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Mit dem Ziel, weitere Einnahmequellen zur Finanzierung des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stillzulegen, haben die USA und Großbritannien den Handel mit Aluminium, Kupfer und Nickel, die nach dem 13. April 2024 in Russland produziert wurden, weiter eingeschränkt. Dadurch fällt für Russland der Handel an den weltweit bedeutenden Handelsplätzen für Metalle (New York Mercantile Exchange, COMEX und London Metal Exchange, LME) weg. Die EU diskutiert seitdem ähnliche Schritte.

Russland ist für Deutschland ein wichtiger Lieferant von Nickel. So importierte Deutschland noch im Jahr 2021 mit einem Anteil von 25,1 % am meisten Nickel aus Russland im Vergleich zu allen anderen Ländern (vgl. Abbildung 1). Dieser Anteil konnte zwar im Jahr 2023 auf 11,4 % reduziert werden, damit bleibt er aber weiterhin auf einem hohem Niveau. Im Vergleich zu Nickel sind Kupfer und Aluminium dagegen wichtigere Importgüter für Deutschland. So stehen Kupfer mit einem Anteil von 8,7 % und Aluminium mit einem Anteil von 5,7 % hinter Rohöl und Erdgas an dritter bzw. vierter Stelle des HWWI-Rohstoffpreisindex, gemessen an den 2020 bis 2021 gewichteten importierten Rohstoffen. Bei diesen Rohstoffen sind die Einfuhren allerdings stärker diversifiziert. So konnten die Importmengen von Kupfer und Aluminium aus Russland von 2022 auf 2023 erheblich gesenkt werden. Der Anteil von Aluminium aus Russland sank von 2,7 % im Jahr 2022 auf 1,0 % im Jahr 2023 (vgl. Abbildung 1). Bei Kupfer stieg der Anteil im Jahr 2022 noch auf 11,3 %, konnte aber im Jahr 2023 auf 2,2 % reduziert werden. Wertmäßig wird im Jahr 2023 mit Abstand am meisten Aluminium aus Russland importiert.

Abbildung 1
Entwicklung der Aluminium-, Kupfer- und Nickel-Importe aus Russland
Entwicklung der Aluminium-, Kupfer- und Nickel-Importe aus Russland

Quelle: Trade Map (ITC), Juli 2024.

Alle drei Industriemetalle gehören zu den 34 von der EU definierten kritischen Rohstoffen und stehen auf der Liste spezifischer strategischer Rohstoffe, die besonders aufwendig produziert werden und für die in Zukunft eine exponentiell steigende Nachfrage erwartet wird. Werden die EU-weiten Importe aus Russland betrachtet, ergibt sich ein ähnliches Bild wie für Deutschland. So konnten auch hier die Anteile insbesondere im Jahr 2023 verringert werden. Im Vergleich zu den deutschen Importanteilen aus Russland fallen die Anteile der EU im Jahr 2023 bei Nickel (EU: 14,6 %; Deutschland: 11,4 %) und geringfügig auch bei Aluminium (EU: 1,7 %; Deutschland: 1,0 %) höher aus. Auch für die EU sind die Aluminiumimporte im Vergleich zu Kupfer und Nickel wertmäßig am höchsten. Um die Abhängigkeiten von kritischen Rohstoffen zu verringern, entwickelte die EU den Critical Raw Materials Act (CRMA, 2024) mit dem Ziel, die Versorgung zu diversifizieren und die Kreislauffähigkeit zu stärken. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen dies auf die Importe aus Russland hat.

Neben Energierohstoffen ist Russland ein bedeutender Exporteur von Industriemetallen, insbesondere Nickel und Aluminium. Seit 2021 sinkt jedoch der Anteil Russlands an den Exporten der Produktgruppe Aluminium (HS1: 76 - Aluminium und deren Produkte) leicht von 3,6 % im Jahr 2021 auf 3,5 % im Jahr 2023 (ITC, 2024). Der Exportanteil von Nickel (HS: 75) hingegen erhöhte sich von 6,7 % im Jahr 2021 auf 7,7 % im Jahr 2023. Russland ist damit immer noch auf Platz 4 der größten Exporteure. Geringer ist der Anteil Russlands beim Export von Kupfer. Hier liegt der Exportanteil im Jahr 2023 für unraffiniertes Kupfer (HS: 74) bei 2,9 %, gegenüber 2,7 % im Jahr 2021.

Ein anderes Bild zeichnet sich ab, wenn nur der Rohstoff allein in Rohform betrachtet wird. Hier ist Russland ein weitaus wichtigerer Akteur. So stieg der Anteil Russlands am weltweiten Export von Aluminium in Rohform (HS: 7601) von 9,4 % im Jahr 2021 auf 10,5 % im Jahr 2023 an (ITC, 2024). Damit ist Russland der zweitgrößte Exporteur von Rohaluminium. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei Nickel in Rohform (HS: 7502) ab, bei dem Russland mit 12,2 % Platz 3 der größten Exporteure belegt.

Die große Bedeutung Russlands als Rohstoffexporteur dürfte mit ein Grund dafür sein, dass die Preise für Aluminium, Nickel und Kupfer im April kurzfristig anstiegen (vgl. Abbildung 2). Ihr lokales Maximum hatten sie jedoch Mitte Mai erreicht,seitdem sinken die Preise tendenziell wieder. Insbesondere der Preis für Nickel setzt seinen Abwärtstrend von 2023 weiter fort und befindet sich deutlich unter dem Preisniveau des vergangenen Jahres. Eine schwache Nachfrage stößt hier auf ein reichlich vorhandenes Angebot, ausgelöst durch das Ausweiten der indonesischen Produktion seit 2021, wodurch nun weltweit die Hälfte der Produktion auf Indonesien entfällt (U.S. Geological Survey, 2024). Anders sieht es allerdings bei den Preisen für Kupfer und Aluminium aus, die im Vorjahresvergleich deutlich höher ausfallen und seit Anfang 2024 tendenziell steigen. Eine erhöhte Nachfrage aus dem verarbeitenden Gewerbe, insbesondere aus den USA, die auf ein knappes Angebot trifft, dürfte für diese hohen Preise verantwortlich sein. Da Nickel, Aluminium und Kupfer wichtige Inputfaktoren zur Zielerreichung der Energiewende sind und die Nachfrage das Angebot übersteigen dürfte, werden die Preise tendenziell weiter steigen.

Abbildung 2
Entwicklung des HWWI-Index ohne Energie sowie der Preisindizes für Nickel, Kupfer und Aluminium
Entwicklung des HWWI-Index ohne Energie sowie der Preisindizes für Nickel, Kupfer und Aluminium

Quelle: Berlemann et al. (2024).

Kupfer und Aluminium haben den höchsten Anteil der von Deutschland im Jahr 2020 und 2021 importierten Rohstoffe ohne Berücksichtigung der Energierohstoffe. Somit haben die Preisschwankungen von Kupfer und Aluminium eine deutliche Auswirkung auf den HWWI-Rohstoffpreisindex ohne Energie, der somit auch wieder deutlich oberhalb des Vorjahreswerts liegt (vgl. Abbildung 2). Es bleibt abzuwarten, ob die EU weitere Sanktionen einführt. Immerhin war über die Hälfte der russischen Exporte von Nickel im Jahr 2023 für die EU bestimmt, womit Russland im Vergleich zu den EU-Importen deutlich weniger diversifiziert ist. Mehr als die Hälfte der russischen Exporte sind allerdings weiterhin mineralische Brennstoffe, Mineralöle und Erzeugnisse ihrer Destillation.

  • 1Die Trade Map vom International Trade Centre (ITC) basiert auf dem Harmonized System (HS): eine internationale Nomenklatur für die Klassifizierung von Produkten, die von der World Customs Organization (www.wcoomd.org) veröffentlicht wird.

Literatur

Berlemann, M., Eurich, M. & Meyer, H. (2024). HWWI Commodity Price Index: A technical documentation of the 2023 revision. Review of Economics, 75(1), 1–20.

CRMA – Critical Raw Materials Act. (2024). Regulation (EU) 2024/1252. http://data.europa.eu/eli/reg/2024/1252/oj

ITC – International Trade Centre. (2024). Trade Map. https://www.trademap.org/

U.S. Geological Survey. (2024). Mineral Commodity Summaries 2024. https://doi.org/10.3133/mcs2024

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© Der/die Autor:in 2024

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DOI: 10.2478/wd-2024-0149

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