse auf Basis der zusammengefassten Befragungen aus den Jahren 2014 bis 2018 sind in Tabelle 2 dargestellt.
Tabelle 2
Zusammensetzung der fünf wichtigsten Cluster des deutschen Ökonomennetzwerks
Name | Eigenvektor- zentralität |
Betweenness | Score 2014 bis 2018 | Cluster |
---|---|---|---|---|
C. Fuest H.-W. Sinn L. P. Feld M. Hüther C. M. Schmidt |
1,00 0,98 0,79 0,62 0,62 |
0,15 0,20 0,05 0,06 0,02 |
472 532 196 156 84 |
1 1 1 1 1 |
M. Fratzscher P. Bofinger G. A. Horn C. Kemfert H. Flassbeck |
0,91 0,80 0,57 0,40 0,36 |
0,15 0,13 0,06 0,04 0,01 |
256 254 191 67 36 |
2 2 2 2 2 |
G. G. Wagner J. Möller H. Bonin H. Enderlein L. Wößmann |
0,48 0,38 0,36 0,33 0,28 |
0,01 0,03 0,02 0,01 0,01 |
45 41 40 15 15 |
3 3 3 3 3 |
B. Rürup O. Edenhofer F. Welter M. Heise H.-J. Ziesing |
0,44 0,31 0,28 0,24 0,12 |
0,01 0,01 0 0 0 |
58 18 22 14 19 |
4 4 4 4 4 |
J. Wasem H. Brücker T. Busse M. Werding H. Grossekettler |
0,28 0,13 0,04 0,04 0,04 |
0,03 0 0,01 0 0 |
26 6 12 10 3 |
5 5 5 5 5 |
Quelle: Umfrage zum FAZ-Ökonomenranking; eigene Berechnungen.
Hierzu wurden die Scores der Ökonomen über die Jahre summiert, ebenso wie die Zahl der gemeinsamen Nennungen. Die zentrale Achse ergibt sich zwischen Sinn und Fuest. Mit diesen beiden sind zudem noch mehrere zentrale Akteure des Systems wie Feld, Hüther und Schmidt assoziiert. Der zweite Cluster ergibt sich um Fratzscher. Mit ihm werden unter anderem Bofinger, Horn, Flassbeck und Kemfert assoziiert. Die restlichen Cluster weisen hingegen keinen so zentralen Angelpunkt auf und sind eher von nachrangiger Bedeutung im hier analysierten Ökonomennetzwerk. Die Netzwerkstatistiken der 15 Hauptakteure sind in Tabelle 3 dargestellt und nach der Eigenvektorzentralität, also anhand der Wichtigkeit ihrer Nachbarn im Netzwerk, gereiht. Fuest führt die Tabelle an, gefolgt von Sinn, der zwar eine höhere Punktzahl (Score) in der Umfrage erreicht, aber eine geringere Eigenvektorzentralität. Auf dem dritten Platz folgt Fratzscher vor Bofinger und Feld. Fratzscher und Bofinger weisen zudem auch sehr hohe Werte für die Betweenness, also ihre verbindende Kraft, auf, was ein Anzeichen für ihre Bedeutung als Kerne eines Subnetzwerks ist.
Tabelle 3
Netzwerk 2014 bis 2018: Score, Eigenvektorzentralität und Betweenness
Name | Eigenvektor- zentralität |
Betweenness | Score 2014 bis 2018 |
Cluster |
---|---|---|---|---|
C. Fuest | 1,00 | 0,15 | 472 | 1 |
H.-W. Sinn | 0,98 | 0,20 | 532 | 1 |
M. Fratzscher | 0,91 | 0,15 | 256 | 2 |
P. Bofinger | 0,80 | 0,13 | 254 | 2 |
L. P. Feld | 0,79 | 0,05 | 196 | 1 |
M. Hüther | 0,62 | 0,06 | 156 | 1 |
C. M. Schmidt | 0,62 | 0,02 | 84 | 1 |
G. A. Horn | 0,57 | 0,06 | 191 | 2 |
A. Wambach | 0,49 | 0,01 | 64 | 1 |
J. Haucap | 0,48 | 0,04 | 86 | 1 |
G. G. Wagner | 0,48 | 0,01 | 45 | 3 |
M. Hellwig | 0,45 | 0,02 | 62 | 1 |
D. Snower | 0,45 | 0,01 | 54 | 1 |
T. Straubhaar | 0,44 | 0,02 | 58 | 1 |
B. Rürup | 0,44 | 0,01 | 58 | 4 |
Quelle: Umfrage zum FAZ-Ökonomenranking; eigene Berechnungen.
Insgesamt ergeben sich 23 Untergruppen des Netzwerks, allerdings zeigt eine nähere Betrachtung, insbesondere der Betweenness und der Eigenvektorzentralität, dass nur wenige Cluster im Gesamtnetzwerk deutscher Ökonomen von Bedeutung sind. Auch dies wird in Tabelle 2 und Tabelle 3 deutlich. Die ersten fünf Mitglieder von Cluster 1 um Fuest (im Folgenden: Cluster „Fuest“) weisen allesamt eine hohe Eigenvektorzentralität auf, d. h., sie werden zusammen mit anderen wichtigen Personen im Netzwerk genannt. Zudem zeigt der Betweenness-Wert, dass die führenden Mitglieder des Clusters auch relativ bedeutende Knoten zu Akteuren in anderen Clustern sind. Auch in Cluster 2 um Fratzscher (im Folgenden: Cluster „Fratzscher“) sind hohe Werte für beide Netzwerkindikatoren festzustellen. Bei den zentralen Personen der Cluster 3 bis 5 sind im Gegensatz dazu relativ geringe Werte bei Betweenness ebenso bei der Eigenvektorzentralität feststellbar. Dies zeigt für diese Gruppen eine deutlich geringere Bedeutung im Gesamtnetzwerk politikberatender deutscher Ökonomen.
Untersucht man die Bildung von Clustern in den einzelnen Jahren wird deutlich, dass die beiden wichtigsten zwei Cluster stabil sind. Dies ist auch wegen sinkender Fallzahlen der Survey-Teilnehmer erwähnenswert.17 Für 2016 bis 2018 konzentriert sich – gemäß der Eigenvektorzentralität – der wichtigste Cluster um Fuest, Sinn und Feld. Der zweite Cluster bildet sich um Bofinger, Horn und Fratzscher, der 2014 – gemäß Eigenvektorzentralität – sogar an erster Stelle aufscheint, in den übrigen Jahren ist er an zweiter bzw. dritter Stelle. Die weiteren Cluster hingegen zeigen eine geringere Stabilität, sowohl in Bezug auf die Zusammensetzung als auch auf die Reihung in den einzelnen Jahren.
Assoziationen der Ökonomengruppen mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen
Im Online-Survey wurde neben den Ökonomen auch abgefragt, welche Nicht-Ökonomen von den Teilnehmern geschätzt werden. Da diese ebenfalls wissenschaftlichen Disziplinen zugeordnet werden können, kann ermittelt werden, mit welchen Disziplinen die unterschiedlichen Ökonomen-Cluster assoziiert werden. Wir werten also auf Basis des Surveys aus, welche Ökonomen und welche Wissenschaftler anderer Disziplinen häufig gemeinsam genannt werden und bilden so zum einen Ökonomen-Cluster und kalkulieren zum anderen den Anteil der Disziplinen der Nicht-Ökonomen, die mit den jeweiligen Clustervertretern assoziiert werden. Um ausreichend große Fallzahlen und große Bedeutung der Cluster zu haben, fokussieren wir in diesem Schritt auf Cluster „Fuest“ und Cluster „Fratzscher“. Abbildung 1 weist das Ergebnis aus.
Abbildung 1
Assoziierte wissenschaftliche Disziplinen von Cluster „Fuest“ und Cluster „Fratzscher“
Quelle: Umfrage zum FAZ-Ökonomenranking; eigene Berechnungen.
Die fünf wichtigsten Disziplinen, mit denen Cluster „Fuest“ assoziiert wird, sind der Bedeutung nach Rechtswissenschaften, Politikwissenschaften (auf diese beiden Disziplinen entfallen etwa 50 % der assoziierten Nicht-Ökonomen), Geschichtswissenschaften, Soziologie und Philosophie. Für Cluster „Fratzscher“ ergibt sich ein anderes Bild. Die wichtigsten Assoziationen sind mit Politikwissenschaften und Soziologie feststellbar. Wiederum rund 50 % der assoziierten Nicht-Ökonomen entfallen auf diese beiden Disziplinen. Mit Abstand folgen Rechtswissenschaften, Philosophie, Pädagogik und Physik.
In Tabelle 4 werden die Namen der mit den beiden Clustern assoziierten Nicht-Ökonomen angeführt: Bemerkenswert ist, dass sich die Zusammensetzung der Nicht-Ökonomen der gleichen Disziplin deutlich unterschiedet, je nachdem welchem Ökonomen-Cluster sie zugeordnet werden. So werden im Bereich der Rechtswissenschaften di Fabio, Kirchhof, Zimmer, Isensee und Hopt oft mit dem Cluster „Fuest“ assoziiert, also vorrangig Staats-, Wettbewerbs- oder Wirtschaftsrechtler. Keiner von ihnen wird häufig mit dem Cluster „Fratzscher“ assoziiert; hier lauten häufig genannte Juristen Bäcker, Scharpf, Epping, Hirte, Jahn oder Meysen, die unter anderem zu Fragen des Wohlfahrtsstaats und des Sozialrechts arbeiten.
Tabelle 4
Mit Cluster „Fuest“ und Cluster „Fratzscher“ assoziierte Nicht-Ökonomen 2014 bis 2018
Mit Cluster „Fuest“ assoziierte Nicht-Ökonomen | Mit Cluster „Fratzscher“ assoziierte Nicht-Ökonomen | |||
---|---|---|---|---|
Rechtswissenschaft | Score | Politikwissenschaft | Score | |
U. di Fabio | 44 | C. Butterwegge | 30 | |
P. Kirchhof | 36 | D. Messner | 15 | |
D. Zimmer | 27 | W. Schroeder | 15 | |
J. Isensee | 24 | F. Nullmeier | 14 | |
K. J. Hopt | 22 | E. Altvater | 13 | |
Politikwissenschaft | Soziologie | |||
H. Münkler | 97 | J. Allmendinger | 33 | |
W. J. Patzelt | 29 | T. Rauschenbach | 14 | |
K. Schroeder | 16 | K. Hurrelmann | 12 | |
K.-R. Korte | 13 | S. Lessenich | 11 | |
G. Aly | 13 | R. G. Heinze | 10 | |
E. Jesse | 13 | |||
Geschichtswissenschaft | Rechtswissenschaft | |||
H. A. Winkler | 24 | M. Bäcker | 6 | |
A. Rödder | 17 | F. W. Scharpf | 6 | |
W. Abelshauser | 16 | V. Epping | 5 | |
M. Gehler | 12 | H. Hirte | 5 | |
E. Nolte | 7 | M. Jahn | 5 | |
T. Meysen | 5 | |||
J. Wieland | 5 | |||
Soziologie | Philosophie | |||
J. Allmendinger | 13 | J. Habermas | 18 | |
W. Streeck | 9 | O. Negt | 9 | |
G. Heinsohn | 8 | V. Gerhardt | 7 | |
J. Renn | 8 | A. Honneth | 5 | |
R. Dahrendorf | 5 | T. Pogge | 5 |
Quelle: Umfrage zum FAZ-Ökonomenranking; eigene Berechnungen.
Unter den Politikwissenschaftlern werden mit dem Cluster „Fratzscher“ häufig Butterwegge, Messner, W. Schroeder, Nullmeier oder Altvater assoziiert, die insbesondere in der Armuts- und Gewerkschaftsforschung oder in der Entwicklungspolitik bekannt sind. Dem Cluster „Fuest“ werden hingegen die Politikwissenschaftler Münkler, Patzelt, K. Schroeder, Korte, Aly oder Jesse zugerechnet, deren Schwerpunkte unter anderem in den Bereichen politische Theorie und Ideengeschichte, Wahlanalysen und Extremismusforschung liegen.
Im Bereich der Soziologie werden dem Cluster „Fratzscher“ oftmals Rauschenbach, Hurrelmann, Lessenich oder Heinze zugerechnet, die unter anderem zu den Schwerpunkten Sozialstaat und -arbeit sowie Gesundheitswissenschaft forschen. Mit dem Cluster „Fuest“ werden hingegen oftmals Streeck, Heinsohn, Renn oder Dahrendorf assoziiert, die unter anderem zu den Themen Demografie oder soziale Kohäsion forschen. Eine Ausnahme stellt die Soziologin Allmendinger dar, die sowohl häufig mit dem Cluster „Fuest“ als auch mit dem Cluster „Fratzscher“ genannt wird. Dies ist eine auffällige Besonderheit.
Die Netzwerke zeigen recht klar, dass es aus Sicht von Ministerialbeamten und Politikern zwei getrennte einflussreiche Lager von Ökonomen gibt. Zum einen ein als wirtschafts- und arbeitgebernah anzusehendes „marktliberales“ Lager mit dem insbesondere verschiedene Rechts- und Politikwissenschaftler assoziiert werden. Zum anderen ein als staats- und arbeitnehmernah anzusehendes „linkes“ Lager, dem insbesondere verschiedene Politikwissenschaftler und Soziologen zuzurechnen sind. Allerdings zeigen sich auch innerhalb der Disziplinen deutliche und trennscharfe personelle Unterschiede: So gibt es sowohl Rechtswissenschaftler, die mit dem „linken“ Lager assoziiert werden als auch andere, die eher dem „marktliberalen“ Lager zugerechnet werden. Gleiches gilt für z. B. Vertreter der Politikwissenschaften und Soziologie. Fast kein Wissenschaftler wird beiden Lagern zugerechnet. Eine Ausnahme stellt die empirisch arbeitende Soziologin Allmendinger dar, die sowohl mit dem Cluster „Fuest“ als auch mit dem Cluster „Fratzscher“ signifikant oft genannt wird.
Zwei stabile Cluster um Fuest und Fratzscher
Im vorliegenden Beitrag untersuchen wir die Verortung von Ökonomen aus Sicht von Entscheidungsträgern in der Politik anhand von Clustern von Ökonomen und deren Nähe zu Wissenschaftlern anderer Disziplinen. Die netzwerkanalytische Auswertung der Umfragedaten zeigt über die Jahre insbesondere zwei stabile zentrale Cluster um die Präsidenten zweier Leibniz-Institute: Eines rund um Clemens Fuest vom ifo – Institut für Wirtschaftsforschung in München (von 2013 bis 2016 noch ZEW Mannheim) und eines rund um Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Weitere Mitglieder im Cluster „Fuest“ sind Hans-Werner Sinn, auf den das Cluster zurückgeht, Lars P. Feld, Michael Hüther und Christoph M. Schmidt. Im Cluster „Fratzscher“ sind weitere Ökonomen Peter Bofinger, Heiner Flassbeck, Gustav A. Horn und Claudia Kemfert.
Aufschlussreich sind auch die wichtigsten nicht-ökonomischen Disziplinen, die mit den Clustern assoziiert werden: mit Bezug auf das Cluster „Fuest“ sind dies der Bedeutung nach Rechts- und Politikwissenschaften (auf diese beiden Disziplinen entfallen etwa 50 % der genannten Nicht-Ökonomen). Das Cluster „Fratzscher“ wird in erster Linie mit den Politikwissenschaften und der Soziologie assoziiert. Auch hier entfallen rund 50 % der assoziierten Nicht-Ökonomen auf die jeweils beiden genannten Haupt-Disziplinen.
Betrachtet man die Wissenschaftler innerhalb der nicht-ökonomischen Disziplinen, so zeigen sich innerhalb der Disziplinen deutliche und trennscharfe personelle Unterschiede: So gibt es sowohl Rechtswissenschaftler, die mit dem „linken“ Lager assoziiert werden, als auch andere, die eher dem „marktliberalen“ Lager zugerechnet werden. Gleiches gilt für z. B. Vertreter der Politikwissenschaften und für Soziologen. Mit beiden Lagern gemeinsam wird nahezu kein Wissenschaftler genannt. Eine Ausnahme stellt die Soziologin Jutta Allmendinger dar, die mit beiden Lagern assoziiert wird, wenn auch ihre Bedeutung im Lager Fratzscher schwerer wiegt. Hierfür sprechen die höhere Punktzahl, die Allmendinger bei den Anhängern des Fratzscher-Clusters erreicht, und damit verbunden die höhere Bedeutung der Soziologie als nicht-ökonomische Wissenschaft unter Anhängern dieses Clusters.
Die Ministerialbeamten und Politiker und damit in der Konsequenz auch wir mit der hier vorgelegten Analyse mögen den genannten Mitgliedern der beiden Lager sachlich unrecht tun (wir wollen das nicht bewerten), aber die Lager-Struktur ist empirisch recht klar. Auch macht unsere Analyse deutlich, dass weitere Lager keine große Rolle spielen; wahrscheinlich hält sich auch der Einfluss weiterer Ökonomen auf die Politik in Deutschland in engen Grenzen.
* Wir danken Philipp Koch, Wien, für die Unterstützung bei der Netzwerkanalyse. Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Formulierungen verzichtet. Soweit personenbezogene Bezeichnungen nur in männlicher Form angeführt sind, beziehen sie sich auf Männer und Frauen in gleicher Weise.
- 1 Vgl. Ökonomenaufruf: Der Euro darf nicht in die Haftungsunion führen!, F.A.Z. online vom 21.5.2018, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/oekonomen-aufruf-euro-darf-nicht-in-haftungsunion-fuehren-15600325.html (1.4.2019).
- 2 Vgl. W. Mussler, M. Schäfers, C. Siedenbiedel: Ökonomenaufruf zu Europa spaltet Koalition und Forschung, F.A.Z. online vom 22.5.2018, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/oekonomenaufruf-zu-europa-spaltet-koalition-und-forschung-15602156.html (1.4.2019).
- 3 Vgl. O. Storbeck: Der Kölner Emeriti-Aufstand, Handelsblatt online vom 17.2.2009, https://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/oekonomie/nachrichten/volkswirtschaftslehre-der-koelner-emeriti-aufstand/3113332-all.html (1.4.2019).
- 4 Vgl. Aufruf: Rettet die Wirtschaftspolitik an den Universitäten!, F.A.Z. online vom 5.5.2009, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/volkswirtschaftslehre-rettet-die-wirtschaftspolitik-an-den-universitaeten-1784189.html (1.4.2019).
- 5 Vgl. Aufruf: Deutsche VWL braucht internationale Standards, Handelsblatt online vom 8.6.2009, https://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/oekonomie/nachrichten/aufruf-deutsche-vwl-braucht-internationale-standards/3193544.html (1.4.2019).
- 6 Zur Kritik an dieser Tradition vgl. T. Thomas: Stuck in the middle? – Der Sachverständigenrat zwischen Bürger- und Politikberatung, in: Wirtschaftsdienst, 95. Jg. (2015), H. 3, S. 171-173; https://archiv.wirtschaftsdienst.eu/jahr/2015/3/sachverstaendigenrat-wie-politiknah-sollte-die-beratung-sein/ (3.4.2019).
- 7 Vgl. T. Kaiser: Scharfer Gegenwind für Bofinger-Nachfolger im Sachverständigenrat, Welt online vom 1.10.2018, https://www.welt.de/wirtschaft/article181732602/Achim-Truger-Schrille-Toene-im-Sachverstaendigenrat-wegen-Bofingers-Nachfolger.html (1.4.2019).
- 8 Vgl. S. Poelchau: Shitstorm gegen Keynesianer - „Wirtschaftsweise“ wollen Ökonomen Achim Truger nicht als Mitglied haben, Neues Deutschland online vom 10.10.2018, https://www.neues-deutschland.de/artikel/1103036.achim-truger-shitstorm-gegen-keynesianer.html (1.4.2019).
- 9 So wird z. B. das DIW in manchen Medienbeiträgen als „arbeitnehmernah“ und „eher links“ eingeordnet, das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hingegen als „arbeitgebernah“ und „eher wirtschaftsliberal“ (vgl. S. Goetz: Hat Sahra Wagenknecht recht?, Zeit online vom 6.9.2018, https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-09/aufstehen-soziale-ungleichheit-einkommen-schere, 1.4.2019). Auch aufgrund seiner Positionen im Sachverständigenrat gilt Peter Bofinger als „gewerkschaftsnah“ (vgl. Streitgespräch über Wohlstand in Deutschland „Ist das gerecht? Ich finde nicht“, Spiegel online vom 26.3.2017 http://www.spiegel.de/spiegel/peter-bofinger-und-clemens-fuest-ueber-gerechtigkeit-in-deutschland-a-1140376.html, 1.4.2019). Lars P. Feld wird wiederum oft in den Medien als „liberaler“ Ökonomen bezeichnet (vgl. Die führenden Ökonomen Lars Feld und Marcel Fratzscher streiten über Wirtschaftspolitik, Badische Nachrichten vom 8.11.2018, https://www.badische-zeitung.de/wirtschaft-3/die-fuehrenden-oekonomen-lars-feld-und-marcel-fratzscher-streiten-ueber-wirtschaftspolitik--159119621.html, 1.4.2019). Gelegentlich wird auch Clemens Fuest von Medien als „marktliberal“ bezeichnet (vgl. Deutsche und französische Ökonomen wollen radikalen Umbau, Spiegel online vom 17.1.2018, http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/eurozone-deutsche-und-franzoesische-oekonomen-wollen-radikalen-umbau-a-1188320.html ,1.4.2019).
- 10 Vgl. J. Haucap, T. Thomas: Wissenschaftliche Politikberatung: Erreicht der Rat von Ökonomen Politik und Öffentlichkeit?, in: Wirtschaftsdienst, 94. Jg. (2014), H. 3, S. 180-186.
- 11 Für eine detailliertere Darstellung der empirischen Ergebnisse vgl. W. Schwarzbauer, T. Thomas, G. G. Wagner: Eine Netzwerkanalyse von Ökonomen und Wissenschaftlern anderer Disziplinen auf Basis eines Surveys unter Abgeordneten und Ministerialbeamten, DIW Diskussionspapier, Nr. 1798, Berlin 2019; DICE Ordnungspolitische Perspektiven, Nr. 100, Düsseldorf 2019; oder EcoAustria Research Paper, Nr. 10, Wien 2019.
- 12 Vgl. K. Wohlrabe: Eine Kritik des FAZ-Ökonomenrankings 2013, in: ifo Schnelldienst, 67. Jg. (2014), H. 13, S. 63-67.
- 13 An der Konzeption und Erstellung des Rankings haben neben der FAZ, das Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE), ECONWATCH – Gesellschaft für Politikberatung, der Wissenschaftsverlag Elsevier, das Medienanalyseinstitut Media Tenor International und das ZBW – Leibniz-Informationszentrum für Wirtschaft unter Beteiligung eines Autors des vorliegenden Beitrags, Tobias Thomas, mitgewirkt.
- 14 Der Survey wird unter der wissenschaftlichen Leitung des Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und ECONWATCH jährlich von dem ZBW – Leibniz-Informationszentrum für Wirtschaft durchgeführt. Im Vergleich zu 2013 wurde 2014 die Befragung ausgeweitet. 2013 beschränkte sich die Umfrage auf Mitglieder des Bundestages und Mitarbeiter von Bundesministerien. Ab 2014 werden auch die Mitglieder der 16 Landesparlamente und Mitarbeiter von Landesministerien befragt.
- 15 Auf Anregung von Jutta Allmendinger und Gert G. Wagner. Vgl. J. Haucap, T. Thomas, G. G. Wagner: Welchen Einfluss haben Wissenschaftler in Medien und auf die Wirtschaftspolitik?, in: Wirtschaftsdienst, 95. Jg. (2015), H. 1, S. 68-75.
- 16 Bei den kumulierten Zahlen ist naheliegend, dass etliche Antwortende in mehreren Jahren geantwortet haben. Dennoch können durch die Kumulation die Aussagekraft der Ergebnisse verbessert und Unsicherheiten reduziert werden.
- 17 Die Ergebnisse für die einzelnen Jahre sind im Appendix A1 bei W. Schwarzbauer et al., a. a. O., ausgewiesen.