Ein Service der

Artikel als PDF herunterladen

Der HWWI-Rohstoffpreisindex zeigt, wie sich die Preise der wichtigsten Rohstoffimportgüter entwickeln, indem die wichtigsten Importanteile Deutschlands mit den jeweiligen Preisen gewichtet werden. Dadurch kann ein Überblick über die Entwicklungen an den Rohstoffmärkten und deren Auswirkungen für Deutschland gegeben werden. So lag der HWWI-Rohstoffpreisindex für Deutschland im Jahr 2024 im Durchschnitt leicht unter dem Niveau des Vorjahres (Abbildung 1). Das Jahr 2023 war noch geprägt von einer Beruhigung der Märkte im Bereich der Energierohstoffe nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. So verzeichnete der Index 2023 ausschließlich geringere Werte im Vergleich zu den Vorjahresmonaten 2022. Im Jahr 2024 zeigte sich hingegen bereits ein anderes Bild. Zwar wies der Index in sechs Monaten niedrigere Werte im Vergleich zum Vorjahresmonat auf. Allerdings notierte der Index in den Sommermonaten und zum Jahresende bereits auf einem höheren Niveau als noch 2023 (Abbildung 1). Zu den niedrigeren Werten trugen hauptsächlich die sinkenden Preise für Energierohstoffe bei. Im Gegensatz dazu lagen vor allem die Preise für Nahrungs- und Genussmittel sowie für Industrierohstoffe ganzjährig bzw. ab April im Vergleich zum Vorjahresmonat durchgehend auf einem höheren Niveau, was zu höheren Werten des HWWI-Rohstoffpreisindex führte.

Abbildung 1
Entwicklung des HWWI-Rohstoffpreisindex und seiner Subindizes

Deutschland , US-Dollar, Index (2020 = 100)

Entwicklung des HWWI-Rohstoffpreisindex und seiner Subindizes

2017 bis 2019 Importgewichtung Deutschland; Datenstand: 27.01.2025.

Quelle: eigene Berechnung nach Berlemann et al. (2024).

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren war der Index für Energierohstoffe im Jahr 2024 wenig volatil, sodass kein eindeutiger Trend erkennbar ist. So notierte der Index zu Jahresbeginn unter den Werten des Vorjahresmonats, in den Sommermonaten wieder leicht über den Werten von 2023 und fiel dann wieder außer im Monat Dezember unter die Werte des Vorjahresmonats. Der Anstieg am Jahresende war vor allem auf den europäischen Gaspreis zurückzuführen. Die steigende Nachfrage aufgrund der Dunkelflaute und die schneller als erwarteten sinkenden Lagerbestände führten zu einem Preisanstieg. Hingegen lag der europäische Gaspreis in den ersten vier Monaten noch unter den Werten des Vorjahres, überschritt jedoch in den folgenden Monaten das Niveau von 2023. Grund hierfür ist die teils angespannte Situation der Angebotsseite in Deutschland. Der Rohölindex war sowohl zu Jahresbeginn als auch ab August bis zum Jahresende unter den Werten des Vorjahresmonats, mit einem besonders starken Rückgang von -21 % im September 2024 im Vergleich zum September 2023. Im Vergleich zum Vormonat sank der Rohölindex insbesondere in der zweiten Jahreshälfte. Diese Entwicklung ist auf eine schwächelnde globale Nachfrage infolge wachsender ökonomischer Unsicherheiten zurückzuführen, die auf ein ausreichendes Angebot stieß. Besonders die stagnierende Nachfrage aus China könnte das Überangebot verstärkt und somit den Druck auf die Energiepreise erhöht haben. Der Index für Kohle schwankte im Verlauf des Jahres stark und lag vor allem in der ersten Jahreshälfte als auch ab September unter den Vorjahreswerten. So verzeichnete der Index den stärksten Rückgang mit -58 % im Januar 2024 im Vergleich zum Januar 2023. Da die globale Nachfrage nach Kohle weiterhin langsamer wächst als in früheren Jahren (IEA, 2024) und die globale Fördermenge weiterhin ausgeweitet wird, hat Kohle seit 2022 signifikant an Wert verloren und konnte diesen auch im Jahr 2024 nicht ausgleichen.

Der Index für Industrierohstoffe lag bis auf die ersten drei Monate ausschließlich über den Werten des Vorjahrs. Dies ist insbesondere auf die Entwicklung der Rohstoffpreise im Agrarbereich (Kautschuk und Zellstoff) und bei den NE-Metallen (Nicht-Eisenmetalle: Zinn, Zink und Aluminium) zurückzuführen. Der Rückgang des Index für NE-Metalle zu Beginn des Jahres war vor allem durch Sorgen um die chinesische Wirtschaft und die damit verbundene nachlassende Nachfrage nach Metallen bedingt. Die darauffolgende Erholung des Index war vor allem eine Reaktion auf die expansive monetäre und fiskalische Politik, die Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung in Europa und insbesondere in China weckte und dadurch die Preise ansteigen ließ. Engpässe auf der Angebotsseite, bedingt durch die sinkende Zinkproduktion in China sowie Versorgungsengpässe bei Zinn in Indonesien und Myanmar, den zweit- und drittgrößten Produzenten, führten zu einem weiteren Preisanstieg. Somit stieg der Zinnpreis um durchschnittlich 16 % (Abbildung 2). Obwohl die Aluminiumproduktion im Jahr 2024 zunahm, führten die gestiegene Nachfrage und die damit verbundenen sinkenden Lagerbestände zu einem Preisanstieg. Bei den Agrarrohstoffen stieg insbesondere der Preis für Kautschuk, bedingt durch eine hohe Nachfrage aus China, die auf ein begrenztes Angebot aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen in den Anbauländern Thailand, Indonesien und Vietnam traf.

Abbildung 2
Rohstoffe mit den größten durchschnittlichen Preisanstiegen und -rückgängen im Jahr 2024

in %

Rohstoffe mit den größten durchschnittlichen Preisanstiegen und -rückgängen im Jahr 2024

2017 bis 2019 Importgewichtung Deutschland; Datenstand: 27.01.25.

Quelle: eigene Berechnung nach Berlemann et al. (2024).

Der Index für Nahrungs- und Genussmittel notierte das gesamte Jahr über den Werten von 2023 und verzeichnete tendenziell ein kontinuierliches Wachstum. Allerdings waren die einzelnen Rohstoffpreise in diesem Bereich sehr volatil. So sind ausschließlich Nahrungsmittel unter den Rohstoffen mit den vier bzw. fünf größten Preisanstiegen bzw. -rückgängen (Abbildung 2). Besonders die Kakaopreise, die auf Rekordhöhen kletterten, trugen zu diesem Anstieg bei. Der Index für Kakao lag im April um bis zu 250 % über dem Vorjahreswert und stieg 2024 im Durchschnitt um 127 %. Auch die Preise für Kaffee mit einem Wachstum von 39 %, Öle (insbesondere Palmöl und Kokosnussöl mit jeweils 41 % Wachstum) und Tee stiegen, wenn auch in geringerem Maße. Ein wesentlicher Faktor für die tendenziellen Preisanstiege waren ungünstige Wetterbedingungen wie langanhaltende Dürreperioden oder starke Regenfälle in den Anbauregionen in Südostasien aber auch Westafrika. Hingegen sanken die Preise für Sojaöl und Sojaschrot als auch Getreide (Weizen, Mais und Gerste). Die Indexwerte dieser Rohstoffe verringerten sich im Jahr 2024 um bis zu 27 %. Die Preise für Sojaöl und Sojaschrot sanken auch schon im Vorjahr, was vor allem auf die schwache Nachfrage zurückzuführen ist, die auf ein mehr als ausreichendes Angebot, insbesondere aus den USA und Brasilien, traf. Auch die Weizenernte in den USA fiel besser aus als erwartet und stieg um ca. 9 % (USDA, 2024). Zwar sank die Maisernte in den USA, eines der wichtigsten Exporteure, jedoch fiel sie besser aus als erwartet, was mit zu einem Preisrückgang von durchschnittlich 25 % im Jahr 2024 führte. Auch die Nachfrage nach Gerste insbesondere aus China ist 2024 zurückgegangen, was zusätzlichen Preisdruck erzeugte und die Preise um durchschnittlich 27 % sinken ließ.

Literatur

Berlemann, M., Eurich, M. & Meyer, H. (2024). HWWI Commodity Price Index: A technical documentation of the 2023 revision. Review of Economics, 75(1), 1–20.

IEA – International Energy Agency. (2024). Coal 2024: Analysis and forecast to 2027.

USDA – United States Department of Agriculture. National Agricultural Statistics Service. (2024, September). Small Grains 2024 Summary.

 

Beitrag als PDF

© Der/die Autor:in 2024

Open Access: Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht (creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de).

Open Access wird durch die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft gefördert.


DOI: 10.2478/wd-2025-0036

Mehr zu diesem Thema bei EconBiz