Die Welt ist in vielerlei Hinsicht im Umbruch – (auch) die deutsche Gesellschaft kann in diesem Wandel nur bestehen und den erreichten Wohlstand erhalten, wenn sie anpassungs- und damit lernfähig bleibt. Wie bereits das Zeitgespräch in der Januar-Ausgabe dieser Zeitschrift herausgearbeitet hat (Wirtschaftsdienst, 2025), ist Bildung hierfür ein Schlüsselfaktor. Bildungspolitik ist dann erfolgreich, wenn sie die Lernbegeisterung von Kindern schon in jungen Jahren aufnimmt, festigt und über alle Bildungsstufen hinweg beständig nährt und erhält. Auf den einzelnen Bildungsstufen warten unterschiedliche Aufgaben auf die Bildungspolitik.
Kita – viele Profiteure, aber nicht für jedes Kind offen
Am Anfang der Bildungskarriere steht die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung. Sie ist ein Teilbereich des Bildungssystems, von dem viele und sehr unterschiedliche Gruppen von Nutznießern profitieren. Dies sind erstens die Kinder selbst, die durch die soziale Interaktion mit anderen Kindern, den empathischen, wertschätzenden und respektvollen Interaktionen mit den erwachsenen Fachkräften sowie durch eine abwechslungsreiche und anregende Lernumgebung wichtige Impulse für ihre ganzheitliche Entwicklung erhalten. Zweitens profitieren die Eltern, die in ihrer Fürsorge- und Erziehungsarbeit unterstützt werden, die wertvolle Tipps für einen altersangemessenen und förderlichen Umgang mit ihren Kindern erhalten und die in ihrer Betreuungs- und Aufsichtsfunktion Entlastung erfahren und so Familie und Beruf besser vereinbaren können. Drittens profitiert das in der Bildungskarriere nachfolgende Schulsystem, welches auf den in der frühen Bildung gelegten Grundlagen aufbaut – etwa, wenn Kinder schon vor dem Schuleintritt gelernt haben, dass in der Kita oder Schule andere Regeln gelten als zuhause, dass man in einer Gruppe die Rechte aller gegeneinander abwägen und ausbalancieren muss oder wie hilfreich grundlegende Kenntnisse in der deutschen Alltags- und Bildungssprache sind. Schließlich profitiert mittelbar auch die Wirtschaft, etwa, wenn Mütter nach der Geburt von Kindern dem Arbeitsmarkt früher und in größerer Zahl wieder zur Verfügung stehen und Kinder als zukünftige Fachkräfte frühzeitig einen positiven Start in das Bildungssystem erhalten. Viertens profitiert die Gesellschaft als Ganzes von einem schon in frühen Jahren erfolgreich gelegten Grundstein für Bildung, etwa hinsichtlich ihrer Demokratiefestigkeit: Höhere Bildungsabschlüsse Erwachsener gehen mit höheren Zustimmungswerten zur demokratischen Grundordnung und höherem Vertrauen in demokratische Institutionen einher (Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung, 2024).
Umso bedauerlicher ist es, dass die massive Expansion des Systems der letzten Jahre nicht zu einer stärker gleichberechtigten Teilhabe an früher Bildung geführt hat, sondern dass weiterhin erhebliche Selektivitäten im Zugang vorherrschen (Spieß, 2025). Im Bereich der frühen Bildung wurden in den letzten knapp 20 Jahren rund 10.800 (plus 24 %) Kitas neu geschaffen bzw. die Zahl verfügbarer Plätze in Kitas knapp verdreifacht. Das gelang, weil auch die Zahl der Fachkräfte stark gestiegen ist (von 2013 bis 2023 auf 39 %). Allerdings ist zugleich auch der elterliche Betreuungsbedarf (vor allem für die jüngeren Kinder) gestiegen, sodass selbst bei vergleichbarem Bedarf an früher Bildung noch immer 1- und 2-jährige Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund, mit (noch) nicht erwerbstätigen Müttern und mit Armutsgefährdung in Kitas unterrepräsentiert sind (Kayed et al., 2023). Obwohl diese Kinder sehr von der Anregungsumwelt Kita profitieren würden, können sie sie seltener in Anspruch nehmen und ihnen wird das Profitieren von Bildung schon in frühem Alter erschwert. Neuere Befunde weisen sogar auf systematische Zugangsbarrieren durch ungleiche Aufnahmechancen durch die Kitas und ihre Träger hin (z. B. Hermes et al., 2023).
Schule – nur für manche(n) ein Wohlfühlort
Die Zugangsschwierigkeiten setzen sich im weiteren Bildungsverlauf fort. Vergleichbare Disparitäten lassen sich auch für die Beteiligung an den nicht überall im ausreichenden Maß verfügbaren Plätzen in die Unterrichtszeit ergänzenden Angeboten wie dem schulischem Ganztag oder Hort finden (Hüsken et al., 2024). Dabei sind gerade die den Unterricht ergänzenden Angebote der Ort, an dem Schule mehr sein kann als nur eine Quelle für die Wissensvermittlung. Der interessengeleitete Besuch von Wahlkursen im Ganztag und von außercurricularen Angeboten ermöglicht die Berücksichtigung unterschiedlicher Neigungen und Entwicklungsgeschwindigkeiten, fördert soziales Lernen und bietet eine facettenreiche Anregung für die ganzheitliche Entwicklung sowie die Ausbildung individueller Stärken. Dabei fühlen sich bei weitem nicht alle Schüler:innen wohl in der Schule. Gerade während der ersten Jahre, in denen die Grundlagen für eine positive Einstellung zum Lernen und lebenslanger Bildung gelegt werden könnten, nimmt das Wohlbefinden der Schüler:innen jedes Jahr weiter ab (Simm & Hofherr, 2024). Die Werte erreichen etwa in der neunten Klasse ihren Tiefpunkt und steigen dann bei denen, die die Schule fortsetzen, noch einmal geringfügig an. Junge Menschen in gymnasialen Bildungsgängen geben etwas höhere Werte zu ihrem Wohlbefinden an als ihre Peers in nicht-gymnasialen Bildungsgängen. Erwartbar ist der empirisch auffindbare Zusammenhang zwischen höherem Wohlbefinden und besseren Schulnoten ebenso wie zwischen höherem Wohlbefinden und höherer Selbstwirksamkeit. Eindrücklich zeigt jedoch der deutliche Zusammenhang zwischen Wohlbefinden in der Schule und einer Einschätzung dazu, wie gut man sich mit den Mitschüler:innen versteht, dass Schule auch eine Begegnungsstätte ist und sich die dortigen Kontakte stark darauf auswirken, welchen Eindruck Schule insgesamt bei Schüler:innen hinterlässt. Die Lernerfahrungen, die junge Menschen von Kindesbeinen an in Bildungsinstitutionen machen, dürften ihre Bildungsaufgeschlossenheit auch in nachfolgenden Lebensphasen prägen. Davon beispielsweise, inwieweit sie eigene Pläne umsetzen können oder an Barrieren scheitern, wird abhängen, inwieweit sie auch im Erwerbsleben noch die nötige Bereitschaft und Energie mobilisieren können, kontinuierlich weitere Lerngelegenheiten zu suchen und aufzugreifen. Welche Signale sendet in dieser Hinsicht das an die Schule anschließende Berufsbildungssystem?
Berufsbildungssystem unter Druck
International wird das deutsche Berufsbildungssystem häufig für seine über die duale Ausbildung hergestellte enge Verknüpfung von Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und den damit leichteren Übergängen in die Erwerbsarbeit gelobt. Eine im internationalen Vergleich geringe Jugendarbeitslosenquote (ca. 6 %) scheint dies zu bestätigen. Innerhalb Deutschlands findet sich allerdings eine differenziertere Debatte und das Ausbildungssystem ist in den letzten Dekaden deutlich unter Druck geraten. Es verliert an Attraktivität. So ist insgesamt die Zahl an Auszubildenden zurückgegangen – von 1,51 Mio. im Jahr 2010 auf 1,22 Mio. im Jahr 2022 (BIBB, 2024). Neben der demografischen Entwicklung sind auch der gestiegene Trend zu höheren schulischen Abschlüssen und damit verbunden eine höhere Affinität ein Studium zu beginnen, Gründe für die rückläufige Auszubildendenzahl. Zudem hat die Coronapandemie den negativen Trend bei der Aufnahme einer Berufsausbildung verstärkt. Zuletzt konnte eine leichte Erholung nach der Pandemie verzeichnet werden. Drei Entwicklungen beschreiben die Herausforderungen des Berufsbildungssystems: (1) Personen ohne Abschluss: Es ist der höchste Stand seit Jahrzehnten an unter 35-Jährigen ohne eine berufliche Qualifizierung zu verzeichnen. Im Jahr 2022 lag deren Anteil bei 19,1 % (BIBB, 2024) und damit deutlich höher als der Anteil vor zehn Jahren (2014: 13,3 %, BIBB, 2017). Besondere junge Erwachsene mit fehlenden Schulabschlüssen und mit Migrationshintergrund sind davon betroffen. Die Folgen sind fragmentierter Erwerbsverläufe und häufigere Phasen von Arbeitslosigkeit.
Die Geburt eines Kindes kann dazu beitragen, dass junge Menschen das Bildungssystem dann ohne einen Abschluss verlassen und zugleich Schwierigkeiten haben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen: Rund 60 % der 15- bis 24-jährigen Frauen mit minderjährigen Kindern im Haushalt und ohne (bisherigen) berufsqualifizierenden Abschluss waren in 2021 weder erwerbstätig noch in Schule oder Ausbildung (BMFSFJ, 2025, S. 259). In dieser Gruppe ist das Risiko des Bezugs von Sozialleistungen besonders hoch. Insbesondere mit Kleinkindern und ohne berufsqualifizierenden Abschluss haben leistungsbeziehende Mütter große Schwierigkeiten, eine Beschäftigung – gar eine, die den Leistungsbezug beendet – aufzunehmen (Hohmeyer & Boll, 2024). Hier braucht es unkonventionelle Wege von Politik und Unternehmen, den Qualifikationserwerb zu unterstützen, beispielsweise durch Modelle der Teilzeitausbildung als bisher wenig genutzte Chance für Menschen mit Sorgeaufgaben, Familie und Ausbildung zu verbinden und der Fachkräftegewinnung für Unternehmen (BMFSFJ 2025). (2) Passungsprobleme im dualen System: Immer öfter wird auf das sogenannte Passungsproblem verwiesen. Es beschreibt die paradoxe Situation, dass sowohl Jugendliche keinen (direkten) Zugang zu Ausbildungen finden und gleichzeitig Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. Dabei lassen sich große regionale Unterschiede ausmachen, sodass Jugendliche an bestimmten Orten auf ein weniger großes Angebot an Ausbildungsplätzen treffen. Daneben erfüllt ein Teil der Jugendlichen aus Sicht der Unternehmen (noch) nicht die Anforderungen, die in einer Ausbildung an sie gestellt werden (z. B. fachliche und sprachliche Kompetenzen). Aber auch ein fehlendes Interesse seitens der jungen Menschen an bestimmten Berufen – vor allem im Dienstleistungsbereich und im Handwerk – sorgen für Passungsprobleme. Diese wurden durch die Coronapandemie verstärkt. Es fehlten vor allem auch Angebote der beruflichen Orientierung (Ausbildungsmessen und Praktika). (3) Ein suboptimales Übergangssystem: Der Übergangssektor bildet neben dem dualen System und dem Schulberufssystem den dritten Sektor des beruflichen Ausbildungssystems, vermittelt jedoch keine beruflichen Abschlüsse. Trotz eines Rückgangs der Eintritte zwischen den Jahren 2005 und 2014 um 40 % hat sich das Übergangssystem als eine Einmündungsoption für junge Menschen stabilisiert. Neben Jugendlichen mit schwierigen Startbedingungen (z. B. fehlende Schulabschlüsse, individuelle Problemlagen) bieten die Angebote des Übergangssystems auch in gesellschaftlich schwierigen Zeiten, z. B. Anstieg der Gruppe der Neuzugewanderten 2015/2016 oder die Coronakrise, die Möglichkeit für Zwischenschritte nach der Schule. In den dortigen Angeboten können Schulabschlüsse nachgeholt und verbessert sowie berufsvorbereitende Maßnahmen absolviert werden. Allerdings besteht für die jungen Frauen und Männer auch die Gefahr von „Maßnahmenkarrieren“, die einen zügigen Übergang in eine berufliche Ausbildung zumindest erschweren.
Diese Befunde lassen vor allem für Jugendliche mit schlechteren Startchancen das Versprechen des Berufsbildungssystems zweifelhaft erscheinen, zumindest teilweise soziale Benachteiligungen im Schulsystem auszugleichen und somit eine wichtige sozialintegrative Funktion zu erfüllen. Dabei lässt sich zeigen, dass die Jugendlichen durchaus mit hohen Aspirationen auf den Übergang von der Schule in den Beruf schauen.
Jüngste Auswertungen auf Basis des DJI-Survey AID:A machen deutlich, dass vor allem junge Frauen und Jugendliche mit beidseitigem Migrationshintergrund aus nicht-gymnasialen Bildungsgängen über einen weiteren Schulbesuch ihre Bildungsvoraussetzungen verbessern wollen – teilweise, um später sogar ein Studium anzuschließen. Ansonsten dominiert der Wunsch eine berufliche Ausbildung zu starten (Hofherr, 2024). Den recht klaren Vorstellungen zu den angestrebten Perspektiven nach der Schule – nur wenige haben noch keine Vorstellung darüber – steht eine deutlich gestiegene Unsicherheit bezüglich der Umsetzungschancen gegenüber. In verschiedenen DJI-Studien hat dies ca. die Hälfte der Jugendlichen als größte Problembelastung genannt (Reißig et al., 2018; Fehser et al., 2024). Die aufgeführten Befunde verweisen auf die Bereiche, in denen für eine zukunftsfähige Berufsbildung gehandelt werden muss. Exemplarisch lassen sich folgende Bereiche benennen (Arbeitsgruppe 9+1, 2022).
Berufsorientierung muss lebenslang funktionieren
Die Bedeutung von Berufs- (und Studien-)orientierung wird bereits seit langem weithin betont. Hierbei wird der Blick oft allein auf eine frühzeitig einsetzende Orientierung gelegt. So wichtig dies ist, so sehr darf Berufsorientierung nicht mit dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule enden. Im Lebenslauf können immer wieder Phasen eintreten, die eine berufliche (Um-)Orientierung erfordern. In der Phase der vorberuflichen Bildung müssen die Grundlagen dafür geschaffen werden. Es müssen eine solide Wissensbasis sowie Berufswahlbereitschaft und -kompetenz für solche wiederholten Orientierungsphasen entwickelt und Unsicherheiten über die Umsetzungsschritte abgebaut werden. Zudem sind von Beginn an auch mögliche berufliche Entwicklungsstufen mitzudenken und einzuplanen. Berufsorientierung impliziert auf diese Weise Karriereplankonzepte.
Übergangssektor als Chancenverbesserungssystem
Ein stabiler Anteil junger Menschen mündet in die Angebote des Übergangssektors. Damit diese Maßnahmen nicht vom Übergang in eine berufliche Ausbildung wegführen, muss der Übergangssektor als ein Chancenverbesserungssystem begriffen und entsprechend aufgebaut werden. Basis hierfür bilden die individuellen Bedarfe der jungen Menschen. Hier, wie auch in der Berufsorientierung sowie in der Berufsausbildung, sind die Angebote dual – also mit praktischen Anteilen – zu gestalten. Einzelne Module dieser Angebote müssen stärker an der Berufsausbildung ausgerichtet und damit auch anrechenbar sein auf eine später aufzunehmende Berufsausbildung. Dies würde leichtere Übergänge in die Regelausbildung ermöglichen und zudem positiv auf die Motivation der jungen Menschen auswirken, diese Angebote mit guter Perspektive auf einen unmittelbaren Anschluss zu durchlaufen.
Berufsausbildung weiterentwickeln
Nicht nur die ausbildungsvorbereitenden Prozesse bedürfen der Anpassung und Verbesserung, auch die Berufsausbildung selbst muss sich weiterentwickeln, um zukunftsfähig zu bleiben. Flexibilität und Zielgruppenorientierung sind dabei wichtige Schlüssel. Für besondere Zielgruppen (z. B. Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund, geringqualifizierte Personen, Quereinsteiger:innen) kann die Teilzeitausbildung auch mit entsprechender Unterstützung und zusätzlicher Förderung gewinnbringend sein. Mit einer erhöhten Flexibilität – z. B. einer Kombination von Berufsausbildung und Weiterbildung – können auch leistungsstärkere Gruppen erreicht werden. Zudem kann eine Modularisierung von Berufsausbildungsinhalten – bei Wahrung des Berufsprinzips – vorgenommen werden. Damit lässt sich Komplexität reduzieren sowie die Konzipierung individueller Berufslaufbahnen besser ermöglichen. Zudem erleichtert sie die Anrechnung von Berufsbildungsleistungen.
Bildungsbenachteiligte bei Weiterbildung mitnehmen
Die Anforderung, sozial inklusiver zu werden, besteht auch für Fort- und Weiterbildungsangebote. Die Beteiligung daran seitens der Erwachsenenbevölkerung nimmt mit fortschreitendem Alter deutlich ab. Zwar liegt Deutschland im internationalen Bereich hinsichtlich des Anteils der Bevölkerung, die in den letzten zwölf Monaten an einer Weiterbildung teilgenommen hat, noch oberhalb des EU-27 Mittelwerts (Daten aus BMBF, 2024); Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung, 2024). Allerdings nimmt die überwiegende Mehrheit der Erwachsenen eher Bildungsangebote im non-formalen Bereich (55 % der 18- bis unter 70-Jährigen) oder in informellen Kontexten (70 %) wahr, von denen kaum Informationen über die Qualität des Angebots oder die Nachhaltigkeit des Lernerfolgs vorliegen. Nur 5 % dieser Altersgruppe nahm an einem formalen Angebot im Rahmen einer 2. Bildungsphase teil. Die Teilnahme an formalen und non-formalen Bildungsaktivitäten und auch deren Entwicklung in den letzten Jahren ist dabei ebenfalls sozial höchst ungleich: jüngere Menschen, solche mit höherem Bildungsstand und Erwerbstätige bilden sich häufiger fort als ältere Menschen, solche mit niedrigeren Bildungsabschlüssen und Arbeitslose. Geschlechterunterschiede waren dagegen zuletzt nicht erkennbar. Bedenklich stimmt, dass der Anteil derjenigen ohne beruflichen Abschluss, die an formalen Bildungsangeboten teilnahmen, zuletzt immer weiter abnahm. Angesichts einer steigenden Lebenserwartung, an die in Zukunft auch das Ruhestandseintrittsalter noch stärker angepasst werden muss, wird sich berufliche Weiterbildung zunehmend auch im höheren Erwerbsalter noch auszahlen. Die Aufgeschlossenheit dafür muss aber in jungen Jahren gelegt und über die Bildungslaufbahn hinweg lebendig gehalten werden. Um Innovationskraft und Produktivität der erwerbsfähigen Bevölkerung in der Breite zu erhöhen, wird es dabei entscheidend darauf ankommen, ob es gelingt, auch bildungsbenachteiligte Gruppen mitzunehmen.
Fazit
Bildung ist eine zentrale Stellschraube für Produktivität und Wachstum sowie ein entscheidender Stabilitätsanker für unsere Demokratie. Damit ist Bildung eine doppelte „conditio sine qua non“ für künftigen Wohlstand. In unserer sich dynamisch verändernden Welt muss Lernen ein Lebensthema sein, für alle: Wir können es uns nicht erlauben, jemanden zurückzulassen. Bildungspolitik muss daher konsequent teilhabe- und lebensverlaufsorientiert ausgerichtet sein – mit durchlässigen Bildungswegen, innovativen Gelegenheitsstrukturen und dem konsequenten Abbau von Zugangsbarrieren auf allen Stufen der Bildungslaufbahn. Wie sehr sich insbesondere frühe staatliche Bildungsinvestitionen auch für die Gesellschaft als Ganzes lohnen, könnte noch eindrücklicher wissenschaftlich dokumentiert werden, wenn geeignete Lebensverlaufsdaten vorlägen. Eine weitsichtige, empiriegestützte Bildungspolitik schafft hierfür die Voraussetzungen.
Literatur
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Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung. (2024). Bildung in Deutschland 2024. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu beruflicher Bildung. wbv Publikation.
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