China hat durch das Forum on China-Africa Cooperation (FOCAC) und die Belt and Road Initiative (BRI) seine wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Afrika in den vergangenen 25 Jahren erheblich ausgeweitet. Unternehmen spielen in Chinas Afrika-Engagement eine zentrale Rolle zur Verwirklichung der geopolitischen Ziele. Für den deutschen und europäischen Privatsektor verschärft sich dadurch die Wettbewerbssituation in afrikanischen Märkten, wobei sich durchaus auch Geschäftschancen als Kooperationspartner chinesischer Unternehmen bieten. Die Bundesregierung und die Europäische Kommission sollten diese Potenziale fördern, zum Beispiel durch institutionalisierte Kooperationen und das Erstellen von Kriterien für die Finanzierung von Projekten in Afrika.
Eine ikonische Titelseite des Economist, die im März 2019 unter dem Titel „The new scramble for Africa“ (Das neue Gerangel um Afrika) veröffentlicht wurde, wies auf die zunehmenden Handels- und Investitionsbeziehungen verschiedener Volkswirtschaften mit afrikanischen Ländern hin. Zudem unterstreichen die großen diplomatischen Konferenzen Chinas, der Europäischen Union (EU) und der USA mit afrikanischen Ländern und der Afrikanischen Union in den vergangenen fünf Jahren den zunehmenden geostrategischen Wettbewerb und die wachsende Bedeutung, die diese Länder den Beziehungen mit Afrika beimessen. Daneben gibt es zahlreiche weitere Länder, unter anderem Russland, Türkei, Japan und Indien, die sich ebenfalls immer stärker in Afrika engagieren, Afrika-Strategien verabschieden und Institutionen zur Förderung der Beziehungen mit dem Kontinent aufbauen (Züfle & von Carlowitz, 2025).
Dieses Engagement zielt insbesondere darauf ab, den (sicherheits-)politischen Einfluss in Afrika zu erhöhen. Außerdem streben diese Staaten die Vertiefung der ökonomischen Beziehungen und die Schaffung eines förderlichen Geschäftsumfelds für Unternehmen an. Schließlich bieten die dynamischen und schnell wachsenden afrikanischen Märkte mit ihrer jungen und unternehmerisch denkenden Bevölkerung, der wachsenden Mittelschicht, dem steigenden Konsum, der raschen Urbanisierung sowie den reichlich vorhandenen natürlichen Ressourcen ein erhebliches Geschäftspotenzial (Amankwah-Amoah et al., 2018). Afrika wird daher als „last frontier“ der internationalen Expansion betrachtet (Mol et al., 2017).
Die diplomatischen Kanäle von Chinas Afrika-Engagement: FOCAC und BRI
Das Afrika-Engagement der EU und der USA wird häufig als Reaktion auf die gewachsene Bedeutung Chinas in Afrika dargestellt (Abels & Bieling, 2023). Die sino-afrikanischen Beziehungen haben sich seit der Gründung des FOCAC im Jahr 2000 erheblich verstärkt. Diese Initiative entstand im Rahmen von Chinas Going-out-Policy, die erstmals im zehnten Fünfjahresplan von 2001 verankert wurde. Ihr Ziel war es, chinesische Unternehmen zu ermutigen, neue Exportmärkte zu erschließen, wirtschaftliche Partnerschaften auszubauen und den Zugang zu strategischen Rohstoffen wie Erdöl und seltenen Erden zu sichern. Darüber hinaus sollten die Energiesicherheit Chinas gewährleistet und die Abhängigkeit von einzelnen Rohstofflieferanten reduziert werden. Das FOCAC hat sich seit seiner Gründung als zentraler Mechanismus für die Koordination und Umsetzung der sino-afrikanischen Kooperation etabliert. Alle drei Jahre werden hochrangige Ministerkonferenzen abgehalten, zuletzt 2024 in Beijing. Dabei machte die chinesische Regierung zahlreiche Zusagen für den folgenden Dreijahreszeitraum, etwa die sukzessive Ausweitung der zollfreien Einfuhren aus afrikanischen Least Developed Countries oder die Streichung ausstehender staatlicher Darlehen für die am stärksten verschuldeten afrikanischen Länder (Züfle et al., 2024).
Im Mittelpunkt der Gipfel stehen die Finanzierungszusagen, die in Tabelle 1 für die FOCAC-Gipfel seit 2012 dargestellt sind. Dabei wird deutlich, dass die chinesische Führung den afrikanischen Ländern und Finanzinstitutionen insbesondere Kredite zur Verfügung stellt. Auf den vergangenen drei Gipfeln wurden auch Investitionen chinesischer Unternehmen in Höhe von je 10 Mrd. US-$ angekündigt. Ein weiterer Schwerpunkt in 2024 war die Zusage von ca. 11 Mrd. US-$ als Entwicklungshilfe, die allerdings nicht weiter spezifiziert wurde (MOFA, 2024).
Tabelle 1
Finanzierungszusagen der chinesischen Führung, FOCAC 2012 bis 2024
in Mrd. US-Dollar
2012 | 2015 | 2018 | 2021 | 2024 | |
---|---|---|---|---|---|
Kredite für afrikanische Länder und Finanzinstitutionen | 20 | 35 | 20 | 10 | ca. 29 |
Spezielle Fonds und Kredite zu Vorzugskonditionen | 2 | 20 | 25 | --- | --- |
Investitionen chinesischer Firmen in Afrika | --- | --- | 10 | 10 | ca. 10 |
Importfinanzierung aus Afrika | --- | --- | 5 | 10 | --- |
IWF Sonderziehungsrechte | --- | --- | --- | 10 | --- |
Andere Entwicklungshilfe | --- | --- | --- | --- | ca. 11 |
Finanzierungszusagen wurden 2024 in Renminbi angegeben.
Quelle: eigene Darstellung auf Basis der FOCAC-Aktionspläne.
Ein zentraler Bestandteil von Chinas Engagement in Afrika ist die Belt and Road Initiative (BRI), die 2013 von Präsident Xi Jinping ins Leben gerufen wurde. Diese geopolitische Konnektivitätsinitiative (Beeson, 2018) hat die Infrastruktur- und Handelsverbindungen zwischen China und ca. 140 Ländern, unter anderem mehr als 40 davon in Afrika, erheblich gestärkt und viele der bereits bestehenden Kooperationen unter dem Dach von FOCAC intensiviert. So wurden auf dem FOCAC-Gipfel 2024 in Beijing 30 Infrastrukturprojekte in Afrika zur Förderung der BRI und Schaffung eines China-Afrika-Konnektivitätsnetzes mit Land- und Seeverbindungen angekündigt (MOFA, 2024). Besonders der Ausbau von Verkehrs- und Energieinfrastruktur ist ein zentraler Pfeiler der BRI.
Dies zeigt sich auch an den chinesischen Investitionen in Afrika (Abbildung 1), die vom American Enterprise Institute als ausländische Direktinvestitionen und Bauverträge ab einem Projektvolumen von 100 Mio. US-$ erfasst werden. Von den Investitionen in Höhe von 332 Mrd. US-$ im Zeitraum 2010 bis 2023 entfallen 31 % auf Energie und 29 % auf Transport. Während die Investitionen rund um die Gründung der Belt and Road Initiative in 2013 auf ein Rekordniveau gestiegen sind, sanken sie anschließend aufgrund konjunktureller Unsicherheiten in China, wachsenden Umsetzungsschwierigkeiten von BRI-Projekten und häufig stagnierenden Kredittilgungen der afrikanischen Länder kontinuierlich, ehe 2023 nach Ende der Coronapandemie ein erneuter Anstieg zu verzeichnen war (AEI, 2025).
Abbildung 1
Chinesische Investitionen in Afrika, 2010 bis 2023

Quelle: American Enterprise Institute (2025).
Unternehmen als Enabler von Chinas geopolitischen Zielen
Wenn es um die Realisierung der in den FOCAC und BRI-Dokumenten angestrebten Ziele geht, kommt den Unternehmen eine entscheidende Rolle zu. Dies betrifft zuvorderst chinesische Generalunternehmer, die große Anteile am Markt für schlüsselfertige Infrastrukturprojekte in Afrika halten (Zhang, 2021). Chinesische Staatsunternehmen sind die Hauptakteure eines Netzwerks bei Infrastrukturprojekten und häufig als Generalunternehmer für die Planung, die Beschaffung, den Bau und den Betrieb verantwortlich. Diese Staatsunternehmen sind eng mit der politischen Führung verbunden und werden von staatlicher Seite bei der Gewinnung, Finanzierung und Sicherung von Infrastrukturprojekten in Afrika unterstützt. Häufig arbeiten diese Generalunternehmer eng mit chinesischen Lieferanten und Sub-Kontraktoren in Infrastrukturprojekten zusammen. Immer mehr lokale Niederlassungen chinesischer Unternehmen sowie Händler in Afrika verdichten das Netzwerk chinesischer Unternehmen, sodass in von chinesischen Akteuren realisierten Infrastrukturprojekten häufig ein breites Spektrum an Leistungen angeboten wird (Wang et al., 2022).
Neben den chinesischen Firmen sollen auch lokale Firmen und internationale Unternehmen mit Tochtergesellschaften in den afrikanischen Märkten von den FOCAC-Ergebnissen eingebunden werden. Um langfristige wirtschaftliche Kooperationen zwischen afrikanischen und chinesischen Unternehmen zu fördern, werden Side-Events zu den FOCAC-Gipfeln wie der China-Africa Business Council und verschiedene Messen organisiert. Außerdem hat sich die chinesische Regierung verpflichtet, Wissens- und Technologietransfer gegenüber afrikanischen Firmen durch eine stärkere Vor-Ort-Präsenz der chinesischen Unternehmen zu fördern. Allerdings ist das Ausmaß dieses Technologietransfers und der Beteiligung lokaler afrikanischer Firmen an Infrastrukturprojekten umstritten (Gyamerah et al., 2023; Kodzi, 2023). Daneben haben sich die afrikanischen Länder auf den FOCAC-Gipfeln bereiterklärt, ein günstiges Geschäftsklima für Investoren zu schaffen. Hierzu gehören Maßnahmen wie die Förderung der Rechtsstaatlichkeit, schnelle Genehmigungsverfahren, die Schaffung zuverlässiger Streitbeilegungsmechanismen sowie der Ausbau grundlegender Infrastruktur. Von diesen Verbesserungen profitieren nicht nur chinesische, sondern auch andere internationale Firmen.
Überhaupt hat die chinesische Führung auf die Kritik an den diplomatischen Initiativen (Kuhn, 2021) reagiert und die Beteiligung internationaler Firmen angekündigt. So werden insbesondere die mangelnde Transparenz, die Unrentabilität und die ökologischen und sozialen Probleme vieler Infrastrukturprojekte, die wachsende Schuldenlast afrikanischer Länder gegenüber China und die Dominanz chinesischer Unternehmen kritisiert (Züfle, 2022). Als Reaktion darauf kündigte die chinesische Regierung auf dem Belt and Road Forum 2019 an, die Beteiligung nicht-chinesischer Unternehmen zu erhöhen und öffentliche Ausschreibungsverfahren transparenter zu gestalten (Belt and Road Forum, 2019). Zudem wurde das Konzept der Drittmarkt-Kooperation („third-party market cooperation“) eingeführt, bei dem Unternehmen aus Industrieländern mit chinesischen Firmen in afrikanischen Märkten zusammenarbeiten sollen (NDRC, 2019). Während dies eine etablierte Business-to-Business Praxis im Rahmen internationaler Geschäftsaktivitäten von Unternehmen sein kann, zeigt sich in diesen Drittmarkt-Kooperationen häufig eine starke Rolle der Regierungen zur Anbahnung und politischen Flankierung von Infrastrukturprojekten.
Da Deutschland bislang keine offizielle Drittmarkt-Kooperation mit China eingegangen ist, lohnt sich ein Blick nach Frankreich, das als erstes von 14 Ländern eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) über die Drittmarkt-Kooperation mit China in 2015 unterzeichnete. Seitdem haben Frankreich und China vier Verhandlungsrunden zur Drittmarkt-Kooperation abgehalten. Die beteiligten Akteure auf französischer und chinesischer Seite waren Regierungen, Unternehmen und Finanzinstitutionen. Das Ergebnis der Verhandlungen sind einvernehmlich festgelegte Projektlisten, die sowohl für chinesische als auch für französische Unternehmen Geschäftsmöglichkeiten in Emerging Markets bieten (Duchâtel, 2019). In der jüngsten Liste vom Februar 2022 haben sie sich auf sieben Projekte geeinigt, bei denen Unternehmen aus Frankreich und China in den Bereichen Infrastruktur, Umweltschutz und erneuerbare Energien in einem Gesamtprojektvolumen von 1,7 Mrd. US-$ zusammenarbeiten (NDRC, 2022).
Deutsche Unternehmen: Wettbewerbsvorteile und Zusammenarbeit mit chinesischen Firmen
Aufgrund der gewachsenen Bedeutung Chinas und der Enabler-Rolle des Privatsektors stellt sich die Frage, welche Implikationen das chinesische Afrika-Engagement für deutsche Firmen hat. Chinesische Unternehmen sind in vielen Branchen zunächst starke Wettbewerber in Afrika. Sie verfügen über zahlreiche Wettbewerbsvorteile, wobei insbesondere das Preisniveau, die Finanzierung und die Abwicklungsgeschwindigkeit entscheidend sind. So gewinnen chinesische Firmen internationale Ausschreibungen der Weltbank oder der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), indem sie wesentlich niedrigere Preise mit einhergehender Finanzierung anbieten. Weitere Wettbewerbsvorteile sind die politische Flankierung chinesischer Firmen durch die chinesische Regierung und die starke lokale Präsenz in den afrikanischen Märkten. Daneben ergeben sich aber auch Wettbewerbsnachteile chinesischer Unternehmen, insbesondere eine häufig geringere Qualität, Angebotslücken bei High-Tech Produkten und Spezialmaschinen, das Fehlen von Aftersales-Dienstleistungen sowie Defizite bei der sorgfältigen Planung und hochwertigen Umsetzung von Infrastrukturprojekten. Der deutsche Privatsektor kann diese Wettbewerbsnachteile der chinesischen Firmen in den Gesprächen mit afrikanischen Kunden hervorheben, um seine Geschäftsaktivitäten in Afrika auszuweiten (von Carlowitz & Züfle, 2022).
Die Finanzierungsquelle von Infrastrukturprojekten ist ein entscheidender Faktor für die Geschäftspotenziale des deutschen Privatsektors im Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen. Chinesische Banken, insbesondere die Exim-Bank, haben in den letzten Jahren durch günstige Kreditkonditionen eine nahezu monopolartige Stellung bei Großprojekten eingenommen, da sie die Finanzierungen an die Projektumsetzung durch chinesische Unternehmen binden. Allerdings gibt es seit 2017/18 Anzeichen für eine Reduzierung dieser Mittel, was mit der hohen Schuldenlast afrikanischer Länder und einer Umstrukturierung hin zu privater Finanzierung aus China zusammenhängt. Während nicht-chinesische Finanzierungen, etwa durch die Weltbank oder die AfDB, zunehmend wettbewerbsfähige Konditionen bieten, werden viele Ausschreibungen weiterhin primär über den Preis entschieden, was chinesischen Unternehmen Vorteile verschafft. Allerdings eröffnen Projekte mit hohen Qualitätsanforderungen oder spezielle Vergabemodelle, die Qualität stärker gewichten, Chancen für nicht-chinesische Firmen. Europäische Unternehmen setzen außerdem zunehmend auf alternative Finanzierungsquellen wie privatwirtschaftliche Banken oder Exportkreditversicherungen, um konkurrenzfähig zu bleiben (von Carlowitz & Züfle, 2022).
Neben dieser intensiven Wettbewerbssituation gibt es zahlreiche Konstellationen der Zusammenarbeit zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen in den afrikanischen Ländern, je nach Produkten und Dienstleistungen. Bei Infrastrukturprojekten betrifft dies insbesondere die Planung und Überwachung der Bauarbeiten und die Einhaltung internationaler Standards, wofür die afrikanischen Auftraggeber dem chinesischen Generalunternehmer häufig einen internationalen Berater an die Seite stellen. Eine weitere Konstellation umfasst die Belieferung von Infrastrukturprojekten mit Spezialmaschinen und Materialien mit hohen technischen Anforderungen. Die meisten dieser Produkte liegen im Hochpreissegment und sind kritisch für sicherheitsrelevante Projektphasen, unter anderem bei Dammbauprojekten oder Hängebrücken, die spezielle Kenntnisse erfordern, über die weltweit nur wenige Wettbewerber verfügen. Bei erfolgreich durchgeführten Projekten zeigen sich häufig gemeinsame Folgeprojekte, die unter anderem auch gemeinsame Projektvorschläge für afrikanische Kunden beinhalten (von Carlowitz & Züfle, 2022; Seitz et al., 2019).
Für die Anbahnung von Geschäften mit chinesischen Unternehmen ist ein mehrstufiger Ansatz erforderlich. In China sollte der Zugang zu den Zentralen der chinesischen Staatsunternehmen sichergestellt und gepflegt werden, da dort die strategischen Entscheidungen und die zentrale Beschaffung von Infrastrukturprojekten, unter anderem in Afrika, realisiert werden. Eine Präsenz in Afrika ist notwendig, um die Projektausschreibungen und -durchführung mit den lokalen Niederlassungen der chinesischen Staatsunternehmen zu organisieren. Außerdem ermöglicht eine Präsenz vor Ort den Verkauf kleinerer Maschinen und Anlagen sowie von Verbrauchsmaterialien, z. B. im Bau, an chinesische Händler. Außerdem können afrikanische Behörden für die Vergabe von (Teil-)Aufträgen für Infrastrukturprojekte an deutsche Unternehmen angesprochen werden, um den Ausschreibungen eine höhere Qualitätskomponente zu geben (von Carlowitz & Züfle, 2022).
Implikationen für die deutsche und europäische Politik und Wirtschaft
Die Entwicklungen im Rahmen von FOCAC und BRI verdeutlichen die zentrale Position Chinas in den afrikanischen Märkten. Gleichzeitig ergeben sich daraus nicht nur wettbewerbliche Herausforderungen, sondern auch Geschäftsmöglichkeiten für den deutschen Privatsektor durch die Zusammenarbeit mit chinesischen Firmen. Dies bringt zahlreiche Implikationen für die deutsche und europäische Politik, Verbände und Unternehmen mit sich. Um die Geschäftsaktivitäten deutscher und europäischer Unternehmen in Afrika zu fördern und im Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen zu bestehen, sollte an einigen Stellschrauben gedreht werden.
Die deutsche Bundesregierung könnte die Anbahnung von Großprojekten zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen in Afrika (und in anderen Emerging Markets) politisch flankieren. Eine Möglichkeit ist etwa das von der chinesischen Regierung eingeführte Instrument der Drittmarkt-Kooperation, von dem andere europäische Länder (unter anderem Frankreich) bereits Gebrauch machen. Daneben ist die Quelle der Finanzierung ein Seismograf zur Bestimmung der Geschäftspotenziale deutscher und europäischer Firmen. Die Bundesregierung und die Europäische Kommission sollten auf eine stärkere Reziprozität im Zugang zur Finanzierung Wert legen. Da deutsche Firmen keine Finanzierung von Geschäftsaktivitäten in Afrika durch chinesische Kreditinstitutionen wie die Exim-Bank erhalten, sollten auch europäische Entwicklungsbanken wie die KfW keine Projekte mit chinesischer Beteiligung fördern oder zumindest eine Finanzierung von chinesischen Generalunternehmern ausschließen. Zudem sollte bei den internationalen und nationalen Kreditgebern darauf gedrungen werden, Qualitätsanforderungen und Wartungsarbeiten stärker in die Ausschreibungsspezifikationen zu integrieren. Ziel sollten qualitätsbasierte Ausschreibungen sein, zumal dies auch den afrikanischen Auftraggebern durch die soziale und ökologische Nachhaltigkeit und Langlebigkeit von Projekten zugutekommt. Grundsätzlich sollten alle deutschen bzw. europäischen Kreditinstitutionen insbesondere die Förderinstitutionen, unter anderem KfW, in ihren Finanzierungsmodalitäten einen deutschen bzw. europäischen Beteiligungsanteil in der Implementierung von Afrika-Projekten sicherstellen.
Was deutsche und europäische Wirtschaftsverbände und Außenhandelskammern anbelangt, könnte ein vielversprechender Ansatz darin bestehen, Personal in den Niederlassungen in China zu platzieren. Diese Personen sollten dann ausschließlich für das Drittmarktgeschäft in Afrika und anderen Emerging Markets verantwortlich sein. Außerdem könnten Verbände in der Organisation von Delegationsreisen nach Afrika Termine mit chinesischen Unternehmen zum Kontaktaufbau bzw. zur Geschäftsanbahnung einplanen. Daneben könnten die Außenhandelskammern und Verbandsniederlassungen in Afrika darauf hinarbeiten, differenziert für die Rolle Chinas in Afrika zu sensibilisieren und die Wahrnehmung von chinesischen Unternehmen als Partner und Kunden stärken. Durch Veranstaltungen mit deutschen und chinesischen (Privat-)Unternehmen vor Ort könnten die Geschäftsbeziehungen zu chinesischen Händlern und Niederlassungen großer Baufirmen etabliert werden.
Unternehmen sollten je nach Art des Geschäfts, des Produkts und des Angebots bestimmte Stakeholder in China und Afrika adressieren. Bei milliardenschweren Projektgeschäften wären beispielsweise die Zentralen der chinesischen Staatsunternehmen typischerweise der Ausgangspunkt, während die lokalen Niederlassungen von Staatsunternehmen sowie chinesische Händler in afrikanischen Märkten wichtige Zugangspunkte für die regelmäßige Belieferung von Materialien und Produkten in laufende Infrastrukturprojekte sind. Die afrikanischen Regierungen dagegen haben Priorität bei der Festlegung relevanter Kriterien in den Ausschreibungen von Infrastrukturprojekten. Ein nuancierter Ansatz zur Adressierung dieser Stakeholder ist elementar, um angesichts der gewachsenen Bedeutung Chinas in Afrika Kooperationsmöglichkeiten mit chinesischen Firmen anzubahnen bzw. die eigenen Wettbewerbsvorteile zu hebeln. Vor allem sollten deutsche Unternehmen China nicht ausschließlich als unfairen Wettbewerber abstempeln, sondern – bei aller Vorsicht – offen begegnen.
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